--3,5 Prozent Umsatzwachstum auf über 670 Milliarden erwartet

--HDE: Umsätze legen dieses Jahr real um 1 Prozent zu

--Verband: Es bleiben viele Risiken für den Konsum

(NEU: weitere Aussagen von Pressekonferenz)

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet nach einem schwierigen Jahr 2023 im laufenden Jahr nominal um 3,5 Prozent höhere Umsätze im Einzelhandel. "Real entspricht das einem Plus von einem Prozent", teilte der Verband mit. "Wir gehen davon aus, dass wir insgesamt über 670 Milliarden Euro Umsatz realisieren werden", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen bei der Jahrespressekonferenz des Verbandes. Gleichzeitig blieben aber viele Risiken für den Konsum. Dazu gehörten die Kriege in der Ukraine und in Nahost sowie der sich verschärfende Arbeitskräftemangel.

"Das laufende Jahr wird für den Einzelhandel aller Wahrscheinlichkeit nach besser als das vergangene. Auch wenn die Kaufkraftverluste der letzten beiden Jahre nicht ausgeglichen werden können, ist das zumindest eine positive Signalwirkung für die Branche", sagte der HDE-Präsident. "Die gute Nachricht ist, wir gehen optimistisch in das neue Jahr hinein." Der Handel brauche dafür aber von der Politik Verlässlichkeit, Wettbewerbsgleichheit und weniger Regulierung und Bürokratisierung. "Wir brauchen mehr Freiheit, um unsere wirtschaftlichen Interessen auch entsprechend umzusetzen", mahnte er.

Den vorsichtigen Optimismus spiegele eine aktuelle HDE-Umfrage unter rund 850 Handelsunternehmen in Deutschland wider. Demnach gehe zumindest die Hälfte der Unternehmen von stabilen oder steigenden Umsätzen aus. Greife man den Onlinehandel heraus, so werde deutlich, dass von dort auch 2024 kein großer Wachstumsimpuls zu erwarten sei: Nominal würden die Umsätze in diesem Bereich voraussichtlich um 3 Prozent zulegen, real bleibe ein Plus von 1 Prozent. "Der Onlinehandel hat während der Corona-Jahre einen riesigen Umsatzsprung hingelegt. Es war zu erwarten, dass in der Zeit danach das Wachstum nicht ungebremst weiter geht. Das Umsatzniveau ist und bleibt aber hoch", so von Preen.


   Positive Erwartungen für Nahrung und Getränke 

Die Erwartungen für die einzelnen Segmente der Branche seien allerdings unterschiedlich ausgefallen. Für Nahrung und Genussmittel sowie Getränke sei die Erwartung "eher positiver", sagte der HDE-Präsident. "Man rechnet damit, dass dieses Jahr auch ein gutes Jahr wird." Ähnlich sei es beim Segment Bücher. Auf der anderen Seite schaue man aber in mehreren Kategorien "mit getrübter Stimmung" in das Jahr. Dazu gehörten Fahrräder, aber auch Spielwaren und Haushaltswaren.

Im Gesamtjahr 2023 hatte der Einzelhandelsumsatz laut dem Verband nominal um 2,9 Prozent auf 649,1 Milliarden Euro zugelegt, real bedeutete dies ein Minus von 3,4 Prozent. "Wir sind also als Branche gewachsen, aber nur über die höheren Preise", sagte von Preen. "Das ist keine gute Nachricht." Zu dem realen Rückgang habe insbesondere beigetragen, dass das Weihnachtsgeschäft deutlich schlechter gelaufen sei als prognostiziert. "Die Kaufzurückhaltung der Konsumentinnen und Konsumenten war doch größer, als wir das schon befürchtet hatten." Das habe auch auf das Gesamtjahr deutlich negative Auswirkungen gehabt. Der Onlinehandel gab 2023 nominal um 0,4 Prozent und real um 3,9 Prozent nach.

2024 werde eine "leichte gesamtwirtschaftliche Erholung" erwartet, es blieben aber unkalkulierbare Risiken wie die Kriege in der Ukraine und in Nahost, aber auch der immer weiter um sich greifende Fachkräftemangel. In diesem Zusammenhang warnte der HDE-Präsident vor einem Rechtsruck in Politik und Gesellschaft: "Vielen Branchen der deutschen Wirtschaft geht das Personal aus. Schon allein diese offensichtliche Herausforderung sollte Grund genug sein einzusehen, dass man mit der Ausgrenzung und der Verächtlichmachung von Menschen aus anderen Ländern und Kulturen, die ihr Glück in unserem Land suchen, den Holzweg beschreitet." Jede Politik, die grundsätzlich auf Ausgrenzung oder Abschottung setze, schade der Zukunft des Einzelhandels in Deutschland.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/sha

(END) Dow Jones Newswires

January 31, 2024 06:04 ET (11:04 GMT)