Von Andreas Plecko

FRANKFURT (Dow Jones)--Die erste Woche des neuen Jahres beginnt mit einem ganzen Schwung von Konjunkturdaten, die sich allerdings auf die letzten Monate des alten Jahres beziehen. Dazu zählen Preisdaten aus Deutschland sowie der Eurozone. Hinzu kommen Einzelhandels-, Auftrags-, Produktions- und Exportzahlen sowie Arbeitsmarktdaten aus Deutschland. Am Ende der Woche steht der wohl wichtigste Termin der Woche für die Finanzmärkte an, nämlich der monatliche Jobreport aus den USA.

Im Dezember dürfte die Inflation in Deutschland trotz eines leichten Rückgangs auf einem hohen Niveau geblieben sein. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) sprang im November auf eine Jahresrate von 6,0 (Vormonat: 4,6) Prozent. Das war die höchste Rate seit fast 30 Jahren.

Seit Monaten wird die Inflation angeheizt von steigenden Energiepreisen im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise. Hinzu kommen Materialmangel und Lieferengpässe sowie die Einführung der CO2-Abgabe zu Jahresanfang.

Ökonomen erwarten, dass die Inflationsrate zu Beginn des nächsten Jahres wieder sinkt. EZB-Vertreter haben wiederholt gesagt, dass sie den Inflationsanstieg als vorübergehend betrachten, an den Märkten wird aber zunehmend daran gezweifelt.

Auch in der Eurozone dürfte im Dezember der hohe Preisdruck angehalten haben. Im November hatte sich die jährliche Inflationsrate auf den Rekordwert von 4,9 (Vormonat: 4,1) Prozent erhöht. Das war der höchste Wert seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1997. Hauptursache der hohen Inflation sind Basiseffekte, die stürmische Nachfrage im Rahmen der Post-Corona-Erholung in Verbindung mit Angebotsengpässen und der Anstieg der Energiepreise.

Die EZB rechnet damit dass die Inflation "mittelfristig" wieder unter 2 Prozent sinken wird. Die spannende Frage bleibt jedoch, ob mit den Preisen jetzt auch die Löhne steigen und eine Lohn-Preis-Spirale einsetzt.


Deutsche Produktion klemmt wegen Engpässen 

Die deutsche Industrie dürfte im November wieder mehr Aufträge erhalten haben, nachdem sie im Oktober ein empfindliches Minus von 6,9 Prozent hinnehmen musste. Experten nahmen an, dass die anhaltenden Lieferprobleme der Grund dafür waren, denn wenn nicht schnell genug produziert werden könne, würden weniger Bestellungen aufgegeben. Im Oktober blieben vor allem Großaufträge aus dem Ausland aus. Während die Aufträge aus dem Inland um 3,4 Prozent zulegten, gingen aus dem Ausland 13,1 Prozent weniger Aufträge ein. Für November wird ein Plus von 2,5 Prozent vorhergesagt.

Die deutsche Industrie sollte im November ein leichtes Produktionsplus von 0,5 Prozent erzielt haben. Zwar sind die Auftragsbücher der deutschen Industrie prall gefüllt - aber wegen Engpässen bei Rohstoffen, Vorprodukten und Mikrochips klemmt die Produktion, insbesondere im Automobilsektor. Der Materialmangel hat sich im Dezember nach Berechnungen des Ifo-Instituts nochmals verschärft; 81,9 Prozent der Firmen klagten demnach über Engpässe. "Die Situation in der Industrie ist paradox", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die Auftragsbücher sind voll. Der Materialmangel erlaubt es den Unternehmen aber nicht, ihre Produktion entsprechend hochzufahren."

Trotz Materialengpässen und gestörten Lieferketten sind die deutschen Exporte zuletzt überraschend kräftig gewachsen. Dies könnte ein Zeichen sein, dass sich die Blockaden langsam lösen. Mit einem Plus von 4,1 Prozent verzeichneten die Exporte im Oktober den stärktsen Zuwachs seit einem Jahr. Für November sagen Ökonomen einen weiteren Zuwachs von 0,4 Prozent voraus.

"Der kräftige Anstieg der Exporte und Importe im Oktober erhöht die Chancen, dass die deutsche Wirtschaft über die Jahreswende einer Mini-Rezession aufgrund der vierten Corona-Welle entgehen kann", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts, Sebastian Dullien. Dabei deuteten die Außenhandelszahlen darauf hin, "dass sich die Lieferkettenprobleme in der Industrie allmählich entspannen".


Deutscher Arbeitsmarkt kommt gut durch die Krise 

Der deutsche Arbeitsmarkt hat die Corona-Krise bisher erstaunlich gut verkraftet. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 5,3 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit März 2020, damals betrug die Quote 5,0 Prozent. Die Erholung dürfte sich im Dezember fortgesetzt haben.

Der massive Einsatz von Kurzarbeit hat stärkere Anstiege der Arbeitslosigkeit und Stellenverluste verhindert. Allerdings hat die Corona-Krise die Branchen sehr unterschiedlich getroffen: Vor allem Hotel- und Gastgewerbe, Reisebranche, Handel sowie Logistik haben die Auswirkungen zu spüren bekommen.


US-Arbeitsmarkt setzt Erholung fort 

Der US-Arbeitsmarkt dürfte im Dezember wieder auf seinen Erholungskurs zurückgekehrt sein, nachdem das Jobwachstum im November ins Stocken gekommen war. Ökonomen rechnen mit einem Stellenwachstum von 405.000 (November: 210.000). Die US-Währungshüter beobachten die Beschäftigungszahlen genau, um festzustellen, wie nah die Wirtschaft an der maximalen Beschäftigung ist.

Die USA erlebten ihre kürzeste, aber tiefste Rezession nach dem Ausbruch der Pandemie und befinden sich seither auf einem progressiven, aber unbeständigen Pfad. Im Dezember dürfte die Omikron-Variante noch keine größeren Spuren hinterlassen haben. Die US-Notenbank hat angesichts der hohen Inflation unterdessen einen zügigeren Ausstieg aus ihrer Krisenpolitik beschlossen.

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January 03, 2022 01:00 ET (06:00 GMT)