Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Pandemie-Beschränkungen und der Euro-Stärke setzen Europas Börsen zu.

Der Dax verlor am Donnerstag ein halbes Prozent auf 13.252,86 Punkte und der EuroStoxx50 büßte 0,1 Prozent auf 3518,73 Zähler ein. Am Devisenmarkt war die Gemeinschaftswährung mit 1,2175 Dollar zeitweise so teuer wie zuletzt vor knapp drei Jahren.

Das werde für die Exporteure der Euro-Zone zu einem immer größeren Problem, weil sich die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Waren auf dem Weltmarkt verschlechtere, warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Dass sich der Deutsche Aktienindex in diesem Umfeld weiter relativ stabil zeigt, ist schon ein wenig erstaunlich", warf Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets ein. "Aus Angst, eine Jahresendrally dann zu verpassen, scheinen sich nur wenige Anleger derzeit von ihren Aktien trennen zu wollen."

Unterdessen kletterte der US-Index S&P 500 an auf ein Rekordhoch von 3681,45 Stellen. "Mit dem aktuellen Wechselkurs bekommen die US-Exporteure ein zusätzliches Konjunkturpaket", sagte QC-Experte Altmann. Parallel dazu machte Anlegern die Bewegung im Streit um ein weiteres staatliches Hilfspaket für die US-Wirtschaft Mut.

LOCKDOWN SETZT EUROPÄISCHER WIRTSCHAFT ZU

Wegen der aktuellen Coronavirus-Restriktionen schrumpfte die europäische Wirtschaft im November erstmals seit fünf Monaten wieder. "Das Eurozonen-Wirtschaftswachstum im vierten Quartal dürfte markant schrumpfen", prognostizierte Chris Williamson, Chef-Analyst des Datenanbieters IHS. "Besonders schlimm sieht es aktuell in Frankreich, Spanien und Italien aus." Vor diesem Hintergrund verloren die europäischen Indizes der konjunkturabhängigen Chemie- und Automobilbranche bis zu ein Prozent.

Kopfschmerzen bereiteten Investoren auch die festgefahrenen Brexit-Verhandlungen. "Großbritannien und die EU werden sich sicher auf ein Schmalspur-Abkommen einigen", sagte Etsy Dwek, Chef-Anlagestrategin beim Vermögensverwalter Natixis. Analyst Charalambos Pissouros vom Brokerhaus JFD warnte dagegen, dass ein Scheitern der Gespräche immer wahrscheinlicher werde. Das Pfund Sterling legte dennoch 0,7 Prozent auf 1,1102 Euro zu und markierte mit 1,3496 Dollar sogar ein Zwölf-Monats-Hoch zur US-Valuta. Gleichzeitig sicherten sich aber immer mehr Investoren am Terminmarkt gegen einen Kurseinbruch des Pfund ab.

Parallel dazu verfolgten Investoren aufmerksam die Verhandlungen der "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, über die Produktionsquoten. Insidern zufolge steht einer Anhebung der Fördermengen um 500.000 Barrel pro Tag zur Debatte. Ursprünglich wären die Förderquoten mit dem Auslaufen der aktuellen Vereinbarung zum Jahreswechsel um zwei Millionen Barrel gestiegen. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 48,65 Dollar je Barrel (159 Liter).

ROLLS-ROYCE UND BOEING IM AUFWIND

Am europäischen Aktienmarkt gehörte Rolls-Royce mit einem Kursplus von 14 Prozent zu den Favoriten. Einem Medienbericht zufolge will der Triebwerkshersteller wieder in den Markt für kleinere Düsenflugzeuge (Jetliner) mit nur einem Kabinengang einsteigen.

An der Wall Street rückten die Titel des Rolls-Royce-Kunden Boeing knapp sieben Prozent vor. Das seit Anfang 2019 mit einem Startverbot belegte Modell 737 MAX war am Mittwoch erstmals nach der Freigabe durch die US-Flugaufsichtsbehörde FAA mit Medienvertretern an Bord gestartet. Am 29. Dezember soll dieser Maschinentyp wieder in den Passagierflugbetrieb zurückkehren.