Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Die Aussicht auf neue Konjunkturpakete in den USA unter einem voll von den Demokraten kontrollierten Kongress sorgt am Mittwoch an der Wall Street für Kauflaune und neue Rekorde. Mit großer Sicherheit haben nämlich die Demokraten bei den Stichwahlen die beiden Senatssitze in Georgia erobert. Und mit den Demokraten verbinden Börsianer die Erwartung weiterer staatlicher Hilfspakete, mithin positive Konjunkturimpulse.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass dies mit höheren Schulden und mutmaßlich höheren Steuern verbunden sein dürfte. Zudem gelten die Demokraten als regulierungswilliger als die Republikaner, unter anderem mit Blick auf die Unternehmensgiganten im Technologiesektor.

Etwas relativiert werden diese Hoffnungen und Sorgen dadurch, dass die demokratische Mehrheit im Senat hauchdünn sein wird und lediglich auf der entscheidenden Stimme der künftigen Vizepräsidentin in ihrer Funktion als Senatspräsidentin beruht. "Wenn sich die Wolken erst verzogen haben, wird man sehen, dass die blaue Wende nur eine sehr marginale ist", sagt Chefstrategin Seema Shah von Principal Global Investors.

Untermauert werden die Erwartungen weiterer Konjunkturstimuli unterdessen von enttäuschend ausgefallenen Arbeitsmarktdaten für Dezember aus der US-Privatwirtschaft.

Am Aktienmarkt schlägt sich diese Gemengelage in deutlich steigenden Kursen nieder, wobei die Technologieaktien dem breiten Markt tendenziell hinterherhinken. Der Dow-Jones-Index macht zur New Yorker Mittagszeit einen Satz um 1,6 Prozent nach oben auf 30.882 Punkte. Zuvor hatte er mit 30.935 Punkten ein neues Rekordhoch erreicht. Der S&P-500 liegt 1,1 Prozent höher, auch er markierte schon ein neues Allzeithoch. Die technologielastigen Nasdaq-Indizes zeigen sich derweil in engen Grenzen uneinheitlich.

Am Anleihemarkt steigt das Zinsniveau deutlich, die Kurse fallen also entsprechend. Die Zehnjahresrendite macht einen Satz um fast 9 Basispunkte auf 1,04 Prozent. Sie liegt damit erstmals seit März 2020 wieder über der 1-Prozent-Marke.

Der Dollar zieht nach seiner jüngsten Durststrecke mit den höheren Zinsen an. Der Dollar-Index gewinnt 0,3 Prozent. Der Goldpreis steht stark unter Druck, zum einen wegen der steigenden Zinsen, zum anderen, weil es durch den steigenden Dollar für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum teurer wird. Zudem ist es auch als sicherer Hafen aktuell nicht gesucht. Die Feinunze verbilligt sich um 41 Dollar oder gut 2 Prozent auf 1.908.


   Finanzaktien in - Technologieaktien out 

Die Kurse der großen Technologieunternehmen wie Apple, Amazon, Alphabet, Facebook, Microsoft oder Netflix geben zwischen 0,7 und 2,2 Prozent ab.

Klar favorisiert werden Aktien aus dem Finanzsektor. Der S&P-500-Bankindex liegt rund 6 Prozent im Plus, gefolgt von den ebenfalls zyklischen Auowerten, deren Index um 4,8 Prozent zulegt. Bankaktien sind zum einen wegen ihrer Konjunkturreagibilität gesucht, zum anderen aber vor allem wegen des deutlich steigenden Zinsniveaus. Höhere Zinsen machen das traditionelle Kreditgeschäft für die Banken einfacher und lukrativer. Von den höheren Zinsen profitieren auch Versicherer, deren Subindex gut 3 Prozent gewinnt.

Unter den Einzelwerten steigen Moderna um 4,1 Prozent, nachdem die zuständige EU-Behörde nun grünes Licht für den Covid-Impfstoff des US-Unternehmens auch für Europa gegeben hat. Der Kurs des Impfstoffwettbewerbers Biontech legt um 3,5 Prozent zu.

Change Healthcare machen einen Satz um 31 Prozent nach oben, Unitedhealth gewinnen 0,6 Prozent. Der US-Krankenversicherer kauft für rund 7,8 Milliarden Dollar das Technologieunternehmen für das Gesundheitswesen.

AmerisourceBergen springen um 7,3 Prozent an. Der Pharmagroßhändler übernimmt für 6,5 Milliarden Dollar die Mehrheit des Pharmagroßhandelsgeschäfts Alliance Healthcare von Walgreens Boots Alliance. Dadurch wird sich die fast 30-prozentige Beteiligung, die Walgreens an AmerisourceBergen bereits hält, weiter vergrößern und Walgreens größter Einzelaktionär. Walgreens legen um über 4 Prozent zu.

Tesla machen 5 Prozent gut auf 772,11 Dollar. Morgan Stanley hat das Kursziel auf 810 von 540 Dollar angehoben.

Wie gewonnen so zerronnen bei den US-Hinterlegungsscheinen der chinesischen Telekomunternehmen China Telecom, China Mobile und China Unicom. Sie verlieren zwischen 3,7 und 6,1 Prozent. Die New Yorker Börse hat eine erneute Kehrtwende gemacht und wird die Notierung der drei Aktien nun doch beenden. Hintergrund ist eine frühere Anordnung von US-Präsident Donald Trump, die darauf abzielt, den Handel mit Wertpapieren von Unternehmen mit Verbindung zum chinesischen Militär zu verbieten.


  Ölpreise weiter auf dem Weg nach oben und über 50 Dollar 

Am Ölmarkt geht es nach dem kräftigen Vortagesschub weiter nach oben. Nachdem der WTI-Preis am Dienstag erstmals seit Februar kurzzeitig über 50 Dollar pro Barrel gestiegen war, liegt er nun mit einem Plus von 1,4 Prozent auf 50,63 Dollar solide darüber. Nach dem Opec+-Kompromiss zur zukünftigen Ölförderung am Vortag sorgt nun der allgemeine Konjunkturoptimismus für weiter steigende Preise. Außerdem sind die US-Ölvorräte in der vergangenen Woche deutlich gesunken.


 
INDEX            zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA           30.882,28       1,61        490,68           0,90 
S&P-500         3.769,23       1,14         42,37           0,35 
Nasdaq-Comp.   12.876,08       0,45         57,12          -0,09 
Nasdaq-100     12.775,45      -0,21        -26,93          -0,88 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         0,15       2,8        0,12     -105,4 
5 Jahre         0,43       5,2        0,38     -149,4 
7 Jahre         0,74       6,8        0,67     -151,0 
10 Jahre        1,04       8,9        0,95     -140,1 
30 Jahre        1,82      11,0        1,71     -124,9 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Mi, 8:00 Uhr  Di, 17:28 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,2302     +0,05%        1,2315         1,2280   +0,7% 
EUR/JPY                126,98     +0,52%        126,53         126,17   +0,7% 
EUR/CHF                1,0832     +0,28%        1,0809         1,0797   -1,3% 
EUR/GBP                0,9043     +0,20%        0,9037         0,9022   +1,3% 
USD/JPY                103,22     +0,48%        102,73         102,74   -0,1% 
GBP/USD                1,3604     -0,14%        1,3629         1,3611   -0,5% 
USD/CNH (Offshore)     6,4498     +0,19%        6,4379         6,4408   -0,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             35.065,00     +2,14%     35.294,50      32.557,36  +20,7% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               50,72      49,93         +1,6%           0,79   +4,5% 
Brent/ICE               54,54      53,60         +1,8%           0,94   +5,5% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.905,30   1.949,40         -2,3%         -44,10   +0,4% 
Silber (Spot)           26,92      27,55         -2,3%          -0,63   +2,0% 
Platin (Spot)        1.102,75   1.116,28         -1,2%         -13,53   +3,0% 
Kupfer-Future            3,64       3,64         -0,0%          -0,00   +3,6% 
 

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January 06, 2021 12:39 ET (17:39 GMT)