NEW YORK (Dow Jones)--Der erste Fed-Schreck scheint an der Wall Street am Donnerstag schon wieder verflogen zu sein. Hatte der Aktienterminmarkt zunächst noch eine Fortsetzung der Verluste aus dem späten Vortagessgeschäft angedeutet, dürfte der Kassamarkt nun etwas fester in den Donnerstag starten. Analysten sind sich einig, dass Verluste in Zinserhöhungszyklen meist nicht von Dauer seien. Dauerhaft hohe Inflation sei dagegen ein Phänomen, das das Wachstum bremse und letztlich auch die Gewinnentwicklung der Unternehmen dämpfe, heißt es im Handel.

Falkenhaft eingestufte Aussagen von US-Notenbankgouverneur Jerome Powell hatten die US-Börsen im späten Handel ins Minus gedrückt. Die Zinsentscheidung der US-Notenbank selbst überraschte nicht, die Kommentare von Powell dagegen schon. Powell hatte die erste Zinserhöhung im März praktisch angekündigt und wollte die Vorstellung nicht ausschließen, dass auf jeder Sitzung Zinserhöhungen kommen könnten. Zudem betonte er, dass die Fed "flink" sein müsse bei der Bekämpfung der Inflation.

Die Schlagzeilen zeigten, dass die Fed "ein Eile ist. Die Fed hat sehr schnell ernst gemacht und das hat Auswirkungen auf die Märkte", sagt Marktstratege John Vail von Nikko Asset Management mit Blick auf die Verluste des Vortages. Von anderer Seite wird die Inflation aber als das größere Übel angesehen. Bei der laufenden Berichtsperiode werde daher verstärkt darauf geachtet, ob Unternehmen den Inflationsdruck weiterreichen könnten oder aber die Margen belastet würden, so ein Händler.


   BIP steht Zinserhöhung nicht im Wege 

Starke und deutlich über der Markterwartung liegende US-BIP-Daten zum vierten Quartal liefern indes weitere Argumente für Zinserhöhungen, auch die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten sind besser als gedacht ausgefallen. Der Auftragseingang langlebiger Güter ist im Dezember aber deutlicher als befürchtet gesunken. Hier könnte die Inflation bereits Bremsspuren hinterlassen haben.

Der Dollar zeigt sich extrem fest mit der Aussicht auf deutlich steigende Zinsen. Der Dollarindex legt um 1,3 Prozent zu. Der feste Greenback drückt den Euro auf den niedrigsten Stand seit über eineinhalb Jahren. "Mit der Konzentration der US-Notenbank auf die Inflationsbekämpfung sind weitere Dollar-Gewinne drin", sagt Analyst Ricardo Evangelista von Activtrades.

Am Rentenmarkt fallen die Renditen leicht, nachdem sie am Vortag nach oben geschossen waren. Auf dem ermäßigten Kursniveau kauften Anleger nun wieder Anleihen - gerade vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts, heißt es.

Der feste Dollar sowie die Aussicht auf deutliche Zinserhöhungen belasten den Goldpreis. Die Ölpreise erklimmen frische Siebenjahreshochs. Auch hier verweisen Händler an den Ukraine-Konflikt mit dem Hauptakteur Russland, einem wichtigen Erdölförderer.


   Intel und McDonald's unter Druck 

Intel geben vorbörslich 3 Prozent nach, nachdem der Chiphersteller im vierten Quartal zwar mit Umsatz und Gewinn die Erwartungen übertroffen hat, der Ausblick aber Licht und Schatten enthält.

Lam Research kommen um 4,2 Prozent zurück. Der Zulieferer der Halbleiterindustrie hat knapp im Rahmen der Erwartungen liegende Quartalsergebnisse gemeldet, aber auch betont, dass sich die Probleme in der Lieferkette Ende Dezember verstärkt hätten.

Tesla werden 0,7 Prozent höher gesehen. Der Elektroautobauer hat trotz der Chipknappheit für 2021 einen Rekordgewinn berichtet.

Einen Satz um über 9 Prozent nach oben machen Qualtrics. Die SAP-Tochter rutschte im vierten Quartal zwar tiefer in die roten Zahlen als erwartet, übertraf aber mit dem Umsatzwachstum die Prognosen deutlich.

Gut kommen Geschäftszahlen und insbesondere der Ausblick von Levi Strauss (+7,8%) an.

Ein Kursdebakel erleben Teradyne (-20,1%). Der Hersteller von Testsystemen für Mikroprozessoren übertraf zwar mit den Geschäftszahlen die Erwartungen, verfehlte sie aber beim Ausblick.

Chemiekonzern Dow übertrifft im vierten Quartal die Gewinnerwartungen, der Kurs steigt um 2,6 Prozent.

Mastercard geben nach Viertquartalsausweis um 1,1 Prozent ab.

Die US-Schnellrestaurantkette McDonald's hat im vierten Quartal zwar dank Preiserhöhungen und Werbeaktionen Umsatz und Ergebnis erhöht, blieb aber mit dem Wachstum hinter den Erwartungen zurück. Der Kurs sinkt um 2,4 Prozent.


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US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  1,18       +3,2        1,14       44,5 
5 Jahre                  1,67       -1,5        1,69       41,3 
7 Jahre                  1,80       -2,8        1,83       36,3 
10 Jahre                 1,83       -3,7        1,87       32,1 
30 Jahre                 2,12       -4,4        2,17       22,3 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Do, 8:11  Mi, 17:30   % YTD 
EUR/USD                1,1152      -0,8%      1,1216     1,1282   -1,9% 
EUR/JPY                128,69      -0,2%      128,59     128,99   -1,7% 
EUR/CHF                1,0388      +0,0%      1,0375     1,0397   +0,1% 
EUR/GBP                0,8334      -0,2%      0,8354     0,8347   -0,8% 
USD/JPY                115,39      +0,6%      114,64     114,34   +0,2% 
GBP/USD                1,3381      -0,6%      1,3426     1,3515   -1,1% 
USD/CNH (Offshore)     6,3712      +0,5%      6,3538     6,3280   +0,3% 
Bitcoin 
BTC/USD             36.826,97      +0,9%   36.074,53  38.157,82  -20,3% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               88,28      87,35       +1,1%       0,93  +17,9% 
Brent/ICE               90,70      89,96       +0,8%       0,74  +16,4% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.799,37   1.819,52       -1,1%     -20,16   -1,7% 
Silber (Spot)           22,88      23,54       -2,8%      -0,67   -1,9% 
Platin (Spot)        1.022,92   1.037,48       -1,4%     -14,56   +5,4% 
Kupfer-Future            4,46       4,52       -1,3%      -0,06   -0,2% 
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DJG/DJN/flf/smh

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January 27, 2022 09:09 ET (14:09 GMT)