Börsen-Zeitung: Vorschusslorbeer, Marktkommentar von Christopher
Kalbhenn
   Frankfurt (ots) - Die Bilanz der globalen Aktienmärkte nach der 
ersten Handelswoche des neuen Jahres kann sich durchaus sehen lassen.
In allen Regionen haben die größeren Märkte ohne Ausnahme zugelegt.

   S&P 500 und FTSE 100 markierten Rekordstände, in Deutschland hat 
der MDax ein Allzeithoch und der Dax immerhin den höchsten Stand seit
August 2015 erreicht. Allerdings ging der Aufwärtsbewegung im Verlauf
der ersten Handelswoche an manchen Börsen die Luft aus, so dass sich 
die Avancen in überschaubaren Grenzen hielten. So haben der Dax 1 
Prozent und der japanische Nikkei 1,8 Prozent zugelegt.

   Das ist jedoch immer noch beachtlich, wenn berücksichtigt wird, 
wie groß die Strecke ist, die die Indizes zuvor in einem sehr kurzen 
Zeitraum zurückgelegt haben, so etwa der deutsche Standardwerteindex,
der nach dem Wahlsieg von Donald Trump am 9. November 2016 im 
vorbörslichen Handel noch Tiefen knapp oberhalb der Marke von 10.000 
ausgelotet hat und am 3. Januar bis auf 11.637 Zähler gestiegen ist.

   Es ist nachvollziehbar, dass die Marktteilnehmer jetzt erst mal 
auf die Bremse treten. Die Bewertungen haben durch die so genannte 
Trump-Rally mittlerweile recht hohe Niveaus erreicht. So liegt 
beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des amerikanischen 
Aktienmarkts auf Basis der Konsensschätzungen für 2017 bei 17,3. Legt
man die Prognose für das abgelaufene Jahr zugrunde, liegt es sogar 
bei 19,4. Dabei ist zusätzlich zu bedenken, dass sowohl der 
Aktienmarkt- als auch der Konjunkturzyklus bereits sehr betagt sind 
bzw. sich in einem weit fortgeschrittenen Stadium befinden, was im 
Prinzip auf Baisse-Risiken hindeutet.

   Die Strategen der Citigroup haben die aktuelle Konstellation mit 
der Ausgangslage vor den beiden zurückliegenden Baisse-Phasen 
verglichen. Das gleitende globale KGV auf Basis der Konsensprognosen 
für die kommenden zwölf Monate ist mittlerweile auf anspruchsvolle 16
gestiegen. Das ist zwar spürbar niedriger als auf dem Höhepunkt der 
völlig überzogenen Dotcom-Hausse im März 2000, als es einen 
Spitzenwert von 24 erreichte, aber bereits ein gutes Stück höher als 
im Hausse-Hoch des Oktober 2007, als es bei 14 lag.

   Allerdings gibt es große Unterschiede zu damals. Die Zinsen sind 
deutlich niedriger, die Marktteilnehmer bei weitem nicht so 
euphorisch wie 2000 und 2007, die Aktienmärkte haben eine Phase 
massiver Mittelabflüsse hinter sich anstatt eines Massenansturms der 
Anleger wie vor allem zur Jahrtausendwende. Derzeit liegen insgesamt 
deutlich weniger Verkaufssignale vor, als dies vor dem Beginn der 
beiden zurückliegenden Baissen der Fall war. Das ändert aber nichts 
an der Tatsache, dass die Aktienmärkte auf den nun erreichten Niveaus
eine Menge Vorschusslorbeer enthalten. Kurzum: Die Rally muss auch 
von der Konjunktur- und der Gewinnseite untermauert werden.

   Damit kommt in nächster Zeit ein doppelter Lackmustest auf die 
Aktienmärkte zu. So wird entscheidend sein, wie das 
wirtschaftspolitische Programm der neuen US-Regierung im einzelnen 
aussieht. Erst dann kann auf solider Basis eingeschätzt werden, ob 
die zuversichtlichen Erwartungen über die Folgen von Trumps Programm 
für Konjunktur und Unternehmensgewinne berechtigt sind - und die 
weitgehende Ausblendung der potenziellen Risiken seiner 
protektionistischen Neigung.

   Zum anderen beginnt in der neuen Woche mit den Zahlen von Alcoa 
die Quartalsberichtssaison in den Vereinigten Staaten. Im dritten 
Quartal 2016 und damit schon vor Trumps Wahlsieg haben die 
Unternehmensgewinne dies- und jenseits des Atlantiks die Wende 
geschafft bzw. erstmals seit langem insgesamt Zuwächse im Vergleich 
zum Vorjahresquartal erreicht. Das ist unter anderem auf die Erholung
des Ölpreises zurückzuführen, die sich seither noch fortgesetzt hat. 
Ebenso wichtig wie Trumps wirtschaftspolitisches Programm wird nun 
sein, dass die Zahlen der Unternehmen, aber auch ihre Ausblicke, in 
den kommenden Wochen die Hoffnungen bestätigen, dass sich die 
Aufwärtsbewegung der Gewinne fortsetzt.

   Geht beides in die richtige Richtung, wäre der Weg frei für eine 
Fortsetzung der Aktienmarkt-Rally. Die amerikanischen Indizes würden 
weiter von Rekord zu Rekord jagen, und der Dax könnte dann durchaus 
in den kommenden Monaten über die Marke 12.000 und ebenfalls auf neue
Rekordhöchststände klettern.

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