FRANKFURT (awp international) - Die US-Notenbank Fed hält an ihrer historisch lockeren Geldpolitik fest. Zugleich sieht sie die Wirtschaft auf dem Weg in Richtung einer etwas weniger grosszügigen Geldpolitik. Ihren Leitzins bestätigte die Fed nach ihrer Zinssitzung am Mittwoch. Er liegt weiter zwischen null und 0,25 Prozent. Auch die Wertpapierkäufe, mit denen die Wirtschaft zusätzlich gestützt werden soll, werden zunächst im bisherigen Tempo fortgeführt.

Das meinen Ökonomen zu den geldpolitischen Entscheidungen der Fed:

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"Auch wenn sich die Fed heute in Zurückhaltung übt, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Fed könnte in den kommenden Monaten den Weg zum Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik ebnen - so viel kann aus der heutigen Sitzung des Offenmarktausschusses herausgelesen werden. Das aktuelle Umfeld war den US-Währungshütern heute zu heiss, um mit konkreten Massnahmen die geldpolitische Wende einzuleiten."

Christian Scherrmann, US-Volkswirt DWS

"Die Fed hat es anscheinend nicht eilig und einige Unsicherheiten bestehen ja nach wie vor. Die volkswirtschaftlichen Daten sind noch immer verzerrt und die Wirtschaft hat sich auch noch nicht 'vollständig erholt', wie es in der offiziellen Erklärung weiter heisst. Auch beim sensiblen Thema Inflation hält die Fed ihren Kurs. 'Grösstenteils vorübergehend' ist wahrscheinlich die neue Umschreibung für etwas höhere Inflationsraten für den Rest des Jahres - etwas, das die Notenbanker zwar nicht kalt lässt, jedoch auch keine übereilten Massnahmen erfordert. Manchmal braucht es eben nur eine ruhige Hand."

Elmar Völker, Volkswirt Landesbank Baden-Württemberg

"Die US-Notenbanker haben heute keine wesentlichen neuen geldpolitischen Pflöcke eingerammt, aber sie signalisieren, dass ein Zurückfahren des Anleihekaufprogramms langsam, aber sicher näher rückt. (...) Als nächstes dürften alle Beobachter nun gespannt auf das jährliche Symposium der Fed in Jackson Hole Ende August blicken, von welchem weitere Hinweise ausgehen könnten, wie lange der Prozess der Annäherung an ein Tapering noch dauert. Wir rechnen derzeit damit, dass die Drosselung der Käufe Anfang 2022 beginnt, wobei Rückschläge auf diesem Weg im Falle neuerlich stark steigender Corona-Risiken aber nicht auszuschliessen sind."

Bernd Weidensteiner, Volkswirt Commerzbank

"Die Fed hat heute ein erstes vorsichtiges Signal gegeben, dass der Zeitpunkt für eine Rückführung der Anleihekäufe näher rückt. Dies war heute aber noch nicht das von einigen erhoffte klare Signal, das gleichsam einen Countdown startet und zwei Sitzungen später in die tatsächliche Tapering-Entscheidung mündet. Vielmehr gesteht man einen gewissen Fortschritt zu und verweist auf die Daten, womit man sich eine gewisse Flexibilität bewahrt."

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