Sam Bankman-Frieds plötzliche Verwandlung vom weißen Ritter zum Versager

Sam Bankman-Fried hat sich einen Ruf als Retter der Kryptoindustrie erworben, als er Anfang des Jahres zwei Plattformen rettete. Aber als FTX, die von ihm mitbegründete und bis Freitag geleitete Börse, eine Rettungsleine brauchte, war keine in Sicht.

Bis zu dieser Woche galt der 30-jährige Amerikaner als Liebling der digitalen Vermögenswerte, der durch den Betrieb einer der größten Krypto-Plattformen der Welt ein persönliches Vermögen in Milliardenhöhe anhäufte. Aber als die Händler sich beeilten, ihre Gelder von FTX abzuziehen, leugnete Bankman-Fried dies und sagte den Anlegern, er sei überzeugt, dass das Unternehmen gerettet werden würde, so eine mit der Situation vertraute Quelle. Am Freitag hatte FTX Konkurs angemeldet. Er entschuldigte sich wiederholt.

"Niemand hat gesagt, dass mit SBF etwas nicht stimmt", sagte Marius Ciubotariu, Mitbegründer des Hubble-Protokolls, einer dezentralen Kreditplattform. Der Zusammenbruch des Unternehmens hat die Märkte überrascht, denn Bankman-Fried galt als geschäftstüchtiger Gründer, der in der Lage war, Geschäfte zu machen, sagte er.

In Finanzkreisen unter seinen Initialen SBF bekannt, war Bankman-Fried zu einer prominenten und unkonventionellen Figur in der Branche geworden. Er trug sein typisches wildes Haar, T-Shirts und kurze Hosen bei Podiumsdiskussionen mit Staatsmännern wie dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und dem ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair sowie dem Supermodel Gisele Bündchen. Bankman-Fried wurde auch schnell zu einem der größten Spender der Demokraten in den Vereinigten Staaten und spendete 5,2 Millionen Dollar für die Kampagne von Präsident Joe Biden für 2020.

Das Krypto-Wunderkind begann seine Karriere bei Jane Street Capital, eine Entscheidung, die nach eigenen Angaben von dem Wunsch beeinflusst wurde, Geld zu verdienen, um sein Interesse an effektivem Altruismus zu verfolgen, einer Bewegung, die Menschen dazu ermutigt, Spenden für wohltätige Zwecke zu priorisieren.

Er hat ein Vermögen angehäuft, das von Forbes vor einem Jahr auf 26,5 Milliarden Dollar geschätzt wurde, indem er die Preisunterschiede bei Bitcoin in Asien und den Vereinigten Staaten ausnutzte. Bankman-Fried startete schließlich 2017 das Krypto-Handelsunternehmen Alameda Research und gründete ein Jahr später FTX. Das Unternehmen wurde im Januar mit 32 Milliarden Dollar bewertet.

Der Zusammenbruch von FTX hat den Bitcoin in dieser Woche auf ein Zweijahrestief fallen lassen, da die Befürchtung besteht, dass die Probleme des Unternehmens auf andere Kryptounternehmen übergreifen werden. Die Mitarbeiter wurden von dem Zusammenbruch überrumpelt. Einige von ihnen schickten entschuldigende Briefe an ihre Kunden, in denen sie sich schockiert über die Geschehnisse äußerten, so eine mit der Angelegenheit vertraute Person.

FTX ernannte am Freitag John J. Ray III, einen Restrukturierungsexperten, zum CEO. Er beaufsichtigte die Liquidation von Enron, dem Energiehandelsriesen, der 2001 durch einen Skandal und Konkurs zusammenbrach.

"Viele Leute haben dies mit Lehman verglichen - ich würde es mit Enron vergleichen", sagte der ehemalige Finanzminister Larry Summers in einem Interview mit Bloomberg TV.

Trotz seiner jüngsten prominenten Unterstützung, seines Bekanntheitsgrades und seiner namhaften Geldgeber war Bankman-Fried in den Anfangstagen nicht sehr zuversichtlich, was die Aussichten von FTX betraf.

"Ich dachte, wir würden scheitern", sagte Bankman-Fried auf einer Konferenz im Juni, Wochen bevor FTX und Alameda zwei angeschlagenen Krypto-Plattformen den Rücken stärkten. "Ich dachte, wir würden scheitern, weil niemand es jemals benutzen würde.