Berlin/Frankfurt (Reuters) - Bundeskanzler Olaf Scholz hat deutschen Sparern versichert, dass sie keine negativen Auswirkungen durch den Zusammenbruch einiger US-Banken befürchten müssen.

"Wir haben einen erheblichen Fortschritt zu der Situation der damaligen Finanzkrise 2008/09", sagte er am Dienstag in Berlin. Die öffentliche Aufsicht über die Banken habe sich deutlich verbessert. Die "sehr klare Antwort" der amerikanischen, britischen, europäischen und deutschen Aufsicht zeige, dass man die Lage genau beobachte und schnell reagiere, fügte er hinzu. "Das ist das Beste, was man zur Sicherheit von Anlagen tun kann", betonte Scholz. "Insofern ist das wirklich kein Grund, dass sich irgendjemand hier in Deutschland große Sorgen machen muss." 2008 hatte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem damaligen Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) versichert, dass die Spareinlagen der Bürger nicht gefährdet seien. Bereits am Montag hatte der Regierungssprecher den historischen Vergleich zurückgewiesen, weil die derzeitige Lage eine andere sei.

Offenbar teilen Bankenkunden in Deutschland - anders als in den USA - diese entspannte Haltung. Nach Angaben der Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin liegen keine Anzeichen vor, wonach Bankkunden in Deutschland ihre Einlagen verlagern würden. Das teilte die Bafin am Dienstag auf eine Reuters-Anfrage zu den Folgen der Bankpleiten in den USA mit. Auslöser der Äußerungen war der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA. Es ist der größte Zusammenbruch einer Bank seit der Finanzkrise 2008. Weil das Institut auf die Finanzierung von Technologiefirmen spezialisiert war, stehen auch Startup-Firmen unter Druck.

Die Ratingagentur Moody's sieht allerdings aufgrund der unterschiedlichen Bilanzstrukturen der europäischen Banken geringere Ansteckungsrisiken im Zuge der Turbulenzen im US-Bankensektor. Der Anleihebestand europäischer Geldhäuser sei niedriger und die Einlagen sicherer, heißt es in einer Analyse. EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis rechnet deshalb auch nicht mit größeren Auswirkungen der Pleite der US-Bank SVB auf Europa.

In den USA gibt es laut einem Bericht der "Financial Times" nach dem Zusammenbruch der SVB allerdings einen Run auf große US-Banken wie JPMorgan und Citigroup. Eine Welle von Kunden wolle ihre Konten von kleineren Kreditgebern zu den großen US-Banken verlegen.

(Bericht von Andreas Rinke, Klaus Lauer, Marta Orosz; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)