JERUSALEM (dpa-AFX) - Angehörige der israelischen Gaza-Geiseln haben bei einer Sondersitzung des Parlaments in Jerusalem mit Sprechchören gegen eine Rede von Regierungschef Benjamin Netanjahu protestiert. Netanjahu betonte bei der Sondersitzung der Knesset am Montag, nur durch militärischen Druck könnten die von der islamistischen Hamas in den Gazastreifen entführten Menschen befreit werden. "Ohne militärischen, operativen und diplomatischen Druck werden wir nicht in der Lage sein, alle Geiseln freizubekommen. Und deshalb werden wir eines nicht tun: Wir werden nicht aufhören zu kämpfen", bekräftige Netanjahu laut einer Mitteilung seines Büros.

Angehörige der Geiseln riefen unterdessen von der Tribüne aus im Chor immer wieder "Jetzt, jetzt, jetzt", um ihrer Forderung nach sofortigen Maßnahmen für die Befreiung der noch mehr als 100 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln Nachdruck zu verleihen. Sie hielten Transparente, auf denen unter anderem "80 Tage Hölle" stand, wie in Videos zu sehen war und die Zeitungen "Times of Israel" und "Haaretz" berichteten. Viele fordern eine zweite Feuerpause für einen Austausch der Verschleppten gegen in Israel inhaftierte Palästinenser. Bei einer ersten mehrtägigen Feuerpause Ende November waren 105 Geiseln gegen 240 Palästinenser ausgetauscht worden.

Auslöser des Gaza-Kriegs war die Terrorattacke der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen. Sie brachten mehr als 1200 Menschen um. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive, bei der nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher mehr als 20 600 Menschen im Gazastreifen getötet und mehr als 54 500 verletzt wurden./ro/DP/he