Berlin (Reuters) - Am Immobilienmarkt hellt sich die Lage weiter auf und lässt viele Kaufinteressenten Morgenluft schnuppern.

"Es fühlen sich wieder mehr Deutsche ermutigt, den Traum von der eigenen Immobilie angehen zu wollen", sagte Jörg Utecht, Chef der Interhyp Gruppe, zu einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Münchner Vermittlers für Baufinanzierungen. Der Markt erhole sich schrittweise, vor allem seit Anfang 2024. "Die lähmende Verunsicherung ist zum guten Teil aus dem Markt gewichen." Grund sei, dass die Zinsen stabil sowie auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau seien und Verkäufer von Immobilien wieder verhandlungsbereiter seien. Dies sorge für eine größere Auswahl an attraktiven Objekten.

Erstmals seit der einstigen Zinswende nach oben im Jahr 2022 halten der Umfrage zufolge wieder mehr Menschen in Deutschland den Wunsch nach der eigenen Immobilie für besser erreichbar. In der Interhyp-Leistbarkeitsstudie 2023 hatte noch jeder zweite Befragte den Markt als "überdreht oder überhitzt" beschrieben. Ein Jahr später ist es nun nur noch jeder dritte. "2024 werden wieder mehr Chancen am Markt wahrgenommen", sagte Utecht. Auch wenn für gut die Hälfte der Befragten der Kauf einer unsanierten Bestandsimmobilie nicht in Frage komme, seien gerade bei Objekten mit niedriger Energieeffizienz deutliche Preisabschläge zu erzielen. Hier sollte man sich allerdings von Sachverständigen gut beraten lassen, was das Sanieren koste.

"PROJEKTENTWICKLUNGSMARKT LIEGT NACH WIE VOR BRACH"

Derweil hinkt der Markt für Projektentwicklungen noch weitgehend hinterher. "Der Abschwung hat sich abgeflacht, aber die jüngsten Trends wie Projektverzögerungen, geringe Zahl an Baustarts und Insolvenzen von Projektentwicklern bleiben bestehen", teilte das Immobilien-Analysehaus Bulwiengesa zu einer Studie mit. "Der Projektentwicklungsmarkt liegt nach wie vor brach", sagte Bulwiengesa-Fachmann Felix Embacher. Besonders problematisch sei der Rückzug der Projektentwickler aus den großen Metropolen im Wohnungsbau - "also genau dort, wo Neubau die angespannte Wohnungssituation lindern müsste". Dort gingen die Projektflächen um elf Prozent im Vergleich zur Auswertung des Vorjahres zurück. "Die Mieten werden weiter steigen."

Von Ende Dezember 2023 bis Ende Juni sank die gesamte Projektfläche deutschlandweit um 6,8 Prozent, wie aus den Bulwiengesa-Daten hervorgeht. Am stärksten war der Rückgang im Bereich Büro mit 9,7 Prozent und am geringsten bei Logistikflächen (-3,3 Prozent). Beim Wohnen gab es ein Minus von 9,2 Prozent. "Die kleineren Städte und das Umland sind noch am ehesten in der Lage, der Projektentwicklungskrise zu trotzen", erläuterte Embacher. "Hier sind die Gesamtentwicklungskosten aufgrund niedrigerer Grundstückskosten in der Regel günstiger." Diese Märkte seien auch über einen längeren Zeitraum weniger schwankungsanfällig und hätten damit in Krisenzeiten auch weniger "Rückschlagpotenzial".

Derweil geht Interhyp-Chef Utecht davon aus, dass sich die Zinsen für zehnjährige Baukredite auch in der kommenden Zeit in einem Korridor zwischen 3,5 und 4,0 Prozent bewegen. Zugleich ebbe die Inflation ab und Lohnerhöhungen schlügen durch. In Summe dürfte das Barometer, ob sich Menschen eine Immobilie zum Wohnen leisten könnten, auf dem aktuellen Niveau bleiben. Dies sei deutlich besser als im vorigen Jahr.

(Bericht von Klaus Lauer und Tom Sims; redigiert von Reinhard Becker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)