Berlin (Reuters) - Trotz Lieferengpässen ist die deutsche Industrie im Juni noch stärker gewachsen.

Der Einkaufsmanagerindex stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,7 auf 65,1 Punkte, wie das Institut IHS Markit am Donnerstag zu seiner Umfrage auf Basis endgültiger Daten mitteilte. In vorläufigen Zahlen war lediglich ein Wert von 64,9 Punkten ermittelt worden. Das Barometer tendiert jetzt mehr als 15 Punkte über der Marke von 50, ab der die Wachstumszone beginnt. Die Industrie profitiert derzeit von der steigenden Nachfrage aus Übersee - insbesondere USA und China. Doch litt sie auch im Juni unter massiven Versorgungsengpässen, durch die geringe Verfügbarkeit an Rohstoffen und Schiffscontainern.

Doch davon lässt sich die Branche offenkundig nicht entmutigen. Der Geschäftsausblick verbesserte sich erneut und übertraf sogar das vorherige Rekordhoch vom April. Laut Markit-Experte Phil Smith zeichnen die Markit-Daten vom Juni ein "rundum positives Bild" der deutschen Industrie. Dass sich die Lieferzeiten etwas weniger stark verlängerten, sei auch eine gute Nachricht. Sie spiegele zumindest teilweise die jüngsten Kapazitätserweiterungen in vielen Firmen wider. Diese würden außerdem dazu beitragen, das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage auszugleichen und Lieferengpässe zu reduzieren. Allerdings seien die Missverhältnisse immer noch weitverbreitet und es werde einige Zeit dauern, bis sie ganz behoben seien.

Trotz Lieferengpässen verzeichnete die Industrie in der Euro-Zone ein Rekordwachstum. Der Einkaufsmanagerindex legte im Juni um 0,3 Punkte auf 63,4 Zähler zu. Das Barometer liegt damit den zwölften Monat in Folge über der Wachstumsschwelle. Markit-Chefökonom Chris Williamson verweist darauf, dass die Nachfrage wegen der Lockerungen der Corona-Restriktionen und im Zuge des Impffortschritts angezogen hat. Kapazitäts- und Transportengpässe schränkten jedoch die Verfügbarkeit von Produktionsmaterialien ein, was - zusammen mit dem rasanten Nachfrageboom - die Preise in einem bisher nie dagewesenem Ausmaß in die Höhe getrieben habe: Die Unternehmen seien aber "absolut bereit", höhere Preise zu zahlen, um eine ausreichende Versorgung mit Schlüsselmaterialien sicherzustellen.