Der Ausbruch des Virus in Südkorea und Japan treibe ihnen Sorgenfalten auf die Stirn, sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. Da helfe auch die leichte Entspannung der Lage in China kaum.

Dax und EuroStoxx50 verloren am Donnerstag jeweils ein knappes Prozent auf 13.664 und 3836,57 Punkte. Den Großteil dieser Verluste verbuchten sie im Sog einer fallenden Wall Street in den letzten Handelsminuten. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte gut ein Prozent ein. Weitere größere Kursrücksetzer seien aber nicht zu erwarten, prognostizierte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Investoren gehen davon aus, dass die Regierungen und Notenbanken die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen abfedern können." Die chinesische Zentralbank machte hierzu einen Schritt und senkte die Zinsen. "Ich gehe fest davon aus, dass das nicht der letzte Zinsschritt der chinesischen Notenbank in diesem Jahr war", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

"SICHERE HÄFEN" GOLD UND DOLLAR GEFRAGT - ÖL AUCH TEURER

Die Virus-Sorgen trieben erneut Anleger in "sichere Häfen". Die "Antikrisen-Währung" Gold markierte mit 1623,45 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) ein Sieben-Jahres-Hoch. Für heimische Anleger kostete das Edelmetall 1505,01 Euro - so viel wie noch nie. Am Devisenmarkt flüchteten Investoren in die Weltleitwährung Dollar. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, erreichte mit 99,91 Punkten ein Drei-Jahres-Hoch. Im Gegenzug war der Euro mit 1,0775 Dollar so billig wie zuletzt im Frühjahr 2017.

Am Rohöl-Markt drängten Spekulationen über Lieferengpässe die Angst vor einer geringeren Nachfrage in China in den Hintergrund, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Libyens Ölförderung sei wegen der dortigen Kämpfe eingeschränkt. "Zudem gibt es offenbar Sorgen, dass die US-Sanktionen gegen eine Handelseinheit von Rosneft ausländische Käufer davor abschrecken könnten, Öl vom größten russischen Ölproduzenten zu kaufen." Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um ein Prozent auf 59,71 Dollar je Barrel (159 Liter).

LUFTHANSA LÄSST WEGEN CORONAVIRUS MASCHINEN AM BODEN

Am Aktienmarkt stiegen Anleger vor allem bei Fluggesellschaften aus. Die Lufthansa lässt wegen ausgesetzter Flüge nach China Langstreckenjets am Boden. Konkurrent Air France-KLM warnte vor Belastungen in Höhe von bis zu 200 Millionen Euro durch den Coronavirus. Dies überschatte die starken Zahlen für das vierte Quartal 2019, konstatierten die Analysten des Research-Hauses Davy. Die Aktien der französisch-niederländischen Firma verloren 3,3 Prozent. Lufthansa-Titel büßten 2,5 Prozent ein.

Zu Spitzengruppe im Dax zählte der Gesundheitskonzern Fresenius mit einem Kursplus von 2,3 Prozent. Die Aktien der Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) stiegen sogar um 3,7 Prozent. Fresenius habe mit seinen Geschäftszahlen die Markterwartungen übertroffen, stellte Analyst Volker Braun vom Bankhaus Lampe fest. Bei FMC habe die Gewinnmarge positiv überrascht.

An der Wall Street rückte L Brands ins Rampenlicht. Der Mode- und Kosmetikkonzern gibt die Mehrheit an seiner schwächelnden Unterwäsche-Tochter "Victoria's Secret" an den Finanzinvestor Sycamore ab. Dabei die Dessous-Marke mit 1,1 Milliarden Dollar bewertet. "Das sieht nach einem Notverkauf aus", schrieb Analyst Jaime Katz vom Research-Haus Morningstar. Der Verkaufserlös reiche nicht aus, um verlorene Umsätze und Gewinne auszugleichen. L Brands-Aktien legten dennoch 1,4 Prozent zu.