Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich erneut vorsichtig zur Perspektive eines digitalen Euro geäußert. "Bevor wir Argumente gegeneinander abwägen und Entscheidungen treffen, brauchen wir ein genaues Verständnis der Wirkungen und Zielkonflikte digitalen Zentralbankgelds", sagte Weidmann zur Eröffnung einer Konferenz über die Zukunft des Zahlungsverkehrs in Europa.

Deshalb habe das Eurosystem bisher noch keine Entscheidung über die Einführung eines digitalen Euro getroffen. "Und selbst wenn wir uns für digitales Zentralbankgeld entscheiden sollten, wäre seine umsichtige Einführung eine immense logistische und technische Herausforderung und würde Zeit brauchen", sagte er.

Weidmann warnte die EZB davor, private Initiativen zu verdrängen, die aus Sicht der Kunden Lösungen bringen könnten, die denen digitalen Zentralbankgelds ähnelten. "Die Konsumenten sollten aus einem breiten Spektrum von Zahlungsmethoden die wählen können, die ihren Präferenzen hinsichtlich Sicherheit, Bequemlichkeit, Geschwindigkeit, Kosteneffizienz und Schutz der Privatsphäre entsprechen", sagte Weidmann.

Er fügte hinzu: "Es ist zuallererst Aufgabe des Privatsektors, innovative Zahlungslösungen zu entwickeln und anzubieten. Wir Zentralbanken müssen technologische Vorreiter sein, weil die Zahlungssysteme unsere Infrastruktur brauchen. Das beinhaltet die Arbeit an digitalem Zentralbankgeld."

Kontakt zum Euro: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/apo

(END) Dow Jones Newswires

November 27, 2020 04:26 ET (09:26 GMT)