Europa sollte nach Ansicht des früheren Bundesbankchefs Axel Weber die Corona-Krise als Chance begreifen, die Bankenunion voranzutreiben.

Die Situation biete die Gelegenheit für "einen Neuanfang", sagte der UBS-Verwaltungsratschef am Montag auf einer Finanzkonferenz in Frankfurt. So sollte zumindest bei der Behandlung von Geldhäusern mit Sitz außerhalb der Europäischen Union eine "wirklich" einheitliche europäische Linie gefahren werden. "Mit einem EU-Banken-Kodex, mit einem EU-Abwicklungsfonds und einer einheitlichen EU-Aufsicht", forderte Weber. Falls ein solches System stehe, sollte es den europäischen Geldhäusern freigestellt sein, sich diesem anzuschließen. Weber äußerte sich zuversichtlich, dass die meisten Banken ein solches neues System wählen würden.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist seit Herbst 2014 für die Kontrolle der großen Banken im Währungsraum zuständig - mittlerweile auch für UBS Europe SE, die Tochtergesellschaft der Schweizer UBS im Währungsgebiet. Die fortlaufende Aufsicht über bedeutende Banken wird von gemeinsamen Aufsichtsteams ausgeübt. Für jede bedeutende Bank gibt es ein eigenes Team, das sich aus Mitarbeitern der EZB und der nationalen Aufsichtsbehörden zusammensetzt. Banken, die nicht als bedeutend eingestuft werden, werden weiterhin von den nationalen Aufsichtsbehörden beaufsichtigt, allerdings in enger Zusammenarbeit mit der EZB.