München (Reuters) - AMS-Osram hofft nach dem großen Konzernumbau auf eine Trendwende im zweiten Halbjahr. "Es geht jetzt darum, das große Potenzial dieses Unternehmens trotz des konjunkturellen Gegenwinds umzusetzen", sagte der Vorstandschef des deutsch-österreichischen Sensor- und Licht-Konzerns, Aldo Kamper, am Freitag in München. "Wir sind auf dem richtigen Weg." Schwarze Zahlen werde AMS-Osram in diesem Jahr nach dem Verlust von 1,6 Milliarden Euro 2023 zwar noch nicht schreiben, das operative Ergebnis werde sich aber bei wachsenden Umsätzen im Kerngeschäft verbessern, sagte Finanzvorstand Rainer Irle. AMS-Osram müsse allein 180 Millionen Euro Zinsen im Jahr zahlen. Auf eine genaue Prognose legten sich Kamper und Irle nicht fest.

Zu Jahresbeginn belaste die schwache Nachfrage aus der Medizintechnik und der Industrie - hier vor allem aus der Baubranche - das fusionierte Unternehmen noch. Zudem lasse die Nachfrage aus der chinesischen Autoindustrie nach. Für das erste Quartal rechnet der Vorstand mit einem Umsatzrückgang auf 800 bis 900 Millionen Euro, bei einer operativen Umsatzrendite (Ebit-Marge) von vier bis sieben Prozent. Vom zweiten Halbjahr an machten sich dann die langfristigen, milliardenschweren Aufträge aus der Autoindustrie bemerkbar, die AMS-Osram gewonnen habe. "Wir werden auch dann strukturell wachsen, wenn nicht so viele Autos gebaut werden", sagte Kamper. Denn Sensoren spielten im Auto eine immer größere Rolle, auch mit Blick auf die Sicherheit.

Kampers Optimismus steckte die Börsianer an: Die Aktien von AMS-Osram sprangen am Freitag in Zürich um 16 Prozent auf 2,26 Franken. Im vierten Quartal 2023 landete der Konzern mit einem Umsatz von 908 Millionen (2022: 1,18 Milliarden) Euro und einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) von 62 (86) Millionen in der oberen Hälfte der eigenen Prognosen. Kamper und Irle hatten AMS-Osram mit einem 2,25 Milliarden Euro umfassenden Finanzierungspaket und einer gut 800 Millionen Euro schweren Kapitalerhöhung entschuldet. zum Jahresende sank die Schuldenlast um knapp 600 Millionen auf 1,7 Milliarden Euro. AMS hat sich mit der vier Milliarden Euro schweren Übernahme von Osram fast verhoben.

Im abgelaufenen Jahr brach der Umsatz um 25 Prozent auf 3,59 Milliarden Euro ein. Grund dafür war das wegbrechende Geschäft mit Chips zur Gesichtserkennung in Apple-Smartphones. Das bereinigte operative Ergebnis ging um 43 Prozent auf 233 Millionen Euro zurück, der Nettoverlust stieg nach Firmenwert-Abschreibungen auf 1,61 (0,44) Milliarden. Die Mobiltelefon-Sensorchips waren lange das Aushängeschild von AMS, doch die Technik gilt als überholt. Das Auslaufen der Handy-Aufträge kostete laut Irle 400 Millionen Euro Umsatz, der Verkauf von Teilen des Lampen-Geschäfts rund eine halbe Milliarde.

Teile des Geschäfts mit Chips für die Konsumelektronik mit 300 bis 400 Millionen Euro Umsatz will Kamper nun verkaufen. "Es sieht so aus, als würden wir alle Geschäfte verkaufen können", sagte er. Die Gespräche mit Käufern seien weit fortgeschritten.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)