Frankfurt (Reuters) - Der abnehmende Preisdruck lässt Anleger in Europa zur Wochenmitte weiter auf Zinssenkungen wetten.

Der Dax machte sich am Mittwoch zunächst wieder in Richtung der Marke von 17.000 Punkten auf, bevor er die Gewinne von bis zu 0,3 Prozent wieder abgab und bei 16.734 Punkten verharrte. Der EuroStoxx50 zog ebenfalls zunächst leicht an und drehte dann um 0,2 Prozent ins Minus auf 4528 Zähler.

"Für den Deutschen Aktienindex bleibt ein erneuter Test der 17.000er Marke das Ziel für den Rest des Börsenjahres", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Broker CMC Markets. "Kommentare aus der US-Notenbank Fed, die die hohen Zinssenkungserwartungen wieder etwas einfangen sollten, werden vom Markt in bekanntem Stil ignoriert."

Vor allem in Großbritannien heizte ein überraschend starker Inflationsrückgang die Wetten auf Zinssenkungen im neuen Jahr an. Die britische Teuerungsrate fiel im November deutlicher als erwartet auf 3,9 Prozent, nach 4,6 Prozent im Oktober und lag damit so niedrig wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Anleger jubelten und trieben den Blue-Chip-Index FTSE 100 um bis zu 1,6 Prozent nach oben. Investoren rechnen nun für Mai fest mit einer Zinssenkung der britischen Notenbank.

Die Wetten auf Zinssenkungen im kommenden Jahr setzten unterdessen dem Pfund zu. Im Gegenzug stieg der Euro gegenüber der britischen Landeswährung um bis zu 0,5 Prozent auf 86,68 Pence. Zudem fiel das Pfund um bis zu 0,7 Prozent auf 1,2644 Dollar. Auch die Renditen britischer Staatsanleihen sanken deutlich.

Positive Signale kamen zudem aus Deutschland: Die Erzeugerpreise sind im November stärker gefallen als erwartet. Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Benzin bis Zucker - verlangten durchschnittlich 7,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Damit gaben die Erzeugerpreise den fünften Monat in Folge deutlich nach.

ARGENX MIT REKORDKURSSTURZ

Bei den Einzelwerten bescherte ein erneuter Rückschlag bei einer Arzneimittelstudie der belgischen Biotechfirma Argenx einen Rekordeinbruch beim Aktienkurs. Die Firma stürzte in Brüssel um rund 30 Prozent ab und verlor damit mehr als sieben Milliarden Euro Marktwert. Eine Medikamentenstudie für eine seltene Gruppe blasenbildender Autoimmunerkrankungen habe die primären oder sekundären Endpunkte nicht erreicht. Dies sei der zweite schmerzhafte Schlag für Argenx innerhalb kurzer Zeit, sagten die Analysten von KBC Securities. Vor wenigen Wochen hatte eine Studie zum Einsatz eines Mittels gegen die Autoimmunkrankheit ITP enttäuscht.

Gegenwind gab es auch für die Deutsche Post, nachdem der US-Rivale FedEx seinen Umsatzausblick für das Gesamtjahr kassiert hatte. Die Titel des Bonner Konzerns sanken zum Handelsauftakt um bis zu drei Prozent und waren damit der schwächste Dax-Wert. Ein überraschend starker Ausblick schob dagegen United Internet kräftig an. Die Aktien kletterten um 8,5 Prozent an die Spitze des MDax. "Die guten Aussichten für die Gruppe verheißen Gutes für die Aktie", sagte ein Händler.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)