DALLAS/NEW YORK (dpa-AFX) - Im Streit um mögliche Störungen im Flugverkehr durch neue 5G-Frequenzen haben die US-Mobilfunkanbieter AT&T und Verizon eingelenkt. Die zusätzlichen 5G-Signale sollten nicht wie geplant an diesem Mittwoch, sondern erst in zwei Wochen aktiviert werden, teilten beide Unternehmen am Montag in Dallas und New York mit. Zuvor hatten die Firmen eine Bitte der Aufsichtsbehörden und des US-Verkehrsministers Pete Buttigieg noch abgelehnt, die Inbetriebnahme der neuen 5G-Frequenzen zu verschieben.

Allerdings hatten Verizon-Chef Hans Vestberg und sein AT&T-Kollege John Stankey am Sonntag angeboten, bei der Nutzung der neuen 5G-Frequenzbänder in der Nähe bestimmter US-Flughäfen ein halbes Jahr zu pausieren. Die konkreten Flughäfen sollen mit der Luftfahrtindustrie und den US-Behörden abgestimmt werden. An diesem Vorschlag wolle man festhalten, betonte AT&T am Montag.

Die Beamten der Luftfahrtbehörde FAA und des Verkehrsministeriums befürchten, die betreffende 5G-Technik könnte bestimmte Flugzeugelektronik stören. Insbesondere müssten die Auswirkungen auf Funkhöhenmesser der Flugzeuge geprüft werden. Mit Einführung der Technik drohten etwa bei schlechter Sicht "weitreichende und inakzeptable Unterbrechungen" des Luftverkehrs. Diese könnten zur Umleitung oder Streichung zahlreicher Flüge führen. Die Mobilfunkanbieter sowie die Federal Communications Commission, die die Einführung der neuen Signale genehmigt hat, bestreiten ein Risiko.

Nach Berechnungen des Branchenverbandes Airlines for America könnten im schlimmsten Fall bis zu 350 000 Passagierflüge im Jahr mit Kosten von rund 2,1 Milliarden US-Dollar (1,86 Mrd Euro) von Störungen betroffen sein, falls die 5G-Dienste nicht abgeschwächt werden. Das würde sich auf rund 32 Millionen Reisende sowie 5400 Frachtflüge auswirken, teilte der Verband mit.

Die Bundesnetzagentur teilte mit, in Deutschland gebe es ein deutlich geringeres Gefährdungspotenzial. Hintergrund ist, dass in der Bundesrepublik andere 5G-Frequenzen als in den USA genutzt werden. "Gleichwohl werden in den zuständigen europäischen Gremien unter Beteiligung der Bundesnetzagentur, der Flugsicherheitsbehörden sowie von Vertretern der Mobilfunk- und Luftfahrtindustrie weitere Untersuchungen vorgenommen, um Beeinflussungen sicher ausschließen zu können", hieß es von der Behörde. So seien bei ersten Messungen in Frankreich und Norwegen keine konkreten Beeinflussungen festgestellt worden./ngu/wdw/jha/mis