Zürich (Reuters) - Der neue Konzernchef Peter Feld hat den Startschuss für einen tiefgreifenden Umbau des weltgrößten Schokolade-Herstellers Barry Callebaut gegeben.

Das Schweizer Unternehmen will über die nächsten zwei Jahre 500 Millionen Franken investieren und damit das Wachstum ankurbeln, wie Barry Callebaut am Mittwoch mitteilte. Gleichzeitig soll ein Sparprogramm die Kosten um rund 250 Millionen Franken oder 15 Prozent drücken. Zudem besetzt Feld mehrere Posten im Spitzenmanagement neu. Weitere Einzelheiten zur Strategie und zu den mittelfristigen Ziele will Barry Callebaut am 1. November zusammen mit den Jahreszahlen vorlegen.

"Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, das Unternehmen mit strategischen Zukunftsinvestitionen auf die nächste Stufe zu bringen", sagte Feld. Der Deutsche, der früher das Marktforschungsunternehmen GfK und den Kochgeschirr-Hersteller WMF geleitet hatte, ersetzte im April abrupt den damaligen Barry-Konzernchef Peter Boone. "Barry Callebaut hat in den vergangenen Quartalen die Investoren mehrfach enttäuscht", kommentierte Reto Lötscher, Analyst der Luzerner Kantonalbank.

Inzwischen hat Feld offenbar mehrere Schwächen bei dem Zürcher Unternehmen ausgemacht. So soll der Kontakt zu den Kunden stärker den Länderorganisationen überantwortet und damit dezentralisiert werden. Die regionale Präsenz werde von derzeit drei auf fünf regionale Einheiten ausgeweitet. Über neue digitale Plattformen solle die Markteinführung von Produkten beschleunigt werden. Barry beliefert mit mehr als 13.000 Mitarbeitern Nahrungsmittelriesen wie Nestle oder Mondelez, aber auch gewerbliche Kunden wie Chocolatiers, Bäcker, Hotels und Restaurants mit Füllungen, Dekorationen und Schokoladenmischungen.

Die Qualität der Produkte solle mit einer Verbesserung der Lieferketten angehoben werden. 2022 kämpfte das Unternehmen mit Salmonellen-Verunreinigung in der Fabrik im belgischen Wieze. Die Einsparungen sollen unter anderem durch die Senkung der Betriebskosten und eine "Optimierung" der Produktionsstätten erreicht werden.

Die Geschäftsleitung werde auf sechs von derzeit neun Mitgliedern verkleinert. Drei Personen ziehen in das Gremium neu ein. So soll Peter Vanneste, der zuletzt CFO der Körperpflegefirma Ontex war, Finanzchef werden. Drei Manager verlassen den Konzern.

"Die heutige Ankündigung sieht nach einem radikalen strategischen Kurswechsel und einer starken Wette auf den neuen CEO Peter Feld aus, der seine Position mit drei wichtigen Neueinstellungen gestärkt hat", erklärte Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy. Er erwarte eine deutliche Reduzierung der Produktionsstandorte und der Mitarbeiterzahl. "Bei Barry Callebaut bleibt momentan kein Stein auf dem anderen", sagte ZKB-Analyst Daniel Bürki. Die markanten Umstellungen würden allerdings Zeit benötigen. An der schwächeren Börse zogen die Barry-Aktien knapp ein Prozent an.

Der mit einem Anteil von 30 Prozent größte Aktionär von Barry Callebaut, die Jacobs Holding, begrüßte den Umbau. Barry Callebaut bleibe langfristig eine wichtige Investitionen für Jacobs. Die Beteiligungsgesellschaft der Familie von Klaus Jacobs sei von den Wachstumsperspektiven des Unternehmens überzeugt. Vor seiner Berufung an die Spitze von Barry Callebaut hatte Feld die Jacobs Holding geleitet.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)