FRANKFURT (Dow Jones)--Bayer scheint in der aktuellen Energiekrise zu den Unternehmen zu gehören, die wegen der exorbitant steigenden Kosten nicht erheblich Federn lassen müssen. Im Gegenteil: Die Markterwartungen zum Gewinn im Gesamtjahr liegen im Schnitt über den Versprechungen des Konzerns, so dass zumindest einige Analysten bereits die klare Erwartung äußern, dass in Leverkusen bei Vorlage der Drittquartalszahlen am frühen Dienstagmorgen erneut die Prognose angehoben wird.
Aus Sicht der Analysten von Stifel hat Bayer unterschätzt, wie stabil auf hohem Niveau der Preis des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat geblieben ist. Im Sommer hatte Vorstandschef Werner Baumann die Jahresziele schon einmal angehoben. Damals war allerdings von einer bevorstehenden Normalisierung der Glyphosat-Preise die Rede.
Darauf werden Anleger achten:
ZAHLEN: Eigentlich ist das dritte Quartal das schwächste im Agrargeschäft. Geprägt ist es auch davon, in welchem Maße die Händler überschüssiges Saatgut zurückgeben. Laut Stifel haben US-Farmer ihre Anbauflächen ausgeweitet, so dass der Effekt in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen könnte als sonst. Rückenwind dürften überdies der starke Dollar und der starke brasilianische Real gegeben haben. Da im Pharmageschäft mehr Kosten als Umsätze in der US-Währung anfallen, sollte die Euro-Schwäche hier dämpfend auf den Gewinn gewirkt haben. Bei den verschreibungsfreien Medikamenten und Gesundheitsprodukten wird angesichts verstärkten Marketings das Plus beim Gewinn wohl deutlich hinter dem Wachstum bei den Einnahmen zurückbleiben.
AUSBLICK: Während die Umsatzerwartung des Marktes für 2022 im Rahmen der Bayer-Prognose liegt, kalkulieren Analysten mit mindestens 1 Milliarde Euro mehr bereinigtem EBITDA als der Finanzchef des Leverkusener Konzerns. Stifel geht gar davon aus, dass Bayer sein Ziel um 1,6 Milliarden Euro übertrifft, weil dort die Marge im Agrargeschäft um 3 Punkte höher veranschlagt wird als bisher vom Unternehmen selbst.
GLYPHOSAT: Vor dem Supreme Court der USA ist Bayer mangels politischer Rückendeckung im August mit dem Versuch gescheitert, die Welle der Schadensersatzklagen wegen angeblicher Krebsrisiken des Herbizids mit einem höchstrichterlichen Urteil auszubremsen. Nun müssen 33.000 offen gebliebene Schadensersatzklagen doch noch mit Vergleichen beigelegt oder Prozessen beendet werden. Also rückt das Thema noch einmal in den Blick.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum dritten Quartal und für das Gesamtjahr 2022:
=== . PROG PROG PROG 3. QUARTAL 3Q22 ggVj Zahl 3Q21 Umsatz Konzern 10.983 +12% 14 9.781 -Pharmaceuticals 4.938 +9% 14 4.539 -Consumer Health 1.478 +10% 14 1.346 -Crop Science 4.512 +17% 14 3.850 EBITDA bereinigt Konzern 2.307 +10% 14 2.089 -Pharmaceuticals 1.546 +13% 14 1.366 -Consumer Health 327 +6% 14 308 -Crop Science 589 +25% 14 471 Ergebnis nach Steuern u Dritten 603 +609% 12 85 Ergebnis je Aktie Core 1,11 +6% 14 1,05 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj22 ggVj Zahl Gj21 Umsatz Konzern 50.482 +15% 19 44.081 -Pharmaceuticals 19.689 +7% 17 18.349 -Consumer Health 6.025 +14% 17 5.293 -Crop Science 24.589 +22% 17 20.207 EBITDA bereinigt Konzern 13.514 +21% 19 11.179 -Pharmaceuticals 6.102 -- 17 5.779 -Consumer Health 1.383 +16% 17 1.190 -Crop Science 6.751 +44% 17 4.698 Ergebnis nach Steuern und Dritten 4.859 +386% 19 1.000 Ergebnis je Aktie Core 7,90 +21% 19 6,51 Dividende je Aktie 2,35 +18% 17 2,00 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie und Dividende in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens, Prognosen von Vara Research
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com
DJG/rio/smh
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November 07, 2022 23:45 ET (04:45 GMT)