--Bayer fokussiert sich auf neues Organisationsmodell

--CEO will Konzernaufspaltung auf jeden Fall "nicht jetzt"

--Stärkung der Pharmapipeline, Senkung von Schulden geplant

--2 Milliarden Euro Einsparungen bis Ende 2026

(NEU: weitere Details, Aussagen von CEO)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Bayer-Chef Bill Anderson will den Pharma- und Agrarchemiekonzern in den nächsten zwei bis drei Jahren mit einem neuen Organisationsmodell schlagkräftiger machen, auf eine Aufteilung oder Abspaltung von Teilen des Geschäftes aber zunächst verzichten. "Unsere Antwort auf die Frage nach Strukturveränderungen lautet 'nicht jetzt' - aber das sollte nicht als 'nie' missverstanden werden", sagte Anderson zur Vorlage der Jahresbilanz in London laut Redetext.

"Wir haben drei starke Divisionen. Aber an vier Stellen gibt es dringenden Handlungsbedarf", sagte Anderson. In den nächsten zwei bis drei Jahren werde sich Bayer darauf konzentrieren, eine starke Pharma-Pipeline aufzubauen, die Rechtsrisiken rund um Glyphosat zu verringern und die Verschuldung zu senken. 2 Milliarden Euro will Bayer bis Ende 2026 mit Hilfe des neuen Organisationsmodells einsparen, das bis zum Jahresende weltweit ausgerollt werden und verkrustete Leitungsstrukturen aufbrechen soll. Das wird wie angekündigt zu einem erheblichen Personalabbau unter den weltweit 17.000 Führungskräften führen. Wie viele Stellen genau wegfallen, ist aber weiter offen.

Im Pharmageschäft braucht Bayer dringend Erfolge in der Pipeline, nachdem kürzlich der experimentelle Gerinnungshemmer Asundexian mit enttäuschenden Ergebnissen floppte. Das Medikament galt mit einem Spitzenumsatz von 5 Milliarden Euro als wichtigstes Pharmaprodukt um die beiden Bestseller Xarelto und Eylea zu ersetzen, deren Patentschutz ausläuft.

Überdies belasten die Rechtsstreitigkeiten wegen des Unkrautvernichters Glyphosat und der Chemikalie PCB das Unternehmen weiter massiv. Jüngste Urteile zu Lasten von Bayer nähren die Befürchtung, dass die Rückstellungen nicht ausreichen könnten. Anderson kündigte an, die Strategie hier anpassen und "neue Ansätze inner- und außerhalb der Gerichtssäle" verfolgen zu wollen.

Ein wichtiges Ziel für Bayer ist der Erhalt eines Investmentgrade-Ratings. Moody's prüft seit November eine Herabstufung der Bonität, weil die geringen Mittelzuflüsse es zunehmend unwahrscheinlich erscheinen lassen, dass Bayer den Verschuldungsgrad auf einem angemessenen Niveau halten kann. Die Aktionäre müssen in den nächsten drei Jahren auf eine große Dividende verzichten, um dem Schuldenabbau "oberste Priorität" zu geben, wie Anderson sagte. "Dieser Schritt wird uns helfen, bis Ende 2026 in Richtung eines Single-A-Ratings voranzukommen."

Anderson muss hohe Erwartungen des Finanzmarktes erfüllen, um Vertrauen zurückzugewinnen, das sein Vorgänger Werner Baumann mit der Übernahme des Agrarkonzerns Monsanto verspielt hat. Investoren forderten nach seinem Amtsantritt eine Überprüfung der Konzernstruktur: Mindestens sollte das Geschäfts mit Gesundheitsprodukten abgespalten werden, einige forderten sogar eine komplette Aufspaltung des Konzerns.

Diesen Überlegungen erteilte der Texaner jetzt eine Absage: "Bei einem Börsengang oder einer Ausgliederung hätten wir 18 bis 24 Monate lang alle Hände voll damit zu tun", es bleibe keine Kapazitäten für die Lösung der übrigen Probleme. "Seit ich bei Bayer bin, habe ich mit vielen CEOs gesprochen, die große strukturelle Veränderungen umgesetzt haben", sagte Anderson. Die Botschaft sei klar gewesen: "Man kann entweder das operative Geschäft neu aufsetzen, um die Performance zu verbessern, oder man kann eine große strukturelle Veränderung vornehmen - aber man kann nicht beides gleichzeitig tun."

Die Analysten von Jefferies rechnen mit negativen Marktreaktionen auf die Strategieaussagen des Bayer-Chefs. Dieser habe darauf hingewiesen, dass das Unternehmen bei seinen strukturellen Optionen nur begrenzten Handlungsspielraum habe, heißt es in einer Schnelleinschätzung.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/jhe

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March 05, 2024 03:12 ET (08:12 GMT)