(Neu: Aussagen von Finanzchef Lutz, Analysten, Kurs und mehr Details)

LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Die Bayer-Kunststofftochter Covestro <1COV.ETR> blickt nach einem starken dritten Quartal mit mehr Zuversicht auf das laufende Jahr. Covestro habe auch im dritten Quartal von einer starken Nachfrage profitiert, sagte Konzernchef Patrick Thomas am Dienstag. Der MDax-Konzern habe die gute Entwicklung aus dem ersten Halbjahr nahtlos fortgesetzt. Finanzchef Frank Lutz stellte für 2016 einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,9 Milliarden Euro in Aussicht. Bisher hatte die Latte bei etwa 1,78 Milliarden gelegen. Das Mengenwachstum soll weiterhin im einstelligen Prozentbereich liegen. Bereits nach dem ersten Halbjahr hatte Covestro die Prognose angehoben.

Auch im dritten Quartal profitierten die Leverkusener von höheren Absatzmengen. Zudem verbessere sich die Auslastung kontinuierlich, sagte Lutz der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut ein Fünftel auf 574 Millionen Euro zu. Beim Umsatz sorgten niedrigere Verkaufspreise und negative Währungseffekte aber für einen Dämpfer. Mit 3,02 Milliarden Euro blieben die Erlöse stabil. Dennoch legte der Gewinn unter dem Strich um 61,9 Prozent auf 259 Millionen Euro zu. Vor einem Jahr hatten Kosten für den Börsengang aufs Ergebnis gedrückt. Analysten hatten im Schnitt insgesamt weniger auf dem Zettel.

Am Finanzmarkt war die Reaktion entsprechend positiv. Der Kurs der Aktien legte zunächst deutlich zu und lag zuletzt noch 0,09 Prozent im Plus. Händler und Analysten zeigten sich positiv überrascht. Ein Händler sprach von einem "hervorragenden" Quartal und Commerzbank-Analyst Lutz Grüten gar von "sensationellen" Resultaten. Covestro war vor rund einem Jahr zu 24 Euro je Aktie an die Börse gegangen. In der vergangenen Woche hatten der Kurs bei 55,65 Euro seinen bisher höchsten Stand erreicht.

Lutz signalisierte angesichts der positiven Geschäftsentwicklung auch eine deutlich höhere Dividende. Rein rechnerisch liegt die Ausschüttung nach neun Monaten am unteren Zielband bereits bei 99 Cent. Die Einstandsdividende hatte 70 Cent betragen. Darüber hinaus sieht Lutz auch Spielraum für Zukäufe. Konkrete Ziele gebe es derzeit aber nicht. Covestro habe die Schulden schneller als gedacht reduziert.

Das stärkste Mengenwachstum verzeichnete Covestro im dritten Quartal beim transparenten Kunststoff Polycarbonat. Dieser wird etwa für CD-Rohlinge verwendet. Auch das Polyurethan-Geschäft lief gut. Diese Materialien werden als Schäume etwa in der Auto-, Bau- und in der Elektroindustrie verwendet. Beim Geschäft mit Beschichtungen und Spezialchemikalien blieb die Dynamik am geringsten. Der Preisdruck in allen Segmenten hielt an. Dank höherer Mengen und Margen legte das operative Ergebnis aber bei Polyurethan stark zu.

Insgesamt haben sich die Konjunkturperspektiven aber leicht eingetrübt. Das globale Wirtschaftswachstum dürfte im laufenden Jahr etwas geringer ausfallen als bisher gedacht, und im kommenden Jahr dürfte die Dynamik etwas nachlassen, heißt es im Quartalsbericht. Für die Hauptabnehmerbranchen rechnet der Konzern im Schlussquartal mit einer etwas schwächeren Entwicklung als bisher prognostiziert. Die Erwartungen an die Auto- und Möbelindustrie hätten sich etwas abgeschwächt. Das sei aber ein rein saisonaler Effekt, betonte Lutz. Covestro wachse regelmäßig stärker als die Gesamtwirtschaft.

Auch nach dem Börsengang vor rund einem Jahr hält der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer noch rund 64 Prozent an Covestro. Der Kunststoffspezialist mit weltweit knapp 15 700 Mitarbeitern war zuvor als Bayer MaterialScience bekannt./jha/stw/stb

Unternehmen im Artikel: Bayer AG, Covestro AG