Die Bundesregierung und die Länder Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bürgen für einen 330 Millionen Euro schweren Notkredit, wie der Spezialist für Kabel und Bordnetze am Montag in Nürnberg mitteilte. Nach hausgemachten Problemen hatte sich Leoni erst Mitte März mit seinen Banken auf einen Rettungspaket über mehr als 200 Millionen Euro geeinigt - und war dann infolge der Coronakrise abermals in Existenznot geraten.

"Mit der neuen Betriebsmittellinie wird finanzieller Spielraum geschaffen zur Sicherung des Fortbestands des Geschäftsbetriebs und zur Durchfinanzierung der Gruppe", erklärte Leoni. Der Kreditvertrag mit den Hausbanken solle zeitnah unterschrieben werden. Damit verfügt der Konzern nach Angaben eines Sprechers über Kreditlinien von insgesamt gut 1,3 Milliarden Euro. Ein Großteil des neuen Darlehens, dessen Ausfallrisiko der Staat zu 90 Prozent trägt, soll sofort ausgezahlt werden, ein kleinerer Teil erst später fließen.

Wie bereits das Rettungspaket vom März, das neben einer verbesserten Kreditlinie auch weitere Liquiditätsmaßnahmen umfasste, soll auch das neue Darlehen mitsamt der Bürgschaft bis Ende 2022 laufen. In beiden Fällen musste sich Leoni verpflichten, bis dahin keine Dividenden an seine Aktionäre zu zahlen. Der Vorstand hatte seinen Wunsch nach Staatshilfe vor knapp vier Wochen öffentlich gemacht. Wie seine Kunden in der Autoindustrie, darunter Volkswagen und BMW, stoppte Leoni die Produktion in mehreren Werken und beantragte Kurzarbeit. Der Wiederanlauf soll nun im Gleichschritt mit den Autoherstellern erfolgen.

"Obwohl uns zweifelsfrei ein extrem herausforderndes Geschäftsjahr bevorsteht, ist die fortlaufende Stabilisierung unserer Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr ermutigend", erklärte Vorstandschef Aldo Kamper am Montag. Hoffnung macht dem Konzernchef der wachsenden Elektrofahrzeug-Markt. Für das Rettungspaket im März hatte ein Gutachten dem Unternehmen Sanierungschancen bescheinigt.

Leoni hatte sich mit seiner Expansion verhoben und war im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Bei einem Umsatzrückgang um sechs Prozent auf 4,8 Milliarden Euro schrieb der Konzern operativ 384 Millionen Euro Verlust. Ein Jahr zuvor stand vor Zinsen und Steuern noch ein Betriebsgewinn (Ebit) von 144 Millionen Euro.