PARIS (awp international) - Die französische Grossbank BNP Paribas ist überraschend gut durch den Corona-Sommer gekommen. Dank eines starken Handelsgeschäfts und einer geringeren Sorge um gefährdete Kredite verdiente das Geldhaus im dritten Quartal netto rund 1,9 Milliarden Euro, wie es am Dienstag in Paris mitteilte. Damit lag der Überschuss nur gut zwei Prozent niedriger als ein Jahr zuvor und höher als von Analysten im Schnitt erwartet. BNP-Chef Jean-Laurent Bonnafé sieht sich daher in seiner Prognose bestätigt, dass die Bank den Gewinnrückgang im Gesamtjahr auf etwa 15 bis 20 Prozent begrenzen kann.

Gemessen am Jahresziel schnitt die Bank in den ersten neun Monaten sogar besser ab. Mit knapp 5,5 Milliarden Euro verdiente sie nur 13,4 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im ersten Halbjahr hatte die Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle stärker am Ergebnis gezehrt als im dritten Quartal. Die harte Kernkapitalquote verbesserte sich zwischen Ende Juni und Ende September von 12,4 auf 12,6 Prozent.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die BNP-Aktie legte am Morgen an der Pariser Börse um 5,4 Prozent auf 32,81 Euro zu und war damit mit Abstand Spitzenreiter im französischen Leitindex Cac 40 . Seit dem Jahreswechsel hat die BNP-Aktie wegen der Corona-Krise rund 38 Prozent an Wert verloren, während etwa das Papier der Deutschen Bank um mehr als ein Fünftel zugelegt hat. Dennoch wird BNP an der Börse mit rund 41 Milliarden Euro immer noch mehr als doppelt so hoch bewertet wie Deutschlands grösstes Geldhaus, das auf eine Marktkapitalisierung von etwa 17 Milliarden Euro kommt.

Im dritten Quartal profitierte BNP besonders von einem brummenden Handelsgeschäft. Im Aktienhandel legten die Erträge im Jahresvergleich um mehr als 21 Prozent zu. Im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Währungen und Rohstoffen sprangen sie sogar um 36 Prozent nach oben. Konzernweit konnte die Bank ihre Erträge dadurch mit knapp 10,9 Milliarden Euro stabil halten. Die Bank habe die Erwartungen in allen Geschäftsbereichen und Untersegmenten übertroffen, schrieb Branchenexpertin Flora Bocahut vom Analysehaus Jefferies.

Unterdessen muss BNP zwar um die Rückzahlung weiterer Darlehen in Milliardenhöhe fürchten und legte im dritten Quartal 1,25 Milliarden Euro für gefährdete Kredite zurück. Analysten hatten jedoch mit einer noch höheren Summe gerechnet. In ersten neun Monaten des Jahres hat die Bank insgesamt 4,1 Milliarden Euro in die Risikovorsorge gesteckt, rund 84 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Angesichts der jüngsten Ergebnisse lockt das Management die Aktionäre mit der Aussicht, dass sie für das Krisenjahr 2020 eine Dividende bekommen könnten. Sofern die europäischen Bankenaufseher den wegen der Corona-Krise verhängten Dividendenstopp aufheben, könnte das Institut die Hälfte des Jahresgewinns an die Aktionäre ausschütten./stw/mis/stk