DORTMUND (dpa-AFX) - Erst Erling Haaland, nun Emre Can: Borussia Dortmund plant im Kampf um den deutschen Meistertitel einen weiteren Transfercoup. Rund zwei Wochen nach der vielbeachteten Verpflichtung des norwegischen Angreifers Haaland (Salzburg) steht der Fußball-Bundesligist vor einem zweiten namhaften Zukauf. Laut übereinstimmenden Medienberichten soll der 26 Jahre alte deutsche Nationalspieler Can von Juventus Turin wenige Stunden vor dem Ende der Wechselfrist auf dem Weg zum Medizincheck nach Dortmund sein. Dem Vernehmen nach wird der Defensivallrounder bis zum Saisonende ausgeliehen und im Sommer für 23 Millionen Euro gekauft.

Can soll die mitunter wackelige BVB-Abwehr stabilisieren und nach der kurzen Leihe einen Vier-Jahres-Vertrag erhalten. Vor allem die Vielseitigkeit des auf mehreren Positionen einsetzbaren Profis dürfte die BVB-Führung zu einem weiteren tiefen Griff in die Vereinskasse veranlassen. Dass sich der gebürtige Frankfurter in Turin zuletzt zumeist mit der Reservistenrolle begnügen musste, war offenbar kein Hinderungsgrund. Neben der Vielseitigkeit sprach die große Erfahrung für Can, die er auf seinen bisherigen Stationen beim FC Bayern, Bayer Leverkusen, FC Liverpool und in Turin sammeln konnte.

Die finanziellen Grundlagen für den Can-Transfer wurden durch den Abgang von Paco Alcácer geschaffen. Aus Frust über sein anhaltendes Reservistendasein kehrt der 26 Jahre alte Torjäger nach nur eineinhalb Jahren beim BVB in seine spanische Heimat zurück. Die Einigung mit dem FC Villarreal am Donnerstagabend bescherte der Borussia eine Einnahme von geschätzten 25 Millionen Euro.

Ähnliche Gründe wie Alcácer dürften auch Can zu einem Vereinswechsel veranlassen. Schließlich hatte er beim italienischen Rekordmeister unter der Regie des neuen Trainers Maurizio Sarri seinen Stammplatz verloren, der ihm im Meisterjahr zuvor noch sicher gewesen war. Bereits nach der Entscheidung von Sarri Anfang September, ihn nicht für die Champions League zu nominieren, hatte Can aus einem Unmut keinen Hehl gemacht. "Wenn ich das drei Tage eher erfahren hätte, dann wäre ich nicht bei Juve geblieben. Der Umgang mit mir war nicht ehrlich", klagte er damals.

Auch andere europäische Clubs - vornehmlich aus der Premier League - sollen interessiert gewesen sein. Doch Can bevorzugt wohl eine Rückkehr in die Bundesliga. Möglicherweise verspricht er sich dadurch bessere Chancen auf einen Platz in der Nationalmannschaft, mit er 2017 als Stammkraft den Confederations Cup gewann, bei der EM-Endrunde in diesem Sommer. Zuletzt hatte ihn Bundestrainer Joachim Löw am 19. November 2019 beim 6:1 über Nordirland in der EM-Qualifikation als Innenverteidiger eingesetzt. Es war sein insgesamt 25. Einsatz in der DFB-Elf.

Mit dem Wechsel nach Dortmund würde Can laut Medienberichten einen deutlichen Gehaltsverzicht hinnehmen. Dennoch dürfte er im BVB-Edelkader zu den Großverdienern gehören./bue/DP/mis