FRANKFURT (Dow Jones)--Im Aufsichtsrat der Commerzbank stehen weitere Veränderungen an. Wie die Bank mitteilte, verlassen Victoria Ossadnik, Rainer Hillebrand und Tobias Guldimann und damit drei weitere Vertreter der Kapitalseite das Kontrollgremium. Zuvor waren bereits der Vorsitzende Hans-Jörg Vetter aus gesundheitlichen und Andreas Schmitz aus nicht genannten Gründen zurückgetreten.

Neu in den Aufsichtsrat sollen nun Daniela Mattheus, Caroline Seifert, Frank Westhoff einziehen. Mit dem Versand der Einladung zur Hauptversammlung wird noch ein vierter Kandidat der Anteilseigner vorgeschlagen werden, der aus formalen Gründen noch nicht benannt werden könne, wie die Commerzbank mitteilte. Laut einem Bericht des Handelsblatt handelt es sich dabei um Burkhard Keese, den Finanzchef des Versicherungskonzerns Lloyd's of London.

Zudem stellt sich Helmut Gottschalk bei der Hauptversammlung zur Wahl, er soll den Vorsitz übernehmen. Die Nominierung des langjährigen DZ-Bank-Aufsichtsrates Gottschalk hatte die Bank bereits am Sonntagabend bekanntgegeben. Nach dem abrupten Rücktritt von Schmitz vergangenen Donnerstag verschob die Commerzbank die ursprünglich für den 5. Mai geplante Hauptversammlung. Nun hieß es, die Hauptversammlung werde voraussichtlich am 18. Mai 2021 stattfinden. Wegen der Pandemie soll das erneut virtuell geschehen.

"Ich freue mich, dass wir sehr schnell eine so erfahrene und kompetente Reihe von Kandidaten für unseren Aufsichtsrat gewinnen konnten", sagt Uwe Tschäge, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Daniela Mattheus ist Rechtsanwältin und Managing Partner des European Center for Board Efficiency (ECBE). Die ehemalige Partnerin von Ernst & Young ist Corporate-Governance-Expertin und hat Erfahrung in der Beratung von Aufsichts- und Beiräten. Caroline Seifert ist Unternehmensberaterin für Transformation. Vor ihrer Selbständigkeit hatte die Marken & Design-Spezialistin in leitender Funktion für die Deutsche Telekom und das indische Mobilfunkunternehmen Jio gearbeitet. Frank Westhoff ist ehemaliges Vorstandsmitglied der DZ Bank.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte berichtet, dass Schmitz als Reaktion auf die Niederlage bei einer gremiumsinternen Kampfabstimmung zurückgetreten war. Er habe Aufsichtsratsvorsitzender werden wollen. Insbesondere Jutta Dönges, von der Bundesregierung in den Aufsichtsrat entsandt, habe sich aber von Schmitz nicht ausreichend davon in Kenntnis gesetzt gefühlt, dass nicht nur gegen die Bank HSBC Deutschland, sondern auch gegen Schmitz als ihren langjährigen Geschäftsführer und Aufsichtsratschef offenbar seit 2016 ein Ermittlungsverfahren wegen Cum-Ex-Geschäften von HSBC läuft. Ossadnik und Hillebrand hätten Schmitz dagegen unterstützt. Guldimann hingegen soll sich seinerseits Hoffnungen auf den Aufsichtsratsvorsitz gemacht haben.

In der Leitung der Commerzbank war mit der Bestellung Vetters zum Aufsichtsratsvorsitzenden Anfang August und dem Amtsantritt Manfred Knofs als Vorstandsvorsitzender Anfang Januar das seit dem Sommer herrschende Führungsvakuum wieder geschlossen worden. Seinerzeit hatten Chefkontrolleur Stefan Schmittmann und CEO Martin Zielke kurz nacheinander ihren Rücktritt erklärt.

Der neue Aufsichtsratschef Vetter fand mit Knof einen Sanierer, der sich auch gleich ans Werk machte und nur wenige Wochen nach Amtsantritt einen harten Restrukturierungskurs einläutete. Dieser sieht den Abbau von 10.000 Vollzeitstellen und die Reduzierung der Filialen von 790 auf 450 vor. Eine Einigung mit den Arbeitnehmervertretern sollte es den Plänen zufolge bereits vor der Hauptversammlung geben.

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April 01, 2021 13:45 ET (17:45 GMT)