Frankfurt (Reuters) - Der Umbau der Commerzbank unter Bankchef Manfred Knof trägt Früchte. Der Nettogewinn im zweiten Quartal betrug 470 Millionen Euro, wie die Bank am Mittwoch mitteilte. Das übertraf die Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit 370 Millionen Euro gerechnet hatten. "Wir haben im ersten Halbjahr die Erträge im Kundengeschäft in beiden Segmenten stärker gesteigert als erwartet und unseren operativen Gewinn mehr als verdoppelt," sagte Knof zur Vorlage der Geschäftszahlen. Vor einem Jahr hatte die Commerzbank wegen der Kosten für ihren Konzernumbau noch rote Zahlen geschrieben.

Die pauschale Risikovorsorge lag im zweiten Quartal bei 564 Millionen Euro. Die Bank erklärte, es habe eine "geringe Anzahl" von Kreditausfällen gegeben. Im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg kamen Belastungen von 228 Millionen Euro hinzu. Seit Beginn des Krieges reduzierte die Bank ihre Russland-bezogenen Forderungen bis Mitte Juli um 45 Prozent auf netto 1,02 Milliarden Euro. Die Erträge stiegen auf 2,4 Milliarden Euro von 1,9 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Im vorbörslichen Handel bei Lang&Schwarz lagen die Commerzbank-Aktien zeitweise fast drei Prozent im Plus.

Die Kosten sanken im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf 1,57 Milliarden Euro und führten zu einer Aufwand-Ertrag-Relation von 65 Prozent. Allerdings rechnet die Bank nun für das laufende Jahr mit Kosten von 6,4 Milliarden Euro, im ersten Quartal hatte sie noch 6,3 Milliarden Euro als Ziel genannt. Grund für die leichte Erhöhung seien höhere Pflichtabgaben für die polnische Tochter mBank.

Seit der Staat die Commerzbank in der Finanzkrise 2009 rettete und mit 15 Prozent einstieg, kämpft die Bank mit hohen Kosten. Knof leitete im vergangenen Jahr einen tiefgreifenden Umbau ein, um das Institut wieder auf einen stabilen Gewinnkurs zu führen. Im Rahmen dieser Restrukturierung sollen von rund 1000 Filialen nur noch 450 bestehen bleiben und etwa 10.000 Stellen gestrichen werden. "Es ist klar, dass die Bank sich verbessert", sagt Morningstar-Analyst Niklas Kammer. Dennoch geht er in der nahen Zukunft noch von einem volatilen Konzernergebnis aus.

Das Institut hält an seinem Ziel fest, im Gesamtjahr einen Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro einzufahren. Finanzchefin Bettina Orlopp knüpft dieses Ziel allerdings an die Bedingung, dass die Konjunktur sich nicht deutlich verschlechtert: "Ein großer Unsicherheitsfaktor bleibt in diesem Zusammenhang die Versorgung der deutschen Wirtschaft mit Gas."

(Bericht von Marta Orosz und Tom Sims; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)