HANNOVER (awp international) - Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental nimmt sich nach deutlichen Verbesserungen im abgelaufenen Jahr in der schwächelnden Autozulieferung erneut mehr vor. Das eingeläutete Sparprogramm in der Sparte soll ebenso Rückenwind geben wie höhere Verkaufspreise und Effizienzverbesserungen. Erstmals seit 2019 schrieben die Hannoveraner in dem Bereich im vergangenen Jahr wieder schwarze Zahlen. Für den Gesamtkonzern konnte Conti-Chef Nikolai Setzer am Donnerstag unter dem Strich einen Gewinnsprung präsentieren. Die Conti-Aktie fiel dennoch.

Das Papier verlor nach Handelsstart 4 Prozent auf 69,90 Euro. Seit Anfang des Jahres dümpelte der Kurs weitgehend um die 75-Euro-Marke, zuvor hatte er sich von einem Tief im Oktober spürbar erholt. Vom Rekordhoch Anfang 2018 bei 230 Euro ist die Aktie weit entfernt. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach von starken Resultaten und einem positiven Ausblick. Hohe Sonderausgaben belasteten allerdings die Aussichten für den freien Mittelzufluss (Free Cashflow).

Vergangenes Jahr lief es besser, auch weil die immer noch schwierige Versorgungslage mit Elektronikchips sich lockerte und weniger Sonderfrachten zu Buche schlugen. In dem seit langem kriselnden Geschäft hat das Management den Rotstift angesetzt, Tausende Stellen werden gestrichen. Rund 7150 Stellen stehen zur Disposition, davon 5400 in der Verwaltung. Der Rest trifft die Forschung und Entwicklung. Bis 2025 sollen die jährlichen Kosten der Sparte um 400 Millionen Euro sinken, wenn es nach Spartenchef Philipp von Hirschheydt geht.

Vergangenes Jahr blieben im Autozuliefergeschäft dank eines Schlussspurts 1,9 Prozent vom Umsatz als operativer Gewinn vor Sondereffekten sowie Zinsen und Steuern hängen. Vorgenommen hatte sich der Konzern rund 2 bis 3 Prozent.

Nun peilt Conti eine weitere Verbesserung an. So soll die operative Gewinnmarge in diesem Jahr auf zwischen rund 3,0 und 4,0 Prozent steigen. Analysten hatten bisher mit einem Wert am unteren Ende der Bandbreite gerechnet.

Im Gesamtkonzern lieferte Contis Reifensparte erneut den Löwenanteil des Gewinns. So konnte der Dax-Konzern insgesamt einen Sprung beim Nettogewinn auf 1,16 Milliarden Euro verbuchen. Ein Jahr zuvor waren es nur knapp 67 Millionen Euro gewesen.

Die Dividende soll um 70 Cent auf 2,20 Euro steigen. Das sind in Summe rund 440 Millionen Euro. Der Grossteil davon geht an die Industriellenfamilie Schaeffler, die über ihre Beteiligungen 46 Prozent der Anteile hält.

Der Umsatz kletterte um 5,1 Prozent auf 41,4 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis zog um knapp ein Drittel auf 2,52 Milliarden Euro an. Das entsprach einer Marge von 6,1 Prozent. Im neuen Jahr peilt Chef Setzer hier einen Wert von 6,0 bis 7,0 Prozent an. Wie in den Vorjahren rechnet das Management mit steigenden Kosten, diesmal dürften für höhere Löhne und Gehälter rund 500 Millionen Euro an Belastung gegenüber dem Vorjahr anfallen. Rund die Hälfte davon trifft die Autozuliefersparte.

Der Gesamtumsatz soll auf Basis der Wechselkurse von Anfang des Jahres bei 41,0 bis 44,0 Milliarden Euro landen. "2024 werden wir erneut tatkräftig anpacken und unsere Jahresziele beharrlich verfolgen", sagte Setzer laut Mitteilung.

Bei dem um Übernahmen und Spartenverkäufen bereinigten Mittelzufluss (Free Cashflow) nimmt sich Finanzchefin Katja Garcia Vila einen Wert von 0,7 bis 1,1 Milliarden vor. Das ist trotz der besser eingeschätzten Gewinnentwicklung weniger als die 1,3 Milliarden Euro aus dem Vorjahr. Dabei verwies die Managerin allerdings auf hohe Sonderausgaben von rund einer Milliarde Euro. Diese resultieren den Angaben zufolge einerseits aus dem Rückkauf von Firmenanteilen von einem Conti-Pensionsfonds. Zudem verselbstständigt Conti bestimmte Geschäftsbereiche aus der Kunststofftechnik- und der Autozuliefersparte, die auf dem Prüfstand stehen./men/ngu/mis