Zürich (awp) - Die US-Notenbank Fed und die Federal Deposit Insurance Corporation haben bei der Credit Suisse Mängel im sogenannten Abwicklungsplan (Resolution Plan) aus dem Jahr 2021 festgestellt. Dabei geht es um die Strategie der Bank im Falle eines Konkursfalles. Nun muss die Bank über die Bücher.

Der 2021 eingereichte Plan der CS habe in zwei Bereichen Mängel aufgewiesen, teilten die US-Behörden am Freitagabend mit. Konkret gehe es um die Fähigkeit einer Cashflow-Prognose, andererseits um die Governance der Bank im US-Geschäft.

"Der Zielplan 2021 enthielt unzureichende Informationen zu den Kernelementen Kapital, Liquidität und dem Plan des Unternehmens für die Durchführung von Rekapitalisierungen, wie in der Abwicklungsplanvorschrift gefordert", heisst es unter anderem in einem gleichentags veröffentlichten Schreiben, das die Behörden an die Bank gerichtet haben.

Und auch in Bezug auf die Cashflow-Prognose der Bank schlagen die Behörden einen harten Ton an: "Die Unfähigkeit der Credit Suisse, den Liquiditätsengpass 2018 vor der Einreichung des Plans 2020 oder in der Folgezeit von mehr als einem weiteren Jahr angemessen zu beheben, gibt Anlass zu ernster Sorge." Denn schon 2018 habe man die Bank auf Mängel in diesem Bereich aufmerksam gemacht und später festgestellt, dass diese noch nicht angemessen behoben worden seien.

Nun muss die CS bis zum 28. Februar 2023 einen detaillierten Projektplan (genannt Governance-Plan) zur Stärkung der Aufsicht über ihre Abwicklungsplanung und -prozesse in den USA ausarbeiten. Die zuständigen Behörden würden diesen dann überprüfen und Rückmeldungen geben. Bis am 31. Mai müsse die Bank dann den revidierten Plan vorlegen, heisst es. In dem nächsten Plan, der dann 2024 fällig sei, habe die Bank nachzuweisen, dass die Schwachstellen in der Cashflow-Prognose behoben worden seien.

Auf Anfrage von AWP äusserte sich die CS am Samstag wie folgt: "Die Credit Suisse erkennt das Feedback des U.S.-Regulators zu ihrem U.S. Abwicklungsplan 2021 an, und hat sich verpflichtet, die angesprochenen Punkte innerhalb des vorgeschriebenen Zeitrahmens anzugehen. Die Bank hat bedeutende Schritte unternommen und wird dies auch weiterhin tun, um ihre Widerstandsfähigkeit zu verbessern, einschliesslich Investitionen in Kontrollen, Prozesse und Technologie."

Zudem habe die Credit Suisse signifikante Fortschritte bei den angekündigten strategischen Massnahmen zur Schaffung einer einfacheren, fokussierteren und stabileren Bank gemacht, einschliesslich des erfolgreichen Abschlusses der Kapitalerhöhung von rund 4 Mrd Franken, die die CET1-Quote der Credit Suisse Gruppe um rund 140 Basispunkte erhöhen dürfte.

Seit 2016 habe Credit Suisse die Bilanz der US-Zwischenholdinggesellschaft ausserdem um mehr als 60 Prozent bis zum Ende des dritten Quartals 2022 reduziert. Dabei habe die Gesellschaft eine starke CET1-Kapitalquote von 24,9 Prozent und eine Tier-1-Leverage-Quote von 15,4 Prozent jeweils bis zum Ende des dritten Quartals 2022 beibehalten. Der ausgewiesene Anteil der US-Zwischenholdinggesellschaft an den Gesamtaktiva der Gruppe betrage per Ende des dritten Quartals derweil 11 Prozent.

Die CS wurde nicht als einziges Institut gerügt: Nebst der Schweizer Grossbank haben die Bankenaufsichtsbehörden auch im Abwicklungsplan des Konkurrenten BNP Paribas eine Unzulänglichkeit festgestellt, die jedoch nicht so schwer wiege wie ein Mangel. Zudem hatten die Behörden letzten Monat auch die Citigroup angewiesen, ihren Plan nachzubessern.

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