Bern (awp) - Die Aktien der Credit Suisse (CS) sind am Donnerstag mit höheren Kursen in den Handel gegangen, haben nach knapp einer Stunde aber ins Minus gedreht. Die zweitgrösste Schweizer Bank hat vorbörslich ihr mit Spannung erwartetes Ergebnis zum ersten Quartal veröffentlicht. Aufgrund der Corona-Krise sind die Unsicherheiten auf allen Seiten sehr gross. Das Ergebnis wird denn auch unterschiedlich beurteilt.

Die CS-Papiere notieren um 10,10 Uhr 1,3 Prozent tiefer bei 7,61 Franken, dies in einem insgesamt schwächeren Gesamtmarkt (SMI -0,76%). Die CS-Aktie ist im Vergleich zum Stand Ende 2019 die klar schwächste SMI-Aktie mit einem aktuellen Minus von 42 Prozent. Bei der Konkurrentin UBS beträgt der Verlust lediglich 26 Prozent.

Allen Unkenrufen zum Trotz habe die CS mit einem weitestgehend soliden Quartalsergebnis aufgewartet, heisst es auf der einen Seite. Mehr als überschattet werde dieses allerdings von hohen Rückstellungen im Kreditgeschäft, ausserordentlichen Wertberichtigungen sowie der vorläufigen Einstellung des Aktienrückkaufprogramms, meinen andere Marktteilnehmer.

Gut an kommen in Expertenkreisen vor allem die weiteren Fortschritte auf der Kostenseite. Eine Annualisierung der Quartalskosten von 4 Milliarden Franken würde eine Kostenbasis von rund 16 Milliarden implizieren, was am unteren Ende der Jahresguidance zu liegen käme, heisst es etwa in einem Kommentar der ZKB. Grundsätzlich beinhalte das Ergebnis aber viele Einmaleffekte, die dem Markt nicht gefallen würden.

Positiv zu den Kosten äussert sich auch der Experte der US-Bank Morgan Stanley. Die Betriebskosten hätten auf der positiven Seite überrascht, heisst es dort. Die Bank sei damit weiter unter den besten der Grossbanken in Bezug auf das Kostenmanagement.

Hohe Rückstellungen

Für Gesprächsstoff sorgen auch die hohen Rückstellungen im Kreditgeschäft sowie die Wertberichtigungen in den Bereichen Investment Banking & Capital Markets Banking und Asia Pacific. Die Vielzahl an Sonderfaktoren erschwere die Beurteilung des vorliegenden Zahlenkranzes in einem erheblichen Mass, so lautet denn auch der Tenor. So habe der Reingewinn erheblich profitiert von einem positiven Beitrag aus den Steuern von 110 Millionen Franken, schreibt die Bank Vontobel in ihrem Kommentar.

Für Gesprächsstoff sorgen derweil auch die Wertberichtigungen und Rückstellungen über 1 Milliarde Franken. Darüber könne man allerdings nicht allzu überrascht sein, wenn man bedenke, wo die Märkte sich Ende März bewegt hätten, heisst es bei Morgan Stanley dazu.

Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken verlautet, verzichtete die CS vor zwei Wochen - anders als die Rivalin UBS - auf Aussagen zum ersten Quartal, als sie die Öffentlichkeit in einer Medienmitteilung über eine Auszahlung der Dividende in zwei Tranchen informierte. Dieses Versäumnis sei der Bank an der Börse krumm genommen worden und erkläre die seither seitwärts gerichtete Kursentwicklung.

Für Gesprächsstoff sorgte am Tag vor der Quartalsergebnisveröffentlichung auch einer Herunterstufung der CS-Aktien auf "Hold "von "Buy" mit einem Kursziel von 9 (16) Franken durch die HSBC. Die britische Grossbank umschrieb die Papiere dabei als ein "Schönwetter-Investment".

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