Das Komitee für Ausländische Investitionen in den USA (CFIUS) mache Sicherheitsbedenken geltend und empfehle Präsident Donald Trump, dem deutschen Konzern die Übernahme zu verbieten, berichtete die Finanzagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die Infineon-Aktie verlor daraufhin am Freitag in der Spitze knapp fünf Prozent, zuvor hatten die Cypress-Titel im US-Handel bereits 17 Prozent verloren.

Das US-Unternehmen stellt unter anderem Halbleiter für selbstfahrende Autos her, produziert aber auch Komponenten, die für militärische Zwecke benötigt werden. Infineon will mit dem rund neun Milliarden Euro schweren Zukauf in die Riege der zehn weltgrößten Chiphersteller aufsteigen. Vorstandschef Reinhard Ploss will dem deutschen Konzern damit zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten in im Geschäft mit der Autobranche und dem Internet der Dinge erschließen.

Ein Infineon-Sprecher verwies auf die jüngsten Äußerungen von Ploss, wonach der Vorstand einen Abschluss der Transaktion für das Ende des laufenden oder den Beginn des kommenden Quartals erwarte. Die Gespräche mit CFIUS, das bei Investitionen ausländischer Unternehmen die nationalen Sicherheitsinteressen wahren soll, zogen sich zuletzt bereits länger hin als erwartet: Im vergangenen Jahr hatte Ploss noch einen Abschluss der Übernahme um den Jahreswechsel herum angekündigt. Sollte der Deal scheitern, dürfte Infineon wegen der Aktienkursrelevanz zu einer Adhoc-Mitteilung verpflichtet sein.

Die Analysten der Citi-Bank erklärten in einem Marktkommentar, für die Annahme, der Deal sei bereits gescheitert, sei es zu früh. Es bestehe die Möglichkeit, dass Infineon die Regulierer mit Zugeständnissen zu einer Freigabe bewege, schrieb Branchenexperte Amit Harchandani.

Vom US-Finanzministerium, das den Vorsitz des CFIUS innehat, und vom Weißen Haus waren zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten. Der CFIUS selbst äußert sich generell nicht. Cypress lehnte eine Stellungnahme ab. Nach der Ankündigung des geplanten Geschäfts mit einem Volumen von etwa neun Milliarden Euro im Sommer hatte Infineon noch erklärt, man rechne nicht mit Widerstand der Behörden. Gut zwei Jahre zuvor war die von dem Münchener Konzern angedachte Übernahme des US-Chipbauers und Militär-Lieferanten Wolfspeed gescheitert, weil CFIUS die nationale Sicherheit gefährdet sah.