Der amerikanische Gigant Uber finanziert die Entwicklung dieses Geschäftsbereichs durch die Einnahmen aus seinem Personenbeförderungssegment. Der britische Konkurrent Deliveroo hingegen ist vorsichtig und vermeidet Übernahmen, um stattdessen auf organisches Wachstum zu setzen, insbesondere in Frankreich und Großbritannien.

Im Gegensatz dazu haben der deutsche Anbieter Delivery Hero und der niederländische Konkurrent Just Eat möglicherweise zu hoch gepokert, indem sie ständig Kapital aufbrachten, um es in aggressive externe Wachstumsstrategien zu investieren - wobei der erste den Fokus auf Asien und der zweite auf Nordamerika legt.

Ein altes Sprichwort sagt, dass man sich sein Grab mit den eigenen Zähnen schaufelt. Just Eat steht technisch gesehen kurz vor der Insolvenz, während die Situation von Delivery Hero trotz spektakulärem Wachstum kaum besser aussieht. Immerhin hat sich sein Umsatz in nur drei Jahren vervierfacht.

Anfang dieses Monats veröffentlichte das deutsche Unternehmen eine Mitteilung, in der es ein starkes Umsatzwachstum und das Ziel ankündigte, bis Ende des laufenden Jahres die Gewinnschwelle zu erreichen - natürlich auf Basis eines "bereinigten" EBITDA.

Die gestern veröffentlichten vollständigeren Finanzergebnisse zeichnen jedoch ein anderes Bild. Auf nicht bereinigter Basis beträgt der Betriebsverlust vor Abschreibungen 270 Millionen Euro. In der Gesamtbetrachtung beläuft sich der Verlust auf 820 Millionen Euro und der Cash-Burn ist immer noch erheblich.

Zugegebenermaßen hat das Unternehmen die Dringlichkeit der Situation erkannt. Im vergangenen Jahr verbrannte das Unternehmen mehr als eine Milliarde Euro, wobei mehr als die Hälfte im ersten Halbjahr anfiel. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 wurde der Cash-Burn auf etwa 300 Millionen Euro reduziert.

Das Versprechen, im zweiten Halbjahr wieder in die Gewinnzone zu kommen, sollte jedoch mit Vorsicht aufgenommen werden, da der von Delivery Hero kommunizierte Free Cash Flow weder die Kosten der Verschuldung noch die Vergütungen in Form von Aktienoptionen berücksichtigt.

Zusammengenommen können diese beiden Ausgabenposten schnell mehrere hundert Millionen Euro ausmachen.