Der Besitzer, die hochverschuldete chinesische HNA, zog angesichts des schwierigen Marktumfeldes einen Tag vor dem geplanten Handelstart an der Schweizer SIX die Reißleine. Es gebe unter den gegebenen Marktbedingungen eine "Bewertungslücke", teilte Gategroup am Montag mit. "Die Preisvorstellungen von HNA waren überrissen", erklärt ein Händler. "Dazu kommt noch ein gewisser China-Malus." Mit dem Scheitern der Transaktion verzögern sich die Bemühungen des Konglomerats, den Schuldenberg abzutragen.

Eine mit der Transaktion vertraute Person erklärte, leicht unter der von HNA angepeilten Bewertung des Weltmarktführers von 2,1 Milliarden bis 2,6 Milliarden Franken hätten die Aktien wohl platziert werden können. Zum gegebenen Preis aber sei die Nachfrage insbesondere von vermögenden Privatkunden geringer gewesen als erhofft.

Dass Börsengänge so kurz vor der Ziellinie noch gestoppt werden, ist selten. In der Schweiz scheiterten seit der Finanzkrise in diesem Stadium lediglich die Immobiliengesellschaft Ledermann und die Medizintechnikfirma Symetis. Die Biotechfirma Molecular Partners schaffte es im zweiten Anlauf. Alle diese Firmen sind aber wesentlich kleiner als Gategroup. Im vergangenen Jahr erzielte der Rivale der Lufthansa-Tochter LSG Sky Chef bei einem Umsatz von 4,6 Milliarden Franken einen Gewinn von 85,2 Millionen Franken. HNA hatte Gategroup Ende 2016 für 1,4 Milliarden Franken übernommen.

Der bislang größte Schweizer Börsengang in diesem Jahr sollte HNA bis zu 1,3 Milliarden Franken in die Kasse spülen. HNA will sich nach einer milliardenschweren Einkaufstour wieder von Investments trennen, um seine Liquidität zu verbessern. Mitte Februar wurde die Beteiligung an der Deutschen Bank abermals gesenkt.

Gategroup äußerte sich nicht zu den weiteren Plänen. Insidern zufolge ist aber denkbar, dass HNA zu einem späteren Zeitpunkt einen weiteren Anlauf für ein IPO nimmt. Dazu müssten aber erst neue Geschäftszahlen vorliegen, die einen Aufwärtstrend belegten.

Experten zufolge könnte der gescheiterte Börsengang einen Schatten auf weitere in der Schweiz geplante IPOs werfen. HNA will früheren Angaben zufolge eigentlich im zweiten Quartal eine Mehrheit am Schweizer Flugzeugabfertiger Swissport an die Börse bringen. Swissport verfügt dem Experten zufolge zwar über ein weniger konjunkturempfindliches Geschäftsmodell als Gategroup, doch für viele Anleger sei HNA als Großaktionär ein Grund zur Vorsicht. Ein weiterer Börsenkandidat, der Logistikkonzern Ceva, habe eine jahrelange Restrukturierungsgeschichte hinter sich und sei deshalb auch kein Selbstläufer.

Unternehmen in diesem Artikel : Deutsche Bank, Lufthansa Group, DO & CO AG