Deutsche Bank Research

Deutsche Bank Research Frankfurt Team

Stefan Schneider,stefan-b.schneider@db.com,+49 69 910-31790

Eric Heymann,eric.heymann@db.com,+49 69 910-31730

19. Juni 2020

Deutschlands Kampf gegen das Coronavirus - Update

Dieses Dokument darf an Kunden weitergegeben werden.

Corona-Update:

  • Die Zahl der bestätigten COVID-19-Erkrankungen in Deutschland ist auf 188.534 gestiegen (RKI,

    19. Juni; 00.00 Uhr;Dashboard). Anstieg in letzten zwei Tagen: +0,3%; +0,4%. Am letzten Berichtstag höchster absoluter Anstieg seit 20. Mai. Wichtiger Grund: Lokale Ausbrüche. Mehrere hundert Mitarbei-ter in fleischverarbeitendem Betrieb in Gütersloh positiv getestet.7.000 Mitarbeiter in Quarantäne.Kon-taktverfolgung laut RKI derzeit gewährleistet. Alle Schulen und Kitas im Landkreis geschlossen. Weitere Schulen inMagdeburg geschlossen.Auch in NRW wieder mehrere Grundschulen geschlossen.Stand gestern lag dennoch kein Stadt- oder Landkreis über der Obergrenze. Presse berichtet gestern über Ausbrüche in Wohnhäusern inKassel und inGöttingen.

  • 174.400 offiziell Genesene; 8.872 Todesfälle. Damit derzeit insgesamt gut 5.262 akute Erkrankungs-fälle. In den letzten zwei Tagen mehr neu Erkrankte als neu Genesene. 35% aller Intensivbetten in Deutschland aktuell nicht belegt. Zuletzt 396 COVID-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung (weiter sinkend). 7-Tage-R-Wert liegt bei 1. Den aktuellen RKI-Situationsbericht finden Siehier.

  • In 145 von 401 Landkreisen und kreisfreien Städten kam es in den letzten sieben Tagen zu keinen neuen Infektionen. In weiteren 221 Kreisen wurden maximal fünf Neuinfektionen verzeichnet.

  • In der KW 24 wurden in Deutschland 320.000 Corona-Tests durchgeführt; niedrigster Wert seit KW 11. Positiv-Quote beträgt 0,8% (erneuter Tiefstand). Stand gestern rd. 8 Mio. Downloads der Corona-App.

  • Global tendenziell weiter steigende Fallzahlen. Hotspots Lateinamerika und Indien. Heterogene Ent-wicklung in den USA. Kalifornien, Texas, Florida mit hohen täglichen Fallzahlen. Weiter Neuinfektionen in Peking, aber keine Beschleunigung; Massentests. Neue Fälle im zuvor coronafreienNeuseeland.

Wirtschaftliches Update:

  • NeueKonjunkturprognose des IfW Kiel:Deutsches BIP dürfte 2020 um 6,8% schrumpfen und 2021 um 6,3% steigen. Konjunktureller Tiefpunkt im April 2020, aber deutsche Exportwirtschaft leidet weiter unter globaler Investitionsschwäche. Institut schätzt unmittelbare Effekte des Konjunkturprogramms der Bun-desregierung zurückhaltend ein. AuchRWI Essen aktualisiert Konjunkturprognose. 2020: -5,8%; 2021: +6,4%. Arbeitslosenquote dürfte 2020 auf 5,9% steigen und 2021 auf 5,3% sinken. Beide Institute sind für beide Jahre optimistischer als Deutsche Bank Research. Hohe Prognoseunsicherheit!

  • Bundeskabinett beschließt2. Nachtragshaushalt.Presse zu neuem Monatsbericht des BMF:Steuerein-nahmen (ohne Gemeindesteuern) sinken im Mai um rd. 20% gg. Vorjahr. Link noch nicht verfügbar.

  • Verhaltener Optimismus im Maschinenbau: 80% der vomVDMA befragten Unternehmen rechnen da-mit, im Jahr 2022 wieder ähnlich hohe nominale Umsätze zu erzielen wie 2019. Kleinere Unternehmen optimistischer als große. Unternehmen noch pessimistisch bezüglich kurzfristiger Erholung der Nach-frage (in den nächsten drei Monaten). Zudem rechnen 70% mit steigendem Preisdruck.

  • Auftragsbestand in der deutschen Industrie sinkt im April um 1,1% gg. Vormonat. "Keine außergewöhn-lich umfangreichen Auftragsstornierungen."

  • Umsätze der Reiseanbieter sinken in Q1 um 23% gg. Vorquartal (saisonbereinigt).

  • Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Sinkende Nachfrage im ÖPNV (20% bis 50% des üblichen Niveaus) bei zugleich hohem Angebot (80% bis 100%) verhagelt die wirtschaftliche Bilanz der Unternehmen. Bis zum Jahresende dürften sich die Umsatzverluste auf EUR 5 Mrd. summieren. Positiv für die Branche: Bundesländer beteiligen sich amÖPNV-Rettungsschirm (EUR 2,5 Mrd.).

  • Bitkom-Umfrage unter Startups:Fast jedes zweite Unternehmen sieht sich in seiner Existenz bedroht.

  • Busunternehmen erhalten ab Juli die bereits zugesagten Hilfsgelder in Höhe von EUR 170 Mio. (für die gesamte Branche). Damit sollen dieFixkosten ausgeglichen werden, die während des Lockdowns an-gefallen waren. Inzwischen ist das Geschäft in der Bustouristik wieder unter Auflagen erlaubt.

Deutsche Bank DB Research

  • ifo Umfrage zur Kurzarbeit im Mai:Gastgewebe und Fahrzeugbau nach wie vor stark betroffen, aber auch weitere Industriebranchen wie und Metallindustrie oder Kfz-Handel. Kaum Kurzarbeit im Bau-hauptgewerbe oder in der Immobilienwirtschaft.

  • Zoll sollRechtmäßigkeit der Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld überprüfen. Missbrauchsquote lag während der Finanzkrise bei 1,4%.

  • Internationaler LuftfahrtverbandIATA:Europäische Airlines könnten 2020 Verluste in Höhe von EUR 21,5 Mrd. erleiden. 6 bis 7 Millionen Arbeitsplätze sind in Gefahr.

  • Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA in der letzten Woche um gut 1,5 Mio. gestiegen.

Wirtschafts- und geldpolitische Maßnahmen:

  • Ergebnisse derBund-Länder-Konferenz vom Mittwoch: Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln blei-ben vorerst bestehen. Schulen und Kitas sollen nach den Sommerferien zumRegelbetrieb zurückkeh-ren, wenn es das Infektionsgeschehen zulässt. Keine Großveranstaltungen bis Ende Oktober. Zudem Einigung auf das Konjunkturpaket der Bundesregierung.

  • Bundesregierung beschließt Rettungsprogramm fürKultursektor.EUR 1 Mrd. sollen u.a. für den Erhalt von Kulturinfrastruktur sowie die Unterstützung von Theatern, Kinos etc. beim Umsetzen der Hygiene-vorschriften eingesetzt werden. Zudem Unterstützung alternativer, digitaler Kulturangebote.

  • EU-Regierungschefs beraten heute überCorona Recovery Package (Wiederaufbaufonds und Budget 2021-2027). ImEinladungsschreiben betont EU-Ratspräsident Michel,dass man sich einig sei bei der Finanzierung des Recovery Fund, also der temporären Schuldenaufnahme der Kommission an den Fi-nanzmärkten. Aber, wie üblich liegt der Teufel im Detail: Das Volumen des Fonds, das Verhältnis von Zuschüssen zu Krediten, die Kriterien der Verteilung und damit verbundene Konditionalität sind umstrit-ten. Wir erwarten daher vom heutigen Treffen keine Beschlüsse, sondern erst bei einem EU-Sondergip-fel unter deutscher EU-Präsidentschaft im Juli/ August.

  • EU-Kommission hat weitere wettbewerbspolitische Vorschläge vorgelegt. Unfaire Wettbewerbsvorteile, die ausländische Unternehmen durch staatliche Subventionen und/oder staatliche Kontrolle genießen, sollen verhindert werden. Schon länger diskutiert, die Corona-Krise hat die Ergänzung des EU-Regel-werks noch dringlicher gemacht. Es geht nicht um die kritisch zu sehende Förderung von europäischen Champions oder Investitionsprotektionismus, sondern umgleiche Regeln für alle im Binnenmarkt.

Unternehmensnachrichten:

  • Galeria Karstadt Kaufhof schließt 62 von 172 Filialen.

  • Lufthansa:Zustimmung zum Rettungspaket bei außerordentlicher Hauptversammlung unsicher. Groß-aktionär sieht Rettungspaket kritisch.Lufthansa fordert Aktionäre auf, Stimmrecht wahrzunehmen.

  • Fraport will bis zu 4.000 Arbeitsplätze abbauen.

Etwas Positives zum Schluss: DasPaul-Ehrlich-Institut hat dem deutschen Pharmaunternehmen CureVac die klinische Prüfung seines

Impfstoffs genehmigt. "Das Paul-Ehrlich-Institut geht davon aus, dass weitere klinische Prüfungen von COVID-19-Impfstoffkandidaten in Deutschland in den nächsten Monaten beginnen werden."Produktionvon 200 Millionen Impfdosen pro Jahr wäre möglich.

© Copyright 2020. Deutsche Bank AG, Deutsche Bank Research, 60262 Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe "Deutsche Bank Research" gebeten.

Die vorstehenden Angaben stellen keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Ver-fassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unternehmen entspricht. Alle Meinungen kön-nen ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die Meinungen können von Einschätzungen abweichen, die in anderen von der Deutsche Bank veröffentlichten Dokumenten, einschließlich Research-Veröffentlichungen, vertreten werden. Die vorstehenden Angaben werden nur zu Informations-zwecken und ohne vertragliche oder sonstige Verpflichtung zur Verfügung gestellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Angemessenheit der vorste-henden Angaben oder Einschätzungen wird keine Gewähr übernommen.

In Deutschland wird dieser Bericht von Deutsche Bank AG Frankfurt genehmigt und/oder verbreitet, die über eine Erlaubnis zur Erbringung von Bankge-schäften und Finanzdienstleistungen verfügt und unter der Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleis-tungsaufsicht (BaFin) steht. Im Vereinigten Königreich wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Filiale London, Mitglied der London Stock Exchange, genehmigt und/oder verbreitet, die von der UK Prudential Regulation Authority (PRA) zugelassen wurde und der eingeschränkten Aufsicht der Financial Conduct Authority (FCA) (unter der Nummer 150018) sowie der PRA unterliegt. In Hongkong wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Hong Kong Branch, in Korea durch Deutsche Securities Korea Co. und in Singapur durch Deutsche Bank AG, Singapore Branch, verbreitet. In Japan wird dieser Bericht durch Deutsche Securities Inc. genehmigt und/oder verbreitet. In Australien sollten Privatkunden eine Kopie der betreffenden Produktinformation (Product Disclosure Statement oder PDS) zu jeglichem in diesem Bericht erwähnten Finanzinstrument beziehen und dieses PDS berücksichtigen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen.

Deutsche Bank AG veröffentlichte diesen Inhalt am 19 Juni 2020 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 19 Juni 2020 09:06:04 UTC.

Originaldokumenthttps://www.dbresearch.de/PROD/RPS_DE-PROD/PROD0000000000509554/Deutschlands_Kampf_gegen_das_Coronavirus_–_Update.pdf

Public permalinkhttp://www.publicnow.com/view/27E7A892C436B2A279A711BA124D243F3D5C4C8D