Frankfurt (Reuters) - Der stellvertretende Deutsche-Bank-Chef Karl von Rohr übergibt seine Vorstandsressorts bereits zum 1. Juli und damit früher als erwartet.

Claudio de Sanctis übernimmt dann die Verantwortung für die Privatkundenbank und wird Mitglied des Vorstands, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Dienstag mitteilte. Für die Vermögensverwaltung - also die Mehrheitsbeteiligung an der Fondsgesellschaft DWS - wird Finanzvorstand James von Moltke zusätzlich verantwortlich sein. Wie von der DWS bekanntgegeben, wird über die Nachfolge von von Rohr als Aufsichtsratsvorsitzender der DWS in einem separaten Prozess entschieden.

Alexander von zur Mühlen übernimmt ergänzend zur Region Asien-Pazifik auch die Verantwortung für Europa, den Nahen Osten und Afrika (EMEA, ohne Großbritannien und Irland) und Deutschland. Die Neuverteilung der Vorstandsressorts hatte die Deutsche Bank Ende April beschlossen. Damals hieß es, diese solle spätestens ab dem 1. November mit dem Abgang von von Rohr umgesetzt werden. Von Rohr bleibt bis zu seinem Ausscheiden Ende Oktober Mitglied des Vorstands.

Der neue Privatkundenvorstand de Sanctis war bisher unterhalb des Vorstands für das Privatkundengeschäft im Ausland verantwortlich. Der 50-Jährige war 2018 als Europa- und Schweizchef der Vermögensverwaltung der Credit Suisse zur Deutschen Bank gewechselt. Filialen müssten größer und einladender werden - ein Ort, wo Menschen, die Zeit und Interesse haben, hingehen könnten, sagte De Sanctis der Nachrichtenagentur Reuters in einem im Mai geführten Interview. Banken hätten in den letzten 20 bis 30 Jahren die Rolle verloren, die sie einmal in der Gesellschaft spielten. Als er ein Kind war, seien die Berater der Familie der Pfarrer, der Arzt und die Bank gewesen.

Andere Geldhäuser haben sich daran versucht, ihre Filialen aufzupeppen. Die spanische Großbank Santander zum Beispiel hat so genannte Work Cafés eingerichtet, die Filialen mit Cafés kombinieren. Obwohl die Deutsche Bank Zweigstellen attraktiver machen will, dürften weitere Filialen geschlossen werden, um die Kosten zu drücken, wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte. Die Ratingagentur S&P, die vor kurzem die Bonitätsnote für die Deutsche Bank angehoben hat, verwies darauf, dass es in der Privatkundensparte noch beträchtlichen Spielraum für Kostensenkungen gebe.

(Von Tom Sims, bearbeitet von Hans Seidenstücker; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)