Frankfurt (Reuters) - Trotz eines Gewinnanstiegs über den Erwartungen steigt die Deutsche Bank auf die Kostenbremse und will weitere Stellen streichen.

Über den Konzern hinweg sollten rund 800 Jobs abgebaut werden, vor allem in besser verdienenden Beschäftigten aus kundenfernen Bereichen, kündigte Konzernchef Christian Sewing bei der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag an. Damit werde zum zweiten Quartal begonnen. "Wir wollen operativ mehr Kosten einsparen als bisher geplant und unser Kapital effizienter nutzen, um die Ausschüttungen an unsere Aktionäre und unsere Rendite zu erhöhen", erläuterte der Bankenchef. Das Einsparziel hob er um 500 Millionen Euro auf 2,5 Milliarden Euro an. Die Aktien lagen am Vormittag mehr als zwei Prozent im Plus.

Deutschlands größtes Geldhaus verdiente im ersten Quartal unter dem Strich 1,158 Milliarden Euro, ein Plus von neun Prozent und das elfte Quartal mit Gewinn in Folge. Die Summe übertraf auch die Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit rund 977 Millionen Euro gerechnet hatten. Die Konzernerträge stiegen um fünf Prozent auf 7,68 Milliarden Euro. Die Unternehmensbank erwirtschaftete 1,97 Milliarden Euro und damit 35 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Das Wachstum wurde von den stark gestiegenen Zinseinnahmen getrieben, die dank der Zinserhöhungen der Notenbanken um 71 Prozent wuchsen. Auch das Privatkundengeschäft profitierte davon: Die Erträge stiegen um zehn Prozent auf 2,4 Milliarden Euro.

"Angesichts unserer wachsenden Profitabilität und unserer sehr soliden Kapitalausstattung haben wir nun Gespräche mit den Aufsichtsbehörden über Aktienrückkäufe im zweiten Halbjahr aufgenommen", kündigte Sewing an. An anderer Stelle setzt die Bank allerdings den Rotstift an: Neben dem Stellenabbau werde das Baufinanzierungsgeschäft verschlankt, das Vertriebsnetz im Privatkundenbank optimiert und Prozesse durch Automatisierung optimiert. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz ergäben sich neue Chancen, sagte Sewing. Zudem wird der Vorstand nach dem Ausscheiden vom Vize-Vorstandschef Karl von Rohr und der Chefin des Amerika-Geschäfts, Christina Riley, von zehn auf neun Mitglieder verkleinert. Ende März hatte die Deutsche Bank insgesamt rund 86.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

EINLAGEN BRECHEN UM FÜNF PROZENT EIN

Die jüngsten Branchenturbulenzen mit dem Kollaps zweier US-Banken und der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS bekam auch die Deutsche Bank zu spüren: Der Aktienkurs rutschte Ende März zeitweise um bis zu 15 Prozent ab. Sowohl bei der Unternehmens- als auch bei der Privatkundenbank verzeichnete die Bank einen Rückgang der Einlagen: In der Unternehmensbank um sieben Prozent, im Privatkundengeschäft um zwei Prozent. Die Gründe hierfür sieht Finanzchef James von Moltke größtenteils im veränderten Investitionsverhalten der Kunden sowie im erhöhten Preiswettbewerb. Insgesamt sanken die Einlagen um fünf Prozent auf 592 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorquartal. Diese Tendenz habe sich bereits vor den Marktturbulenzen im März abgezeichnet. Von Moltke erwartet, dass die Einlagen zum Ende April wieder über 600 Milliarden Euro klettern werden.

Analysten von JPMorgan bezeichneten die Quartalszahlen als "gemischtes Bild" - stark im Unternehmenskundengeschäft, schwächer als erwartet im Investmentbanking und der Privatkundenbank. In der Investmentbank sanken die Erträge um 19 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Die Risikovorsorge für Kreditausfälle steigerte das Institut auf 372 Millionen Euro von 292 Millionen im Vorjahreszeitraum. Der Anstieg sei auf eine "geringe Anzahl von Einzelereignissen in der Internationalen Privatkundenbank" zurückzuführen.

(Bericht von Marta Orosz und Tom Sims; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)