Zürich (Reuters) - Der Schweizer Vermögensverwalter EFG International nimmt Fahrt auf.

In den ersten vier Monaten 2024 sammelte das Institut bei reichen Privatkunden 3,6 Milliarden Franken an neuen Geldern ein, wie EFG am Dienstag mitteilte. Auf das Jahr hochgerechnet entspricht dies einer Wachstumsrate von 7,6 Prozent nach 4,4 Prozent im Gesamtjahr 2023. EFG ließ damit die meisten Rivalen hinter sich und übertraf auch die eigene Vorgabe von jährlich vier bis sechs Prozent Wachstum. EFG halte an den bis 2025 angepeilten Zielen fest, wie Firmenchef Giorgio Pradelli zur Nachrichtenagentur Reuters sagte. "Aber wie wir bereits im Februar gesagt haben, werden wir sie bei diesem guten Start in den Zyklus hoffentlich nicht nur erreichen, sondern möglicherweise übertreffen."

Das Wachstum zum Jahresstart sei vor allem von den im Vorjahr neu eingestellten 141 Kundenberatern getragen worden. Rund 30 Prozent seien dabei von der 2023 durch die UBS übernommenen Credit Suisse gekommen. In den ersten vier Monaten des Jahres 2024 stellte EFG 26 weitere Berater ein oder machte ihnen Angebote zur Einstellung.

Angesichts des in der Branche bestehenden Margendrucks und Kostenfaktoren wie der Regulierung oder der Digitalisierung brauchten die Institute immer größere Volumen, sagte Pradelli. "Die Messlatte für eine Bank wie die unsere wird höher gelegt." Die EFG-Strategie sei auf organisches Wachstum über die Einstellung von Beraterteams ausgelegt. "Aber unser überschüssiges Kapital gibt uns auch gewisse Optionen in Bezug auf Übernahmen."

Die verwalteten Vermögen des Instituts beliefen sich Ende April 2024 auf insgesamt 158 Milliarden Franken, ein Plus von elf Prozent gemessen am Stand von Ende 2023. Neben den Netto-Neugeldern trugen auch positive Wechselkurseffekte sowie eine günstige Marktentwicklung zu dem Plus bei. Dank einer Ertragssteigerung fuhr EFG von Januar bis April einen Reingewinn von über 110 Millionen Franken und eine Eigenkapitalrendite von im Branchenvergleich hohen gut 20 Prozent ein.

Pradelli wollte sich nicht zu Medienberichten äußern, wonach EFG in den vergangenen Monaten Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss mit Julius Bär geführt hatte, nachdem Bär-Chef Philipp Rickenbacher wegen hoher Verluste mit dem zahlungsunfähigen Kunden Signa gehen musste. Während der Gespräche hatte Julius Bär Pradelli als potenziellen Leiter einer fusionierten Bank in Betracht gezogen. Inzwischen sind die Fusionsgespräche gestoppt worden, wie Reuters am Freitag berichtete. Zu einem möglichen Wechsel zu Bär sagte Pradelli: "Wir kommentieren keine Marktgerüchte. Ich denke, ich habe einen ziemlich guten Job, und wie Sie sehen können, geht es uns ziemlich gut." An der Börse gewannen EFG 1,3 Prozent.

(Bericht von Noele Illien und Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)