Domat/Ems (awp) - Auch die Ems-Chemie kann sich dem Abschwung nicht entziehen, der breite Teile der Wirtschaft im Griff hat. Das erfolgsverwöhnte Spezialchemieunternehmen musste das zweite Jahr in Folge sinkende Gewinnzahlen ausweisen.

Die Zahlen seien "wirklich nicht befriedigend", sagte Konzernlenkerin Magdalena Martullo-Blocher am Freitag vor den Medien. Das Jahr sei von zurückhaltenden Konsumenten und Unternehmen sowie von einem starken Schweizer Franken geprägt gewesen.

Konkret liest sich das so: Der Umsatz der Ems-Chemie ging 2023 um 10,4 Prozent auf 2,19 Milliarden Franken zurück. Alleine die Währungseffekte, um diese bereinigt sind die Verkäufe nur um 4,6 Prozent gesunken, erklären mehr als die Hälfte des Rückgangs.

Autobauer wieder im Kriechgang

Ein sehr wichtiger Kundenstamm der Ems sind die Autobauer - sie steuern rund 6 von 10 Umsatzfranken bei. Und bei VW, BMW und Co. seien im vergangenen Jahr rund 10 Prozent mehr Autos vom Band gerollt.

Doch die Autoverkäufe seien zu relativieren. "Die während Corona und der Chipkrise aufgestauten Aufträge wurden mittlerweile abgearbeitet", sagte Martullo. Und das Blatt habe sich gewendet: Laut Martullo haben viele Autobauer wieder unausgelastete Kapazitäten.

In der Summe lief aber der Autobereich besser als das Geschäft mit anderen Ems-Kunden aus der Industrie oder dem Konsumgüterbereich. Denn aus Ems-Polymeren werden zum Beispiel auch Skischuhe, Spielkonsolen oder Brillengestelle gefertigt.

Gewinn sinkt deutlicher

"Auto ist aber weniger profitabel als die anderen Geschäfte", sagte die Ems-Chefin. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank in der Folge mit minus 19,4 Prozent auf 493 Millionen Franken stärker als der Umsatz. Und die entsprechende Marge schrumpfte um 2,5 Prozentpunkte auf 22,5 Prozent.

Unter dem Strich stand ein Reingewinn von 461 Millionen Franken - ein Minus von 13,8 Prozent. Der Gewinn pro Aktie betrug 19,56 Franken. Davon werden insgesamt 16 Franken je Anteil als Dividende ausgeschüttet. Das sind 4 Franken weniger als im Vorjahr.

Erfolgreiche Vorwärtsstrategie

Wegfallende Geschäfte kompensiert die Firma der SVP-Nationalrätin seit Jahren erfolgreich mit Neugeschäften. Die Ems-Techniker suchen laufend nach Möglichkeiten, bei einem Kunden ein Produkt durch eigene Polymere zu ersetzen. Das klassische Beispiel sind Metallersatzteile, die Autos leichter machen und so Emissionen reduzieren.

Und trotz trüber konjunktureller Aussichten baut Ems seine baut die Verkaufs- und Entwicklungsteams deutlich aus. Das Ziel der "Vorwärtsstrategie": Noch mehr Neugeschäfte generieren.

"Wir sind im Gegensatz zu anderen Unternehmen in der Lage, in die Offensive zu gehen", sagte die Firmenlenkerin. "Wir müssen nicht abbauen, sondern können das Gegenteil tun", sagte Martullo. Das komme auch bei den Kunden gut an, weil sich Ems mit diesem Vorgehen auch als ein für die Zukunft verlässlicher Partner erweise.

Gleichwohl rechnet die Firma für 2024 lediglich mit einem Nettoumsatz auf Vorjahreshöhe und einem Betriebsergebnis (EBIT) leicht über Vorjahr. Denn das konjunkturelle Umfeld dürfte schwierig bleiben. Vor allem das erste Halbjahr werde aufgrund der gedrückten Konsumstimmung in Europa wohl sehr verhalten ausfallen.

ra/kw