HALLE (dpa-AFX) - Der Ausstieg aus der Kohleverstromung bietet nach Expertenmeinung neben Problemen auch Chancen für mehr Innovation und Digitalisierung. Deutschland könne mit innovativen Projekten international Maßstäbe setzen und exportfähige Lösungen für andere Länder liefern, sagte der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS Halle, Ralf B. Wehrsporn, am Samstag.

Allein aus Sachsen-Anhalt seien 111 Projekte in die Arbeit der Kohle-Kommission eingebracht worden, die im notwendigen Strukturwandel Alternativen bieten könnten. Als Beispiel nannte der Wissenschaftler das Projekt Hypos, an dem mehr als 100 Partner beteiligt sind.

Ziel ist die ökologische Herstellung, Speicherung und Anwendung von Wasserstoff. Er wird dabei nicht aus fossilen Rohstoffen, sondern mittels Elektrolyse aus Wasser und grünem Strom gewonnen. Am Chemiestandort Leuna wird die Produktion und in Salzstöcken nahe dem Ort Teutschenthal bei Halle die Speicherung erprobt.

Ein anderes Projekt befasst sich mit emissionsarmer Kohlenstoff-Kreislaufwirtschaft. Im Kraftwerk Jänschwalde im Lausitzer Revier liefen Forschungen zur möglichen Nachnutzung von Kohlekraftwerken, etwa durch Speicherung von grünem Strom in Salz-Batterien, wie Wehrsporn sagte.

Der Physikprofessor war Mitglied in dem 28-köpfigen Gremium. Die Kommission hatte sich nach einem Verhandlungsmarathon am frühen Samstagmorgen auf einen Abschlussbericht mit Empfehlungen an die Politik geeinigt. Es sieht unter anderem einen schrittweisen Ausstieg aus der Kohlenutzung zur Stromgewinnung bis 2038 vor./gik/DP/zb