Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht in der Schieflage des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande ein Risiko für die weltweite Finanzstabilität. In seinem aktuellen globalen Finanzstabilitätsbericht schreibt der IWF, derzeit seien die Auswirkungen zwar auf China begrenzt, doch dies könne sich ändern.

"Die Behörden haben zwar die Mittel, um im Falle einer Eskalation einzugreifen, aber trotzdem besteht das Risiko, dass es zu breiteren finanziellen Anspannungen kommt, mit Auswirkungen sowohl für die chinesische Wirtschaft und den Finanzsektor als auch für die globalen Kapitalmärkte", heißt es in dem Bericht.

Ansteckungsgefahren sieht der IWF neben der Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums in einer Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen - durch direkte Engagements internationaler Investoren in chinesischen Finanzanlagen infolge der Aufnahme Chinas in die globalen Benchmark-Indizes und durch eine Verschlechterung der weltweiten Risikobereitschaft.

Langfristig muss China laut IWF sein Regelwerk für die Restrukturierung und Abwicklung von Unternehmen verbessern. Kurzfristig seien Instrumente zur Eindämmung des finanziellen Stresses und zu Milderung der ökonomischen Auswirkungen durchaus vorhanden, allerdings sei ihr Einsatz mit Zielkonflikten verbunden.

"Je umfassender die Unterstützungsmaßnahmen, insbesondere wenn sie mit einer tatsächlichen oder vermeintlichen Lockerung der allgemeinen Bemühungen um die Entschuldung des Finanzsystems einhergehen, desto größer ist das Risiko, dass finanzielle Schwachstellen in Zukunft wieder auftauchen", warnt der IWF.

Eine frühere Intervention würde zwar das Ansteckungsrisiko mindern, zugleich aber den Eindruck verstärken, dass der Staat Unternehmen wegen ihrer Größe zu retten bereit ist. Der Versuch, Marktdisziplin aufrecht zu erhalten, könnte am Ende jedoch noch umfassendere Maßnahmen zur Bewahrung der Finanzstabilität notwendig machen.

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October 12, 2021 10:30 ET (14:30 GMT)