Die Münchner stockten am Freitagmorgen ihre Offerte um weitere 15 schwedische Kronen auf 125 Kronen je Haldex-Aktie in bar auf. Insgesamt bietet Knorr-Bremse jetzt umgerechnet fast 580 Millionen Euro. ZF Friedrichshafen wollte sich aber nicht geschlagen geben und legte am Nachmittag ebenfalls nach: Der Branchenriese vom Bodensee bot zehn Kronen mehr als zuvor, blieb mit 120 Kronen je Aktie aber unter der Offerte des Rivalen. Beide Seiten betonten, den schwedischen Hersteller unbedingt übernehmen zu wollen. Zudem halten sich beide für den besseren Partner für die Schweden.

"Wir sind fest entschlossen, die Verbindung von Haldex und Knorr-Bremse umzusetzen", sagte der Vorstandschef von Knorr-Bremse, Klaus Deller. Haldex und Knorr könnten als Systemanbieter eine Schlüsselrolle in der Branche spielen. "ZF ist genauso entschlossen wie Knorr-Bremse, Haldex zu übernehmen", konterte eine mit dem Vorgang vertraute Person von der konkurrierenden Seite. Nachdem ZF das Angebot erhöht hatte, teilte Knorr mit, die eigene Offerte sei besser, zudem könne man "mehr Wert schaffen und bessere Zukunftsaussichten liefern".

Hintergrund des Übernahmekampfes ist Experten zufolge die strategisch wichtige Technologie für autonomes Fahren von Lkw. ZF würde sich mit Lenkung, Sensoren und Bremsen aus einer Hand eine herausragende Position als Systemanbieter sichern. Das wolle Knorr-Bremse verhindern, sagte ein Insider. Der Bremsenhersteller aus München hat mit einem Jahresumsatz von 5,8 Milliarden Euro eine Spitzenposition am Markt. Haldex aus dem schwedischen Landskrona gehört mit einem Jahresumsatz von einer halben Milliarde Euro zu den kleineren Konkurrenten. Die Haldex-Aktien kletterten am Freitag um fast acht Prozent. "Wir haben heute bereits sehr positive Signale von Investoren zu unserem erhöhten Angebot erhalten", teilte Knorr-Bremse mit.

KARTELLRECHT HÜRDE FÜR KNORR

ZF hat bereits einen Anteil von gut 21 Prozent an der schwedischen Firma sicher. Der drittgrößte Autozulieferer der Welt kann zudem auf die Unterstützung des Haldex-Managements zählen. Ein Sprecher sagte: "Wir haben die technischen und kommerziellen Perspektiven der Übernahme von Haldex durch ZF aufgezeigt und sind deshalb der beste Partner für das Unternehmen." ZF hat zudem schon alle kartellrechtlichen Genehmigungen in der Tasche, während es bei einem Zusammengehen von Knorr und Haldex wegen Überschneidungen zu einer längeren Prüfung durch die Wettbewerbsaufsicht und zu Auflagen kommen könnte.

Haldex selbst hatte erklärt, dies könne länger als sechs Monate dauern, was das laufende Geschäft des Spezialisten für Bremsen und Luftfederungen empfindlich treffen könnte. Auch stünde die Übernahme in Frage, weil die Behörden Verkäufe und andere Auflagen verlangen könnten, die Knorr-Bremse nicht recht wären. Deller konterte: "Mit Blick auf das Kartellrecht haben wir unsere Hausaufgaben gemacht." Grünes Licht von den Behörden sei in einem vernünftigen Zeitrahmen zu erwarten. Knorr sei außerdem auf verschiedene Szenarien für Auflagen vorbereitet.

Knorr-Bremse kaufte in den vergangenen Tagen Haldex-Aktien auf und hält nach eigenen Angaben aktuell 11,35 Prozent an dem Spezialisten für Bremsen und Luftfederungen für Lkw. Die Münchner hatten die Offerte von ZF bereits einmal übertrumpft. Jetzt senkten sie so wie zuvor ZF die Mindestannahmeschwelle auf mehr als 50 Prozent von mehr als 90 Prozent.