Zürich (awp) - Die Julius Bär Gruppe hat im ersten Semester 2016 die Gewinnzahlen verbessern können und damit die Markterwartungen übertroffen. Dabei profitierte das Institut von einem verringerten Aufwand dank einer Anpassung des Pensionskassenplans in der Schweiz. Beim Neugeldzufluss bleibt die Bank weiterhin leicht unter den eigenen Zielen, sieht sich aber für das Gesamtjahr dank der beschleunigten Anstellung von Kundenberatern auf Kurs.

Der adjustierte Konzerngewinn für die ersten sechs Monate stieg mit 402,0 Mio CHF um 4,7% über den Wert, den die Bank im Vorjahr unter Ausschluss der US-Bussenrückstellung erreicht hatte, wie den am Montag publizierten Zahlen zu entnehmen ist. Unter dem Strich resultiert ein deutlich höherer Konzerngewinn nach IFRS von 362 Mio CHF. Im Vorjahr hatte dieser wegen der Rückstellung im US-Steuerstreit lediglich 40 Mio CHF betragen.

Per Ende des ersten Semesters verwaltete die Bank Vermögen in der Höhe von 311 Mrd CHF gegenüber 305 Mrd CHF per Ende April 2015. Die Geschäftsdynamik habe sich seit dem 1. Quartal 2016 verbessert, was zu erhöhten Zuflüssen geführt habe, so die Bank. Der Netto-Neugeldzufluss im Sechs-Monatszeitraum betrug 5,5 Mrd CHF (VJ 6,5 Mrd), was einem annualisierten Neugeldzufluss von 3,7% entsprach. Damit lag das Institut weiter unter dem selbst gesetzten Ziel von 4-6%.

DRUCK AUF DIE BRUTTOMARGE

Die Privatbank erwirtschaftete im ersten Semester einen Betriebsertrag von 1,43 Mrd CHF, was einem Anstieg um 1,2% entsprach. Die Bruttomarge erreichte 95 Basispunkte und lag damit unter den 99 Basispunkten im Vorjahreszeitraum. Tiefere Kundentransaktionen und Handelsvolumina machten der Bank zu schaffen. Immerhin habe sich die Bruttomarge aber gegenüber dem zweiten Halbjahr 2015 verbessert. Dazu beigetragen hätten auch höhere Handelsvolumina nach dem "Brexit-Votum."

Der adjustierte Geschäftsaufwand verringerte sich - ohne Einschluss der im Vorjahr getätigten US-Rückstellung - um 1% auf 940 Mio CHF. Dabei profitierte die Bank von einem positiven Einfluss von 63 Mio CHF dank der Anpassung des Pensionskassenplans in der Schweiz. Die Bank sieht sich zudem auf Zielkurs, die im Mai angekündigten weiteren Einsparungen über 50 Mio CHF zu erreichen - ein guter Teil werde im 2016 anfallen, sagte Finanzchef Dieter Enkelmann an einer Telefonkonferenz.

Die Cost/Income Ratio betrug 64,7%, nachdem sie im Gesamtjahr 2015 noch bei 67,2% gelegen hatte. Unter Ausklammerung der Sondereffekte blieb die Cost/Income-Ratio allerdigns über dem Zielkorridor von 64% bis 68%.

Mit den vorgelegten Zahlen hat Julius Bär die Konsenserwartungen übertroffen. Von AWP befragte Analysten hatten im Durchschnitt mit einem adjustierten Konzerngewinn von 337 Mio CHF und einem IFRS-Konzerngewinn von 311 Mio CHF gerechnet. Zudem hatten sie den Neugeldzufluss im Schnitt bei 4,2 Mrd CHF erwartet, die Kundenvermögen hatten sie bei 304 Mrd CHF prognostiziert.

MEHR ALS 200 NEUE KUNDENBERATER

Fortschritte mache die Privatbank bei ihrem Ziel der beschleunigten Rekrutierung von erfahrenen Kundenberatern, heisst es weiter. So hätten sich bereits über 200 Kundenberater für Julius Bär entschieden - der grössere Teil dürfte den Wechsel zur neuen Arbeitgeberin im zweiten Halbjahr vollziehen. Netto stellte die Bank im 1. Halbjahr 50 neue Kundenberater an, nachdem es im gesamten Jahr 2015 nur 40 gewesen waren. Die Anstellung neuer Kundenberater dürfte noch "einige Monate" andauern, sagte CEO Collardi. Eine bestimmte Zielgrösse habe sich die Bank dabei aber nicht gesetzt.

Neben dem organischen Wachstum schliessen die Verantwortlichen weiterhin auch Akquisitionen nicht aus. "Wir sehen uns weiter nach Übernahmegelegenheiten um, wir haben aber nichts gesehen, was unsere Kriterien erfüllt", so Collardi. Kleinere Transaktionen könnte Julius Bär aus der Bilanz finanzieren, ergänzte Finanzchef Enkelmann - für grosse Übernahmen müsste man allerdings an den Kapitalmarkt gelangen.

Bezüglich der Kapitalisierung betont die Bank weiterhin, klar über den regulatorischen Anforderungen zu liegen. Die den derzeitigen Anforderungen entsprechende (phase-in) BIZ Gesamtkapitalquote beträgt 17,3% und die (phase-in) CET1-Kapitalquote 15,9%. Bei voller Anwendung der neuen Basel III-Anforderungen resultiert allerdings noch eine Kernkapitalquote von 10,2% (Ende 2015: 12,2%).

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