FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Gabelstapler-Hersteller Kion wagt nach den Turbulenzen durch die Corona-Krise wieder eine konkrete Prognose für das laufende Jahr. Doch das Geschäft mit Gabelstaplern und anderen Flurförderzeugen wie Hubwagen läuft schwach. Eine starke Nachfrage nach automatisierten Lager- und Sortiersystemen und anderer Technik für die Lieferkettenlogistik kann den Rückgang nicht ausgleichen, wie Kion überraschend am Dienstag in Frankfurt mitteilte.

An der Börse wurden die Nachrichten mit Enttäuschung aufgenommen. Der Kurs der Kion-Aktie sprang nach den Nachrichten vom späten Vormittag nur kurzzeitig in die Höhe. Zuletzt lag das Papier mit 2,38 Prozent im Minus bei 76,04 Euro und gehörte damit zu den schwächsten Werten im MDax. Seit dem Jahreswechsel hat die Kion-Aktie allerdings um fast ein Viertel zugelegt. Insgesamt wird das Unternehmen an der Börse mit rund neun Milliarden Euro bewertet.

Die Kion-Führung um Vorstandschef Gordon Riske hatte ihre Jahresprognosen Ende März unter dem Eindruck der Pandemie gestrichen und zuletzt nur noch deutliche Rückgänge bei Umsatz und operativem Ergebnis vorhergesagt. Nach dem Ablauf des dritten Quartals wird das Management wieder konkreter.

So rechnet der Vorstand für das laufende Jahr jetzt mit einem Umsatz von 7,85 bis 8,45 Milliarden Euro. Damit bleibt Kion voraussichtlich klar hinter den 8,8 Milliarden aus dem Vorjahr zurück. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) dürfte 465 bis 545 Millionen Euro erreichen. Das wären etwa 36 bis 45 Prozent weniger als im Vorjahr.

Hoffnung macht der Auftragseingang - zumindest insgesamt. So erwartet die Kion-Führung in diesem Jahr Bestellungen im Wert von 8,9 bis 9,6 Milliarden Euro. Damit könnte das Unternehmen besser abschneiden als im Vorjahr, als sich die Neuaufträge auf 9,1 Milliarden Euro belaufen hatten.

Dass der Einbruch nicht stärker ausfällt, liegt an dem Geschäft mit Automatisierungslösungen, das von dem Boom des Onlinehandels profitiert. Um die vielen Sendungen in Lagern und Logistikzentren zu sortieren und zu transportieren, hatten Unternehmen schon im zweiten Quartal kräftig Anlagen bei Kion bestellt.

Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand damit, dass die Sparte Neuaufträge von 3,4 bis 3,8 Milliarden Euro hereinholt - und damit deutlich mehr als die knapp 2,8 Milliarden aus dem Vorjahr. Der Umsatz soll mit 2,4 bis 2,7 Milliarden Euro und der operative Gewinn mit 235 bis 275 Millionen Euro ebenfalls höher ausfallen als 2019.

In dem größeren Konzernbereich Industrial Trucks & Services, zu der das Gabelstapler-Geschäft zählt, muss Kion allerdings deutliche Rückgänge verkraften. So erwartet die Konzernspitze im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzrückgang von 6,4 Milliarden auf 5,45 bis 5,75 Milliarden Euro. Der operative Gewinn dürfte mit 265 bis 305 Millionen Euro im schlimmsten Fall um mehr als 60 Prozent einbrechen. Auch die Neubestellungen gehen zurück. Hier rechnet Kion mit 5,5 bis 5,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte die Sparte noch Aufträge im Wert von 6,3 Milliarden Euro hereingeholt.

Dabei ist sich der Vorstand darüber im Klaren, dass er die Entwicklung der Corona-Pandemie kaum vorhersagen kann. Daher ist er sich auch gut zwei Monate vor Weihnachten in seinen Vorhersagen für den Rest des Jahres nicht ganz sicher. "Ein weiterer konjunktureller Abschwung in wichtigen Absatzmärkten" könnte dazu führen, dass die Ergebnisse des Konzerns "wesentlich von den Prognoseaussagen abweichen", hieß es in der Mitteilung./stw/men/jha/