Jona (awp) - Der Baustoffkonzern LafargeHolcim hat im ersten Quartal 2020 die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zu spüren bekommen. Insbesondere in Asien war der Absatz von Zement und Baustoffen rückläufig während andere Regionen erst teilweise von Lockdown-Massnahmen betroffen waren. Die Erholung in China im April stimme jedoch mit Blick nach vorn zuversichtlich. Auf eine Jahres Guidance wird derzeit aber weiter verzichtet.

"Angesichts der Krise, die wie ein Tsunami über uns alle hereingebrochen ist, haben wir ein robustes Quartalsergebnis erreicht", sagte Konzernchef Jan Jenisch an einer Telefonkonferenz am Donnerstag. "Wir konnten den Rückgang in Asien teilweise durch solides Wachstum in Nordamerika und die Margenverbesserung in Europa ausgleichen."

Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent auf 5,29 Milliarden Franken zurück. Auf vergleichbarer Basis (like for like), also bereinigt um Devestitionen, Zukäufe und Währungen, betrug das Minus indes nur 3,3 Prozent. Der EBIT lag mit 262 Millionen Franken 14 Prozent tiefer und auf vergleichbarer Basis um 2,6 Prozent. Damit hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten sowohl beim Umsatz und vor allem beim EBIT klar übertroffen.

Marge in Europa verbessert

Bis Mitte März und bis zum Zeitpunkt, als die Auswirkungen von Covid-19 das Geschäft nicht nur China, sondern auch in anderen Märkten beeinträchtigte, sei eine deutlich stärkere Erstquartals-Performance als im Vorjahr verzeichnet worden, schreibt der Konzern. Bei den Verkaufsvolumen insgesamt verbuchten auf vergleichbarer Basis Zement (-5,2%) und Transportbeton (-8,5%) deutliche Rückgange, während bei den Zuschlagsstoffen ein kleines Plus von 0,5 Prozent erreicht wurde.

Die Region Europa habe trotz Unterbrechungen auf Schlüsselmärkten solide Ergebnisse mit gutem Wachstum in Osteuropa und robusten Ergebnissen in der Schweiz und Deutschland geliefert. In Frankreich, Grossbritannien und Spanien drückte Covid-19 indes auf das Volumen. Insgesamt ging der vergleichbare Umsatz in Europa um 3,9 Prozent zurück, während der EBIT um 9,3 Prozent zulegte.

Nordamerika habe eine exzellente Verbesserung im Volumenwachstum in allen Segmenten erwirtschaftet. Hier stieg der Umsatz um 10 Prozent und der Betriebsgewinn um rund 32 Prozent. Die starke Zementnachfrage habe sich fortgesetzt und die USA und Kanada erzielten solide Leistungsausweise. Die Beeinträchtigungn durch Covid-19 blieben in der Berichtsperiode gering.

Lateinamerika (Umsatz -0,5%; EBIT -2,7%) habe, angeführt von der soliden Performance in Mexiko, ein robustes Ergebnis geliefert. Lockdown-Massnahmen in Brasilien, Argentinien, Ecuador und Kolumbien belasteten indes das Geschäft.

Asien am stärksten betroffen

Der Leistungsausweis von Asien, Ozeanien (Umsatz -9,2%; EBIT -21%) litt unter dem Ausbruch der Corona-Pandemie, die sich in China im ersten Quartal deutlich auswirkte, wie es weiter hiess. Gut lief es in Indien. Dort konnte die Profitabilität trotz der Beschränkungen in der letzten Märzwoche erheblich erhöht werden. Fortgesetzt hat sich dagegen die Marktabschwächung in Australien.

Die Region Naher Osten, Afrika (Umsatz -7,2%; EBIT +3,3%) steigerte den wiederkehrenden EBIT überproportional. Hier wurden Südafrika und der Libanon durch Lockdown-Massnahmen beeinträchtigt.

Auswirkungen noch nicht abschätzbar

Mit Blick nach vorne sieht sich LafargeHolcim für die Krise gut aufgestellt. So verfügt die Gruppe per Ende März über eine gesicherte Liquidität von 8 Milliarden Franken. Diese besteht aus Barmitteln und ungenutzten vereinbarten Kreditlinien.

Die Finanzstärke des Konzerns sei zuletzt von S&P und Moody's durch deren Rating-Bestätigungen bekräftigt worden und im April habe man erfolgreich eine Refinanzierungsrunde mit der Emission von zwei Anleihen durchgeführt. Jenisch sieht aufgrund der Stärke der Bilanz derzeit auch keinen Grund, auf die Ausschüttung der geplanten Dividende zu verzichten.

Noch nicht genug Visibilität für Guidance

Die vollen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Unternehmensergebnisse für 2020 könnten indes zum aktuellen Zeitpunkt nicht beurteilt werden. Die grössten Auswirkungen erwartet das Management denn auch im zweiten Quartal. Zum Verlauf der Krise gebe es noch keine ausreichende Visibilität.

Angesichts der ermutigenden April-Daten zur Erholung in China blickt LafargeHolcim aber zuversichtlich in die Zukunft. "In China laufen wir wieder auf voller Stärke. Wenn die Erholung in anderen Ländern und Regionen nach einem ähnlichen Muster verlaufen sollte, ist das ermutigend", sagte der LafargeHolcim-Chef.

Die Bauindustrie sei widerstandsfähig und dürfte von künftigen Konjunkturprogrammen seitens der Regierungen und Zentralbanken profitieren. "Bisher wurden noch keine Projekte gestoppt und die Bauindustrie hat bisher immer von Stimulus-Massnahmen profitiert", so Jenisch.

Der Konzern hat seit Ausbruch der Krise verschiedene Massnahmen initiiert. So sollen die Investitionen gegenüber 2019 um mindestens 400 Millionen Franken reduziert werden. Für die Fixkosten peilt die Gruppe für 2020 einen Rückgang von 300 Millionen an. Zudem sollen das Nettoumlaufvermögen vermindert und alle Produkte und Dienstleistungen von Dritten überprüft werden. Ein Stellenabbau sei derzeit aber nicht geplant, betonte Jenisch.

Ende März hatte das Management aufgrund der Coronakrise seine bisherigen Jahresziele gekippt. Man sei mit einer beispiellosen Gesundheitskrise konfrontiert und Covid-19 verändere die Lebens- und Arbeitsweise der Menschen in vielerlei Hinsicht. Die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeitenden habe höchste Priorität, betonte der CEO.

yr/gab