Vevey (awp) - Nestlé hat im Frühlingsquartal das Wachstumstempo nochmals erhöht. Der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller konnte über die erste Jahreshälfte 2021 deutlich mehr Kaffee, Tierfutter und Fertiggerichte verkaufen. Für das Gesamtjahr traut er sich nun ein organisches Wachstum von 5 bis 6 Prozent zu. Dafür senkt er angesichts steigender Kosten die Margenziele.

Aus eigener Kraft wuchs Nestlé im zweiten Quartal 2021 um 8,6 Prozent, wie der Hersteller von Nespresso-Kaffee, Cailler-Schokolade und Maggi-Suppen am Donnerstag mitteilte. Damit legt er noch einmal eine Schippe obenauf: Im ersten Quartal hatte Nestlé mit 7,7 Prozent bereits das stärkste Wachstum seit fast 10 Jahren erreicht. Auch die Erwartungen der Analysten wurden damit deutlich übertroffen.

Über das gesamte erste Halbjahr legte Nestlé damit organisch um 8,1 Prozent zu. Die Steigerung der verkauften Mengen (RIG) trug 6,8 Prozent zu diesem Wachstum bei, Preisanpassungen 1,3 Prozent. Das Wachstum sei breit abgestützt gewesen, so Nestlé.

Wassergeschäft wächst wieder

Beim Wassergeschäft - bislang das Sorgenkind des Konzerns - zahlte sich die Konzentration auf internationale Premiummarken aus. So hat Nestlé das lahmende Geschäft mit lokalen nordamerikanischen Wassermarken verkauft. Prompt fand das Geschäft nun wieder auf den Wachstumspfad zurück (+3,6%).

Nestlé profitierte insgesamt aber auch von tiefen Vergleichszahlen aus dem letzten Jahr, als die Coronapandemie den Konzern vor allem im Ausserhausgeschäft gebremst hatte. Dieses Geschäft mit der Belieferung von Restaurants, Hotels oder Büros konnte sich nun stark erholen. Aber auch der Detailhandel, der in der Pandemie stark vom Heimkonsum beflügelt worden war, wuchs weiter.

Insgesamt setzte der Konzern von Januar bis Juni 41,8 Milliarden Franken um, das ist ein Plus von 1,5 Prozent. Diese Wachstumszahl ist für Anleger allerdings zweitrangig, da sie auch durch Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen beeinflusst wird.

Kostensteigerungen belasten Marge

Vom Umsatz blieben 7,3 Milliarden Franken als bereinigter operativer Gewinn übrig, 1,3 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Dies entspricht einer Marge von 17,4 Prozent - gleich viel wie im Vorjahr. Unter dem Strich verdiente Nestlé 5,9 Milliarden Franken, ein Plus von 1,1 Prozent.

Für das Gesamtjahr rechnet Nestlé nicht mehr länger mit einer moderaten Margenverbesserung gegenüber dem Vorjahr (17,7%), sondern mit einem Wert um die 17,5 Prozent. Grund dafür sind einerseits Kosten im Zusammenhang mit einer Übernahme und andererseits die anziehende Inflation. Wie andere Unternehmen auch bekommt Nestlé steigende Kosten für Transport, Logistik und Rohstoffe zu spüren.

Dieser Effekt sei allerdings temporär, versicherte Konzernchef Mark Schneider an einer Telefonkonferenz. Nestlé will die höheren Kosten nämlich über höhere Preise weitergeben. Wegen bestehenden Verträgen geschieht dies jedoch jeweils zeitverzögert. An der Vorgabe, die Marge moderat zu verbessern, hält Schneider daher fest. Über 2021 hinaus gelte dieser Ausblick unverändert.

Beim Wachstum sieht sich Nestlé nun bereit, die Mittelfristziele erfüllen zu können. Für das Gesamtjahr stellt Nestlé ein Wachstum von 5 bis 6 Prozent in Aussicht, was an goldene frühere Zeiten erinnert. Bisher war Nestlé von einem Wachstum über dem Vorjahr (+3,6%) ausgegangen.

Der Grundstein für konstantes organisches Wachstum im mittleren einstelligen Bereich in den kommenden Jahren sei gelegt, sagte Schneider. Die nötigen Anpassungen am Unternehmensportfolio seien gemacht. Zu- und Verkäufe bleiben aber weiter ein Thema, wie der Konzernchef durchblicken liess: Zurücklehnen werde man sich diesbezüglich nicht.

tt/uh