Frankfurt (Reuters) - Die Aktionäre von SAP haben bei der Hauptversammlung am Mittwoch die Weichen für die Zeit nach der Ära Hasso Plattners gestellt.

Sie wählten Pekka Ala-Pietilä trotz Kritik mehrerer Investoren in den Aufsichtsrat, dessen Vorsitz der Finne übernehmen soll. Die Zustimmungsquote lag bei knapp 96 Prozent. Damit kann er wie geplant die Nachfolge des SAP-Mitgründers Plattner antreten, der sich nach 50 Jahren weitgehend aus dem Walldorfer Softwarekonzern zurückzieht. Er wolle aber gar nicht erst versuchen, in die großen Fußstapfen Plattners zu treten, betonte der frühere Chef des Mobilfunkausrüsters Nokia. "Hasso ist Hasso", sagte Pekka Ala-Pietilä.

Vorangegangen war Kritik von Fondsgesellschaften und Aktionären an der Personalie und einem Hickhack um die Plattner-Nachfolge. "Wir werden diese Notlösung nicht mittragen", sagte Ingo Speich, Manager der Fondsgesellschaft Deka, in seiner Rede auf der Hauptversammlung. An Ala-Pietilä gerichtet fügte er hinzu: "Auch wenn Sie nur den Übergang sicherstellen sollen, halten wir Ihre mangelnde Unabhängigkeit für nicht zielführend."

Der Finne hatte dem SAP-Aufsichtsrat schon einmal knapp 20 Jahre lang angehört. Dies sei der Grund für seine Ablehnung der Kandidatur, erläuterte Portfoliomanager Markus Golinski von Union Investment. Die Statuten seiner Fondsgesellschaft sähen vor, dass für eine Zustimmung ein Kandidat einem Aufsichtsrat nicht länger als 15 Jahre angehören dürfe. Hendrik Schmidt, leitender Analyst der Fondsgesellschaft DWS, verwies darüber hinaus auf die zeitliche Belastung des Finnen durch die Leitung der Aufsichtsräte zweier weiterer Unternehmen. Da er aber ein Übergangskandidat sei, werde sein Haus der Personalie "ausnahmsweise" zustimmen, obwohl die DWS-Statuten eigentlich eine Ablehnung vorschrieben.

Ursprünglich sollte Punit Renjen, der frühere Chef der Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatungsgesellschaft Deloitte, dem SAP-Mitgründer und langjährigen Aufsichtsratschef Plattner nachfolgen. Vor drei Monaten kehrte der erst vergangenes Jahr in den Aufsichtsrat gewählte Renjen SAP aber überraschend den Rücken und war auch bei der aktuellen Hauptversammlung nicht anwesend. Einem Zeitungsbericht zufolge hatte er sich zu stark ins Tagesgeschäft eingemischt. Stattdessen wurde Ala-Pietilä zum Kronprinzen ernannt.

(Bericht von Hakan Ersen. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)