Basel (awp) - Das vom Basler Pharmakonzern Novartis übernommene Unternehmen Advanced Accelerator Applications (AAA) hat von der US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung für das Medikament Lutathera bei der Behandlung von bestimmten Tumoren des Verdauungstrakts erhalten. Novartis hatte erst Anfang vergangener Woche den erfolgreichen Abschluss der Übernahme der französischen AAA bekanntgegeben.

Das Medikament Lutathera, das in den USA bereits eine Bezeichnung als "Orphan Drug" zur Behandlung seltener Krankheiten erhalten hat, ist laut der Mitteilung eine der ersten zugelassenen Peptin-Rezeptor Radionuklid-Therapien. Diese Behandlung beinhalte ein Zielmolekül mit einer radioaktiven Komponente. Die Zulassung für die Behandlung von gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren (GEP-NET) basiere auf einer Phase III-Studie, die eine Reduktion des Krankheitsfortschritt oder von Todesfällen um 79% gegenüber der Standardbehandlung gezeigt habe, heisst es weiter.

NOVARTIS VERFÜGT MIT LUTATHERA ÜBER MODERNE RADIOLIGANDENTHERAPIE

Genau genommen gehört Lutathera zur modernen Radioligandentherapie (RLT). Dabei wird ein radioaktives Isotop (in diesem Fall Lutetium-177) zielgerichtet in die Tumorzellen eingeschleust. Dadurch wird ein sofortiges Zellsterben eingeleitet.

Novartis hatte Ende Oktober 2017 angekündigt, die an der US-Börse Nasdaq kotierte AAA für insgesamt 3,9 Mrd USD übernehmen zu wollen. Der Verwaltungsrat von AAA hatte das Angebot von Novartis zur Annahme empfohlen. Mit der Übernahme wollte Novartis das Krebsgeschäft nicht nur mit bevorstehenden Produktlancierungen, sondern auch einer neuen Technologieplattform mit möglichen Anwendungen für eine Reihe von onkologischen Programmen in der Frühentwicklung ausbauen, hiess es bei Lancierung der Übernahme.

Wie ZKB-Analyst Michael Nawrath in einem ersten Kommentar schreibt, gilt die US-Zulassung gilt für eine Orphan-Indikation, also eine Krebsart, die relativ selten vorkommt. "Diese NETs treten insgesamt zwar selten auf, sind aber im Magen-Darm-Trakt (Gastrointestinaltrakt, GI) der zweithäufigste Tumor", führt der Experte weiter aus. Dieser Krebs könnte durch Targeted Therapy (TT) wie diejenige mit Lutathera zumindest in Schach gehalten, wenn nicht sogar geheilt werden.

NOVARTIS STÖSST MIT RISIKO-STREUUNG AUF POSITIVES ECHO

Mit der Übernahme von AAA sehe er ein weiteres Beispiel, wie Novartis beginne, immer mehr "ein überschaubares Risiko von Partnerschaften einzugehen, um nicht nur aus eigener Forschung, sondern auch aus Kollaborationen und Akquisitionen heraus ihrem Anspruch, innovative Medikamente als First- und/oder Best-in-class auf den Markt zu bringen, gerecht zu werden".

Vontobel-Analyst Stefan Schneider hebt in seinem Kommentar noch hervor, dass die Zulassung zwar nicht wirklich überraschend sei, für die Übernahme von AAA durch Novartis aber einen positiven Ton setze. AAA passe strategisch gut zu Novartis und helfe dem Konzern sein GEP-NET-Portfolio zu schützen. Ausserdem sichere sich Novartis damit eine führende Rolle in der Behandlung dieser Tumore.

An der Börse fielen die Aktien von Novartis am Montag um 0,9% zurück, während der Gesamtmarkt (SMI) 0,61% verloren hat. Allerdings hatten die Novartis-Papiere nach der Zahlenvorlage Mitte vergangener Woche mit einem Wochenplus von über 5% einen sehr guten Lauf.

hr/cf