2023 ORIOR Gruppe

GESCHÄFTSBERICHT

Kennzahlen

in TCHF

2023

∆ in %

2022

Nettoerlös

643 094

+ 1.0 %

636 691

EBITDA

59 209

-7.7  %

64 115

in % vom Nettoerlös

9.2 %

10.1 %

EBIT

32 088

-15.3 %

37 892

in % vom Nettoerlös

5.0 %

6.0 %

Konzernergebnis Aktionärinnen und Aktionäre der ORIOR AG

24 798

-17.8 %

30 170

in % vom Nettoerlös

3.9 %

4.7 %

Operating Cash Flow

53 011

-10.8 %

59 421

Free Cash Flow

35 025

18 789

Nettoverschuldung / EBITDA-Quote

1.97

2.06

Eigenkapitalquote

23.5 %

21.3 %

ROCE

13.9 % 

15.5 %

Dividende  je Aktie in CHF

2.51

2.50

Börsenkapitalisierung per 31.12.

471 707

479 558

Durchschnittlicher Personalbestand (FTE)

2 135

2 041

Überblick

  • Nettoerlös stieg um 1.0 % (organisch 2.1 %) auf CHF
    643.1 Mio., getragen von der sehr guten Performance des Segments International, insbesondere von der Culinor Food Group.
  • EBITDA resultiert bei CHF 59.2 Mio. (Vorjahr: CHF 64.1 Mio.), die EBITDA-Marge liegt bei 9.2 %.
  • Senkung der Verschuldungsquote (Net Debt / EBITDA) von 2.06 x auf 1.97 x dank gutem Free Cash Flow.
  • Umfassende kurz-, mittel- und langfristige Massnahmen zur Steigerung der Effizienz und zur Verbesserung der Profitabilität eingeleitet.
  • ESG: auf Kurs zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele.
  • Antrag einer Dividende von CHF 2.51 je Aktie, Fort- führung einer attraktiven Dividendenpolitik mit einer mindestens gleichbleibenden absoluten Dividende für die nächsten Jahre.
  • Ausblick 2024: weiteres organisches Wachstum und Verbesserung der EBITDA-Marge.

Nettoerlös

EBITDA

Dividende pro Aktie

in CHF Mio.

in CHF Mio.

in CHF

600.3

614.1

636.7

643.1

52.8

64.1

64.1

59.2

2.33

2.40

2.50

2.51

2020

2021

2022

2023

2020

2021

2022

2023

2020

2021

2022

2023

Hinweis zu den Performancekennzahlen

ORIOR verwendet in vorliegendem Geschäftsbericht alternative Performancekennzahlen, die nicht in den Swiss GAAP FER definiert sind. Diese alternativen Performancekennzahlen bieten nützliche und relevante Informationen zur operativen und finanziellen Leistung der Gruppe. Das Dokument «Alternative Performancekennzahlen Geschäftsjahr 2023», welches unter https://orior.ch/de/finanzberichteeinsehbar ist, definiert diese alternativen Performance- kennzahlen.

ORIOR GESCHÄFTSBERICHT 2023 | Aktionärsbrief

ORIOR - Excellence in Food

ORIOR ist eine international tätige Schweizer Food & Beverage Gruppe. Sie besteht aus regional stark veranker- ten Unternehmen, die mit ihren bekannten Marken und Produktsortimenten führende Positionen in wachsenden Nischenmärkten im In- und Ausland halten.

Das dezentrale Geschäftsmodell ermöglicht den einzelnen ORIOR Unternehmen eine auf ihre Mitarbeitenden und ihre Kunden ausgerichtete, individuell gelebte Kultur und Identität sowie einzigartige Produkt-, Marken- und Konzeptwelten. Was alle miteinander verbindet, sind die Leidenschaft für Kulinarik und Handwerkskunst, ein auf Trends und Bedürfnisse ausgerichteter Innovationsspirit, Unternehmertum sowie starke, gemeinsame Werte.

Unser Führungsverständnis vereint die strategische Denk- und Handlungsweise der ORIOR Gruppe mit dem hohen Mass an Autonomie der Kompetenzzentren. Die ORIOR Strategie 2025 mit ihren Eckpfeilern und den gruppenwei- ten Schlüsselinitiativen wie das zukunftsweisende «ORIOR New Normal», das intradisziplinäre «ORIOR Champion- Modell» und die übergreifenden «ORIOR Brückenschläge» sind zentrale Erfolgsfaktoren der stetigen Wertsteigerung für alle unsere Stakeholder.

Motivierte Mitarbeitende, die Freude an ihrer Tätigkeit haben und für sich und ihre Arbeit Verantwortung überneh- men, sind der Schlüssel, um Ausserordentliches zu erreichen. Wir streben nach Einzigartigkeit und bester Qualität, um unsere Konsumentinnen und Konsumenten immer wieder mit genussvollen Erlebnissen zu überraschen und zu begeistern. Dafür steht unsere Vision: Excellence in Food.

1

Inhalt

Aktionärsbrief

2

Interview mit dem CEO

6

Nachhaltigkeit bei ORIOR

8

Corporate Governance-Bericht

11

Vergütungsbericht

39

Finanzbericht der ORIOR Gruppe

65

Jahresrechnung der ORIOR AG

101

Aktieninformationen

113

ORIOR GESCHÄFTSBERICHT 2023 | Aktionärsbrief

Sehr geehrte Aktionärin, sehr geehrter Aktionär

Die international tätige Schweizer Food & Beverage Gruppe ORIOR präsentiert für das Geschäftsjahr 2023 erneut Wachstum, das herausfordernde Umfeld belastet jedoch die Rentabilität. Der Nettoerlös stieg gegenüber dem Vorjahr um 1.0 % auf CHF 643.1 Mio. (zu gleichbleibenden Wechselkursen: CHF 650.0 Mio.). Der EBITDA reduzierte sich auf CHF

59.2 Mio., entsprechend einer EBITDA-Marge von 9.2 %. CEO Daniel Lutz zum vorliegenden Resultat: «Wir konnten trotz anspruchsvollen Rahmenbedingungen ein organisches Wachs- tum von 2.1 % realisieren. Dies unterstreicht, dass zahlreiche Bereiche sehr gut gelaufen sind. Es ist uns aber margenseitig nicht gelungen, die Kumulation der ungünstigen Ereig- nisse wettzumachen oder auszugleichen. Über die letzten Jahre haben wir gezeigt, dass wir fähig sind, agil auf sich stetig verändernde Marktbedingungen zu reagieren. Daher ist für mich klar: Wir werden die Rentabilität wieder steigern.»

Im Geschäftsjahr 2023 erzielte die ORIOR Gruppe einen Nettoerlös von CHF 643.1 Mio., was einer Steigerung von 1.0 % gegenüber dem Vorjahr entspricht (Vorjahr: CHF 636.7 Mio.). Die Nettoerlösentwicklung setzt sich aus einem organischen Wachstum von 2.1 % und einem Wechselkurseffekt von -1.1 % zusammen.

Positiv hervorzuheben ist die erfreuliche Entwicklung des Segments International, allem voran die Culinor Food

2Group und Casualfood, sowie in der Schweiz die solide Performance von Rapelli und Biotta. Die Kumulation ungüns- tiger Faktoren hat dazu geführt, dass die hohen Wachstumserwartungen von 4 bis 6 % und eine stabile Rentabili- tätsentwicklung nicht erreicht werden konnten. Hauptgründe waren das anhaltend inflationäre Umfeld mit steigen- den Inputkosten, was zu höheren Verkaufspreisen führte und die Konsumentinnen und Konsumenten vermehrt auf preiswertere ORIOR Produkte ausweichen liess. In der Folge wirkte sich dies in einem Produktmix mit tieferen Margen aus. Zusätzlich stiegen die Schweinefleischpreise wesentlich an und führten im vierten Quartal zu einem starken Margendruck. Die Bruttomarge der Gruppe stieg von bereits guten 45.9 % auf 48.0 %. Die steigenden Input- kosten konnten teilweise über höhere Preise weitergereicht werden. Zwar konnte die Effizienz erneut gesteigert werden, jedoch nicht im nötigen Ausmass, um dem gesamten Druck auf die Rentabilität entgegenzutreten. Die erwähnten Effekte wirkten sich dann auf den EBITDA aus, welcher sich auf CHF 59.2 Mio. belief (Vorjahr: CHF 64.1 Mio.), entsprechend einer EBITDA-Marge von 9.2 % (Vorjahr: 10.1 %).

Der EBIT verringerte sich aufgrund des tieferen EBITDA und höheren Abschreibungen auf CHF 32.1 Mio. (Vorjahr: CHF 37.9 Mio.). Das den Aktionärinnen und Aktionären der ORIOR AG zustehende Konzernergebnis resultierte in der Folge bei CHF 24.8 Mio. (Vorjahr: CHF 30.2 Mio.). Der Free Cash Flow stieg, hauptsächlich dank tieferen In- vestitionen, auf CHF 35.0 Mio. (Vorjahr: CHF 18.8 Mio.). Damit konnte die Verschuldungsquote (Net Debt / EBITDA) von 2.06 x auf 1.97 x weiter gesenkt werden.

ORIOR Segmente

Das ORIOR Segment Convenience mit den Kompetenzzentren Fredag, Le Patron, Pastinella und Biotta erwirt- schaftete einen um -0.2 % tieferen Nettoerlös von CHF 219.8 Mio. (Vorjahr: CHF 220.2 Mio.). Unter Berücksich- tigung der im Kontext von Werksentwicklungsprojekten ins Segment Refinement transferierten Volumen wäre das Umsatzwachstum leicht positiv gewesen. Pastinella verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr eine positive Entwicklung, wobei insbesondere der Absatz in der Gastronomie erfreulich zulegte. Auch Le Patron konnte das Vorjahresniveau trotz bescheidenem Weihnachtsgeschäft leicht übertreffen. Dies hauptsächlich dank Wachstum mit dem Retailsortiment. Biotta entwickelte sich in der Schweiz sehr gut, der Export litt jedoch unter zurückhal- tendem Konsumentenverhalten aufgrund des starken Schweizer Frankens und der damit verbundenen Teuerung

Remo Brunschwiler, Präsident des Verwaltungsrats (rechts) und Daniel Lutz, CEO ORIOR Gruppe

3

der Produkte. Fredag konnte das Kerngeschäft Geflügel weiter ausbauen; der Food Service und insbesondere der Export von Plant-based-Spezialitäten nach UK entwickelten sich nicht im Rahmen der Erwartungen.

Das ORIOR Segment Refinement mit den Kompetenzzentren Rapelli, Albert Spiess und Möfag musste einen Rück- gang des Nettoerlöses um -1.4 % auf CHF 245.7 Mio. hinnehmen (Vorjahr: CHF 249.1 Mio.). Die Hauptgründe waren das inflationäre Umfeld mit steigenden Inputkosten und infolgedessen höheren Verkaufspreisen. Dies führte zu Produktmixverschiebungen, da die Konsumentinnen und Konsumenten vermehrt auf günstigere Produkte umstie- gen. Rapelli erzielte - zusammen mit den aus dem Segment Convenience transferierten Volumen - eine solide Performance und konnte sowohl im Retail- als vor allem auch im Food-Service-Bereich zulegen. Weniger erfreulich verlief es bei Albert Spiess. Die Auslistung eines grösseren Auftrags sowie die fehlenden Intercompany-Umsätze mit Spiess Europe im schwächelnden französischen Markt resultierten in einem negativen Wachstum. Möfag konnte den Absatz erneut steigern. Über alle Kompetenzzentren hinweg belasteten die im zweiten Halbjahr schnell angestiegenen Schweinefleischpreise die Ergebnisse. In Kombination mit zeitlich begrenzten Volumenaufträgen zu Fixpreisen drückte dies wesentlich auf die Gruppenrentabilität.

Das ORIOR Segment International mit den Kompetenzzentren Culinor Food Group und Casualfood, der zur Biotta gehörenden Schwestergesellschaft Gesa und der Kommissionierungs- und Vertriebsplattform Spiess Europe steigerte den Nettoerlös im Berichtsjahr um 4.8 % auf CHF 198.8 Mio. (Vorjahr: CHF 189.7 Mio.). Das Segment er- zielte ein sehr gutes organisches Wachstum von 8.5 % bei einem Wechselkurseffekt von -3.7 %. Die Culinor Food Group verzeichnete eine ausserordentlich gute Performance. Positive Treiber waren neben der weiteren Kunden- und Kanalentwicklung die Lancierung innovativer Produktlinien sowie die Weitergabe der gestiegenen Inputkosten. Auch Casualfood konnte mit Wachstum überzeugen, dies dank höheren Passagierfrequenzen an allen wichtigen Standorten sowie dank neuer Konzepte und Outlets an bestehenden und neuen Standorten. Gesa profitierte weiter- hin von ihrer starken Marktstellung in der hochspezialisierten Nische und wuchs ebenfalls sehr erfreulich. Einzig Spiess Europe konnte im Segment International nicht überzeugen und verlor gegenüber dem Vorjahr aufgrund der genannten Gründe wesentlich Umsatz.

ORIOR GESCHÄFTSBERICHT 2023 | Aktionärsbrief

Die ORIOR Verantwortung

Bei vier von fünf quantitativen Zielen ist ORIOR auf Zielpfad. Das ist erfreulich, zumal alle Nachhaltigkeitsziele auch die Geschäftsperformance positiv beeinflussen. Wasserverbrauch, Treibhausgase, Food Waste und Unfall- quote lagen per Ende 2023 auf Zielkurs des Linearfortschritts; die Krankheitsquote konnte den Absenkpfad nicht erreichen. Mit dem Bericht über das Jahr 2023 werden erstmals auch die Anforderungen aus dem Obligationen- recht hinsichtlich nichtfinanzieller Berichterstattung adressiert. Die Vorbereitungen hierfür erstreckten sich über das gesamte Berichtsjahr. So wurde z. B. die doppelte Materialitätsanalyse durchgeführt und das gesamte Berichts- konzept auf die neuen Anforderungen ausgelegt. Im Sommer 2023 hat sich ORIOR mit dem Beitritt zur SBTi (Science Based Target initiative) zudem offiziell zu wissenschaftsbasierten Klimazielen bekannt. Die Baseline wurde errechnet und auf dieser werden nun die kurz- und langfristigen Ziele erarbeitet.

Dividende

Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung vom 23. Mai 2024, eine leicht höhere Dividende von CHF 2.51 je Aktie auszuschütten (Vorjahr: CHF 2.50).

Ausblick

Geschäftsjahr 2024

Für das laufende Jahr erwarten wir ein weiteres organisches Wachstum und eine Verbesserung der EBITDA-Marge. Das Umfeld und die Märkte dürften anspruchsvoll und die geopolitische Lage angespannt bleiben, wodurch sich die Rahmenbedingungen für die Geschäftstätigkeit von ORIOR kaum verbessern werden. Umsatzseitig erwarten wir dennoch ein von allen Segmenten getragenes organisches Wachstum von 1.5 bis 2.5 % (zu gleichbleibenden Wechselkursen). Als positive Treiber auf der Topline werden sich wiederum unsere etablierten Kernsortimente und Innovationen, die breite Diversifikation - kunden-, kanal- und produktseitig - sowie weitere Preisweitergaben durch-

4setzen. Das Segment International wird voraussichtlich erneut am stärksten zum organischen Gruppenwachstum beitragen. Im Fokus stehen ausserdem die Verbesserung der Rentabilität und die Steigerung der Effizienz, wofür umfassende Massnahmen laufen, sowie die Umsetzung weiterer Werksentwicklungsprojekte. Im Kontext des an- spruchsvollen Umfelds rechnen wir für das Geschäftsjahr 2024 mit einer schrittweisen Verbesserung der EBITDA-

Marge auf 9.3 bis 9.5 %.

Ambitionen aus der ORIOR Strategie 2025

Die Ambitionen zum organischen Wachstum (durchschnittlich 2 bis 4 % p.a.), zur Eigenkapitalquote (>25 %), zur Verschuldungsquote (<2.5 x) und zum Verbesserungsindex der Nachhaltigkeitsziele (>80 %) bleiben bestehen. Auch an der Ambition einer EBITDA-Marge >10 % wird festgehalten. Angesichts des voraussichtlich anhaltend anspruchs- vollen Umfelds dürfte eine Erholung auf das angestrebte Niveau 2 bis 3 Jahre in Anspruch nehmen. An der jährlichen Steigerung des absoluten EBITDA kann infolge des Resultats 2023 nicht mehr festgehalten werden. Der Verwal- tungsrat sieht für die nächsten Jahre eine mindestens gleichbleibende absolute Dividende vor.

Massnahmen zur Stabilisierung und Steigerung der Rentabilität und Effizienz

Sämtliche Schweizer Kompetenzzentren der ORIOR Gruppe sind in eine umfassende Business- und Produktport- folioanalyse eingetreten, um Innovationen sowie margenstarke Produktsortimente konsequenter im Markt zu för- dern und zu platzieren. Kostenseitige Optimierungspotenziale werden weiterhin konsequent umgesetzt. Auf Basis der Ausgangslage und der Anpassungen im Portfolio werden in einzelnen Kompetenzzentren auch die Strukturen überdacht und angepasst.

Der Verwaltungsrat und die Konzernleitung haben mit Blick auf die anhaltend anspruchsvollen Rahmenbedingungen beschlossen, in die neue 5-Jahresplanung einzusteigen. Die ORIOR Werksentwicklung ist ein zentraler Teil davon, um die Rentabilität zu steigern und die Effizienz zu verbessern. ORIOR hat zu diesem Zweck am strategisch wich- tigen Standort in Oberentfelden ein angrenzendes Gebäude mit zusätzlichem Land erworben. Es ist vorgesehen, in diesen Standort zu investieren. Derzeit läuft die Planung. Sobald diese ausgereift ist, werden weitere Informationen zum Projekt kommuniziert.

ORIOR GESCHÄFTSBERICHT 2023 | Aktionärsbrief

Dank

Der Einsatz, die Identifikation und das gemeinsame Einstehen für die erfolgreiche Entwicklung von ORIOR sind entscheidend für unseren Erfolg. Umso mehr, wenn die Rahmenbedingungen rau und das Umfeld volatil sind. In diesem Sinne gebührt allen Mitarbeitenden ein grosser Dank für ihr geschätztes Wirken. Unser Dank geht auch an unsere Kunden und Partner für die aufrichtige und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ebenso bedanken wir uns herzlich bei unseren Aktionärinnen und Aktionären für das Vertrauen in uns und unsere Arbeit.

Remo Brunschwiler

Daniel Lutz

Präsident des Verwaltungsrats

CEO ORIOR Gruppe

5

ORIOR GESCHÄFTSBERICHT 2023 | Interview

Daniel Lutz, CEO ORIOR Gruppe

6

Interview

Mit Daniel Lutz, CEO ORIOR Gruppe

Die Highlights 2023 in Kürze?

Wir konnten trotz anspruchsvollen Rahmenbedingun- gen ein organisches Wachstum von 2.1 % realisieren. Dies unterstreicht, dass zahlreiche Bereiche sehr gut gelaufen sind. Culinor hatte ein ausserordentlich gutes Jahr, auch Casualfood überzeugte mit ihrer Performance. Rapelli sowie Biotta und Gesa entwi- ckelten sich ebenfalls sehr erfreulich. Pastinella hat die Food-Service-Präsenz wesentlich ausbauen kön- nen und Fredag konnte im Kerngeschäft Geflügel wei- ter zulegen.

Was lief nicht gut?

Neben dem anhaltend inflationären Umfeld mit stei- genden Inputkosten und Produktmixverschiebungen stiegen die Schweinefleischpreise im zweiten Halbjahr überproportional schnell an. Gleichzeitig verliefen der Food-Service-Bereich sowie das Weihnachtsgeschäft unter den Erwartungen. Es ist uns margenseitig nicht gelungen, die Kumulation der ungünstigen Ereignisse wettzumachen oder auszugleichen.

Holen Sie das wieder auf?

Wir haben über die letzten Jahre gezeigt, dass wir fähig sind, agil auf sich stetig verändernde Marktbedingun- gen zu reagieren. Daher ist für mich klar: Wir werden die Rentabilität wieder steigern.

Wo sehen Sie die grossen Möglichkeiten von ORIOR? Bei Innovationen, auch bei der Optimierung bestehen- der Produkte und Konzepte, z. B. bei To-Go-Spezialitä-ten, im Plant-based-Bereich,beim Ausbau und bei der Weiterentwicklung von gesunden und nachhaltigen Produkten sowie im Food Service. Es sind diese Um- satzkategorien, die höhere Margen ermöglichen und zusammen mit einem stabilen Kernsortiment für eine gute Rentabilität entscheidend sind. Weiteres Verbes- serungspotenzial hinsichtlich der Rentabilität sehe ich in der Anpassungsfähigkeit der Kosten im Verhältnis zum Umsatz, in der Überarbeitung des Produktport- folios, in den Prozessen und in den Strukturen.

Und wir haben beschlossen, frühzeitig in die neue 5-Jahresplanung einzusteigen. Die ORIOR Werksent-

ORIOR GESCHÄFTSBERICHT 2023 | Interview

wicklung ist ein zentraler Teil davon, um die Rentabili- tät zu sichern und die Effizienz zu steigern.

Wie wichtig sind Konsumtrends und welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Trends für ORIOR? Trends sind sehr wichtig, denn von ihnen werden die neuen Angebote in Form von Produkt- und Konzept- innovationen abgeleitet. Die grössten und für ORIOR wichtigsten Trends sind über die letzten Jahre sehr konstant geblieben. Es sind dies bewusster Genuss, ausgewogene Ernährung, Regionalität, Out-of-home, Plant-based,nachhaltige Angebote, usw. Unsere Inno- vationen finden innerhalb dieser Trendkategorien statt und wir sind in der Umsetzung auf einem guten Weg.

Stichwort Inputkosten?

Anspruchsvoll, vor allem in Hinblick auf die geopoli- tische Weltmarktlage und die daraus entstandene Inflation. Auch die sehr schnell angestiegenen Schwei- nefleischpreise haben uns Marge gekostet, denn wir haben teilweise auch zeitlich begrenzte Aufträge zu fix vereinbarten Preisen. Hinzu kommt, dass die Kon- sumenten preissensibler geworden sind. Das führt in Haushalten mit knappem Budget und bei zusätzlich steigenden Preisen gezwungenermassen dazu, dass der Einkaufskorb oder auch die Möglichkeiten von Restaurantbesuchen angepasst werden. Für uns hat sich das in einem veränderten Produktmix mit tieferen Margen ausgewirkt.

Wie kompensieren Sie alle diese Effekte wie höhere Inputkosten oder Verschiebungen im Produktmix? Ein Teil der höheren Inputkosten kann weitergereicht werden, ein Teil muss über Effizienzgewinne wettge- macht werden. Die Prozesse sind bereits sehr schlank. Umso wichtiger sind neben weiteren Optimierungen der Effizienz eben auch Innovationen und neue Ange- bote. Dies, um neuen Umsatz mit nachhaltigen Margen zu erzielen, um die Produktionsmengen hoch zu halten und um die Kosten im Verhältnis zum Umsatz mög- lichst schnell und agil anpassen zu können.

ESG - was ist sinnvoll und tragbar? Wo sehen Sie ESG im Gesamtkontext der Herausforderungen? ESG ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil unserer ORIOR Strategie und unseres täglichen Wirkens. Gut definierte ESG-Zielehaben einen direkten positiven Einfluss auf unsere Performance, daher ist es auch aus wirtschaftlicher Perspektive richtig und wichtig, ESG proaktiv voranzutreiben. Es gelten in der Schweiz und in Europa nach und nach strengere rechtliche Anforderungen hinsichtlich ESG-Berichterstattung, -Transparenzund -Sorgfalt.Unsere seit 2018 verfolg- te Nachhaltigkeitsstrategie, die Systematisierung der

Datenerhebung und die kontinuierliche Weiterentwick- lung unserer Bestrebungen zeigen sich nun als wert- volle Grundlage. Neben der Adressierung aller neuen Anforderungen ist es aber vor allem auch wichtig, dass wir in den Themen selbst Fortschritte machen.

Thema Plant-based. Letztes Jahr haben Sie gesagt, dass Sie von künftigem Wachstum überzeugt sind. Wie sieht die Situation heute aus?

Der Plant-based-Trend ist hier, um zu bleiben und unse- re Produkte sind gut. In den für uns wichtigsten auslän- dischen Absatzmärken ist die Nachfrage aufgrund des veränderten Konsumverhaltens in Zusammenhang mit der Teuerung vorübergehend etwas abgeschwächt. Abgesehen davon gibt es für mich keinen Grund, an der künftigen positiven Entwicklung zu zweifeln. Wir konzentrieren uns verstärkt auf die Erschliessung von neuen Märkten mit gutem Umsatzpotenzial, auf die Modernisierung unserer Sortimente, auf die kontinuier- liche Weiterentwicklung unserer bestehenden Kunden sowie auf Effizienzsteigerungen in der Produktion und in der Wertschöpfungskette.

Welches sind Ihre persönlichen Prioritäten für 2024?

7

Die Rentabilität steigern, Innovationen vorantreiben, eine striktere Kostenkontrolle einfordern und noch näher an die Kunden rücken, um Bedürfnisse schnel- ler zu verstehen und in neue Angebote umzusetzen. Wir sind trotz dem Dämpfer in Sachen Rentabilität ein überaus solid aufgestelltes Unternehmen mit vie- len Bereichen, die sehr gut laufen. Dies gilt es weiter zu fördern und zu stärken, und dazu gehört auch die Wertschätzung gegenüber unseren Mitarbeitenden. Gleichzeitig müssen wir an unseren Schwächen arbei- ten, konsequent Prioritäten setzen und hierbei auch entscheiden, welche Dinge wir bewusst nicht oder nicht mehr tun.

Zum Schluss?

Ein grosser Dank an alle unsere Mitarbeitenden, an unsere Kunden und unsere Partner. Der Dank gebührt auch unseren Aktionärinnen und Aktionären sowie In- vestoren für das Vertrauen in ORIOR.

-

Nachhaltigkeit bei

ORIOR

ORIOR verfolgt ihre Nachhaltigkeitsstrate- gie als integralen Bestandteil ihres Kernge- schäfts. Entsprechend ist « Die ORIOR Ver- antwortung » als strategischer Eckpfeiler in unserer Geschäftsstrategie verankert und Voraussetzung für « Excellence in Food ».

Der neue, über die gesamte Gruppe konsolidierte, Nachhaltig- keitsbericht 2023 wird erstmals formell durch den Verwal- tungsrat und die Generalversammlung genehmigt. Wir sind überzeugt, dass dies dem integrativen Denken von finanziellen und nichtfinanziellen Inhalten einen weiteren Schub verleiht und unseren Stakeholdern ein noch besseres Gesamtbild der ORIOR Gruppe ermöglicht. Die Details unserer Nachhaltigkeits- bestrebungen finden Sie wie üblich im Nachhaltigkeitsbericht und auf unserer Website.

8 >ORIOR Nachhaltigkeitsbericht 2023(Erscheint Ende April 2024) >Nachhaltigkeit bei ORIOR

Mit Freude präsentieren wir an dieser Stelle einige Highlights unseres Nachhaltigkeitsmanagements im Jahr 2023. In An- betracht der sich allmählich dem Ende zuneigenden Strate- gieperiode 2018-2025 möchten wir diese Gelegenheit zudem nutzen, um einen Rück- und Ausblick auf die Nachhaltigkeitsreise der ORIOR Gruppe zu werfen.

Einige Highlights

Einläutung Workshopreihe

Die operative Umsetzung unserer Nachhaltig- keitsbestrebungen erfolgt dezentral in unseren Kompetenzzentren. Diese Vorgehensweise ist wichtig, da die Herausforderungen aufgrund der Vielfalt unserer Unternehmen und Produkte stark variieren können. Um dieser Vielfalt ge- recht zu werden und unsere Bemühungen weiter zu intensivieren, haben wir im Berichtsjahr ein neues Format eingeführt: eine Workshopreihe im Bereich Nachhaltigkeit. In unit-spezifischen Workshops werden die lokalen Erfolgsfaktoren und Herausforderungen analysiert. Anschlies- send werden vor Ort Verbesserungsmassnah- men erarbeitet, die dann implementiert werden. Der Pilot-Durchgang bei Rapelli verlief sehr viel- versprechend.

Wissenschaftsbasierte Klimaziele

Im Sommer 2023 hat sich ORIOR offiziell zu wissenschaftsbasierten Klimazielen bekannt. Im Rahmen dieses Projekts werden kurz- und langfristige «Science Based Targets» erarbeitet, die unsere Ambitionen festhalten. Die Einrei- chung bei der «Science Based Targets Initiati- ve» (SBTi) zur Verifizierung wird bis spätestens im ersten Halbjahr 2025 erfolgen.

oduktverantwortu

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Nachhaltige

Rohstoffe

Tierwohl

Sichere und gesunde

Nahrungsmittel

die ORIOR

Entwicklung der

Food Waste

Mitarbeitenden

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Wirtschaftliche

Wasser

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Auswirkungen

U

2018 / 2019

Publikation erste ORIOR

Nachhaltigkeitsstrategie

  • Abdeckung ORIOR Schweiz
  • Erste Wesentlichkeits- analyse

Publikation erster ORIOR

Nachhaltigkeitsbericht

  • Abdeckung ORIOR Schweiz
  • GRI-Konformität

Inbetriebnahme der Holz- schnitzelheizung​

Biotta

2020

Publikation zweiter ORIOR Nachhaltigkeitsbericht

  • Abdeckung ORIOR Schweiz
  • GRI-Konformität
  • Aufnahme SDGs

Umstellung des eingekauften Stroms auf 100 % ​Wasserkraft ​

ORIOR Schweiz

Verankerung von ESG im Long Term Incentive Plan

Konzernleitung

2021

Publikation dritter ORIOR Nachhaltigkeitsbericht

  • Abdeckung ORIOR Schweiz
  • GRI-Konformität

Bekenntnis Netto-Null​2050

ORIOR Gruppe

Erste Teilnahme CDP

Gutes B-Rating

Belgisches Tochterunternehmen publiziert ersten eigenen Bericht

Culinor

2022

Publikation vierter ORIOR Nachhaltigkeitsbericht

  • Abdeckung ORIOR Schweiz
  • GRI-Konformität

Bestellung ESG Committee​

ORIOR Verwaltungsrat

Corporate Governance Studie​

1. Platz Inrate zRating

Deutsches Tochterunternehmen publiziert ersten eigenen Bericht

Casualfood

Attachments

Disclaimer

Orior AG published this content on 12 March 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 13 March 2024 05:10:02 UTC.