Zürich (awp) - Der Lebensmittelhersteller Orior hat im ersten Halbjahr weniger Gewinn als noch vor einem Jahr erzielt. Unter den Folgen der Corona-Pandemie litt besonders das margenstarke Geschäft mit Verkaufstellen an Bahnhöfen oder Flughäfen sowie jenes mit Gastrobetrieben.

Der Gewinn rutschte im Zeitraum Januar bis Juni um 41 Prozent auf 8,3 Millionen Franken ab. Das Betriebsergebnis sank auf Stufe EBIT um 42 Prozent auf 10,0 Millionen. Und der EBITDA ging um 17 Prozent auf 23,5 Millionen zurück, wie die für Marken wie etwa Rapelli oder Biotta bekannte Gesellschaft am Mittwoch mitteilte.

Bereits Mitte Juli hatte Orior über die Umsatzentwicklung berichtet. Die Verkäufe stiegen trotz Corona im Halbjahr um 2,8 Prozent auf 287,4 Millionen Franken und ohne Währungseinflüsse sowie Zukäufe resultierte ein organisches Wachstum von 0,2 Prozent. So schmolz die EBITDA-Marge um 2 Prozentpunkte auf noch 8,2 Prozent.

Margen-Verbesserung erwartet

Vor einem Margenrückgang hatte Orior bereits im Juli gewarnt. Der Grund dafür sei, dass Orior das Geschäft während der Krise habe umstellen müssen und auf den Detailhandel ausgerichtet habe. Das habe Margenverluste und Sonderkosten verursacht. Höhere Kosten entstanden auch im Zusammenhang mit den wegen Corona eingeführten Schutzmassnahmen für die Mitarbeitenden.

Zudem seien die Reisegastronomie und das Gastrogeschäft während des Lockdowns quasi zum Erliegen gekommen, heisst es weiter. Und auch der Absatz von Fertiggerichten harzte. Die negativen Entwicklungen habe man mit Massnahmen wie Kurzarbeit und dem Erhalt einmaliger Versicherungsleistungen nur teilweise auffangen können.

Mit der schrittweisen Öffnung der Wirtschaft, verbessert sich auch die Geschäftslage von Orior wieder. Die Gruppe rechnet mit einer guten Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte und einer Verbesserung der EBITDA-Marge. Auf eine konkrete Guidance zum Gesamtjahr verzichtet Orior allerdings weiterhin.

Der Bereich Food Service dürfte sich den Angaben zufolge weiter erholen, wobei Events die man beliefern könnte weiterhin ausfallen. Im Retailbereich rechnet Orior mit einer anhaltenden Überperformance, doch werde sich das Wachstum wohl etwas abflachen.

Nur langsam werde sich aufgrund der weltweit nach wie vor unsicheren Lage rund um das Coronavirus die Reisegastronomie erholen. Die deutsche Tochter Casualfood sei aber mit ihren Kleinflächen und mobilen To-Go-Stände gut aufgestellt, um beim Hochfahren des Reisegeschäfts partizipieren zu können. Casualfood werde an einzelnen Monaten gegen Ende Jahr den Break-Even erreichen und 2021 in die Gewinnzone zurückkehren, heisst es.

Am 9. November will Orior die Stossrichtungen der neuen Strategie "Orior 2025" präsentieren. Dabei gehe es um das an Bedeutung gewinnende Thema Nachhaltigkeit sowie auch um die Umsetzung von Kosteneffizienzmassnahmen oder um nachhaltiges Wachstum.

Aktie verliert

Mit den Zahlen hat Orior die Erwartungen der Analysten verfehlt. An der Börse stehen die Aktien von Orior unter Druck und verlieren gegen 09.35 in einem ruhigen Geschäft 0,4 Prozent auf 75,40 Franken. Bislang wurden lediglich rund 1'250 Papiere gehandelt. Der Gesamtmarkt (SPI) notiert derweil mit 0,2 Prozent leicht im Plus.

Orior habe während der Coronakrise die negativen Entwicklungen der an Bahnhöfen und Flughäfen aktiven Gastrokonzepte der deutschen Tochter Casualfood stark zu spüren bekommen, schreibt René Weber von der Bank Vontobel. Immerhin zeichne sich mit den schrittweisen Öffnungen eine Erholung in diesem Geschäft ab, während sich das starke Wachstum im Detailhandel etwas abschwächen dürfte. Allgemein rechnet Weber im zweiten Halbjahr mit einer Normalisierung des Marktumfelds.

Wie erwartet hätten die Umsatzrückgänge im Convenience-Geschäft sowie Corona-Sonderkosten auf die Margen von Orior gedrückt, heisst es bei der ZKB. Als positiv wertet Analyst Patrik Schwendimann die vom Management erwarteten Steigerungen bei Umsatz und Profitabilität im weiteren Jahresverlauf. Casualfood dürfte im nächsten Jahr in die Gewinnzone zurückkehren. Da im Aktienkurs bereits vieles zur Geschäftsentwicklung eingepreist sei, sei nicht mit allzu grossen Kursschwankungen zu rechnen, heisst es weiter.

mk/yr