Zürich (awp) - In der Schweiz toben seit Tagen immer wieder heftige Gewitter, die zu hohen Schäden und sogar zu Todesfällen führen. "Solche Ereignisse hat es schon immer gegeben, aber sie kommen durch die Klimaerwärmung öfter vor", sagte Balz Grollimund im Interview mit der "Sonntagszeitung" (30.06.). Er ist beim Rückversicherer Swiss Re für die Entwicklung der Katastrophen-Risikomodelle verantwortlich.

"Starkniederschläge werden tendenziell häufiger und auch stärker. Wenn so viel Regen fällt und die Böden schon stark wassergesättigt sind, steigt die Gefahr von grossen Murgängen", so Grollimund weiter. Zwar sei viel in den Hochwasserschutz investiert worden, gleichzeitig gebe es einen Trend hin zu mehr Starkregen und zu anderen Gefahren wie Hagel oder Windstürmen.

Die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen steigen laut Grollimund global seit etwa 15 Jahren stetig - um rund 5 bis 7 Prozent pro Jahr. "Im vergangenen Jahr haben sie zum vierten Mal in Folge die 100-Milliarden-Dollar-Marke überschritten. Zwei Drittel davon waren auf schwere Gewitterstürme in Kombination mit Hagel, Überflutungen und Tornados zurückzuführen." Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass sich diese Tendenz ändert.

Grund für die steigende Schadensumme sei zum einen die Inflation, wodurch der Wert von Gebäuden und die Reparaturkosten steigen, erklärte der Experte. "Zum anderen werden die Städte immer grösser, und mit dem Wirtschaftswachstum steigt wiederum der Wohlstand. Menschen besitzen mehr." Wenn ein Naturereignis eintrete, seien die Schäden viel höher als früher.

Für einzelne Erstversicherer schlagen sich die erhöhten Schadensrisiken durchaus im Ergebnis nieder, je nachdem, welche Risiken sie auf den Büchern haben, wie Grollimund weiter erklärte. "Insgesamt war 2023 für die Versicherer von Naturgefahren trotz der Milliardenschäden ein profitables Jahr. Das erlaubt es der Branche, die notwendigen Reserven zu bilden, um Schocks absorbieren zu können, wenn ein Naturereignis eintritt."

mk/